Im Selous Park im Süden Tansanias leben Elefanten, Löwen, Büffel, Hippos und Leoparden. Alexandra Klaus hat das Naturreservat mit Kamera und Mama besucht – sie wurde nicht enttäuscht.
Unsere Safari beginnt mit einem Eiertanz. Als ich mich noch etwas schlaftrunken auf den Beifahrersitz des Geländewagens wuchten will, entfährt unserem Fahrer Yusuph ein spitzer Schrei – drei Paletten frische Eier wären fast hinüber gewesen. Kleinlaut trolle ich mich nach hinten, und werde im Laufe Fahrt von Dar es Salam in den Selous Parc noch mehrfach feststellen, dass der Beifahrersitz hierzulande Lebensmitteln vorbehalten ist.
Es sind nicht viel mehr als 200 Kilometer von unserem Domizil in Daressalam bis zum UNESCO-Weltnaturerbe Selous Game Reserve, doch wir werden für die Strecke rund sechseinhalb Stunden benötigen. Denn als Yusuph, meine Mutter und ich uns gegen 7 Uhr auf den Weg machen, hat die Rushhour in der Metropole Tansanias bereits begonnen, ein für Besucher nur schwer erträgliches Chaos, das die Einheimischen aber mit stoischer Gelassenheit ertragen – auch wenn der Weg zur Arbeit statt 20 Minuten auch schon mal eineinhalb Stunde dauern kann.
Vom Rücksitz aus beobachten wir interessiert die apokalyptische Verkehrslage: zwischen den Autos bahnen sich Radfahrer den Weg, durch den Stau laufen Händler, die mit eigentümlichen Schnalz-Lauten auf die Ware auf ihrem Kopf aufmerksam machen.
Das Angebot reicht von Cashewnüssen und Getränken bis hin zu Globen, Bierkrügen und Federbetten.
Nach gut zwei Stunden haben wir den Moloch hinter uns gelassen, der Verkehr fließt nun, dafür wird die Straße zusehends schlechter. Yusuph fährt ruhig und konzentriert, Wasser oder die von uns mitgebrachten Frühstückskekse lehnt er mit Hinweis auf den Fastenmonat Ramadan ab.
Immer wieder macht er halt und verhandelt mit Händlern am Wegesrand über Obst und Gemüse: nach und nach wandern Ananas, Bananen, Melonen und diverse Gemüsesorten ins Auto.
Die letzten 100 Kilometer sind nur noch ein rumpelige Piste und wir kommen ordentlich durchgeschüttelt in unserem Safari-Camp, der Jimbiza Lodge, an. „African Free Massage“ nennen die Einheimischen augenzwinkernd die Fahrt durch die Schlaglöcher des Landes.
Die Jimbiza Lodge befindet sich etwa vier Kilometer außerhalb des Parkeinganges Mtemere, mit prächtiger Aussicht auf den Fluss Rufiji. Die Lodge ist nicht nur sehr schön gelegen, sondern entspricht auch genau unseren Vorstellungen von einem Quartier für „Abenteuer Light“: in dem Familienunternehmen erwartet den Gast kein Luxus, wohl aber kann er alle Annehmlichkeiten eines Hotels genießen.
Das mit Palmwedeln bedeckte, offene Restaurant etwa ist zurückhaltend dekoriert, unter anderem mit Schnitzereien der Makonde. Selbst einen Pool hat die Anlage zu bieten, nur auf eine Trittleiter wurde leider verzichtet, weshalb sich die verhinderten Badenixen später ziemlich ungelenk aus dem Becken robben. Wie ich bereits schrieb: bitte kein übertriebener Luxus.
Schmale Pfade in der begrünten Anlage führen zu den 15 Hütten, Zelten oder Baumhäusern, die sich mit ihrer Bauweise aus Naturmaterialien sehr gut in die Landschaft integrieren.
Obwohl sonst eher Hotel-Ladies, haben wir ein Zelt gebucht – wissend, dass es sich hier eher um Glamping als um Camping handelt: solide Betten, gekachelte Dusche, eigene Toilette und sogar einen großen Spiegel. Man will ja auch im Dschungel nicht ganz verlottert aussehen. Etwa, wenn man sich abends zum Sundowner in den Korbstühlen der Lounge niederlässt und versonnen auf den Fluss blickt, während man den Tiergeräuschen lauscht.
Doch bevor wir uns ein kühles „Kilimandscharo“ genehmigen, geht es auf Flusssafari. Unser Guide mit Namen Tuesday holt uns im Boot direkt am Ufer bei der Lodge ab und tuckert gleich zu einer der Hauptattraktionen des Rufiji: Hippos, die sich in der Abendsonne ein Bad genehmigen und dabei wohlig grunzen.
Sie scheinen ebenso zufrieden zu sein wie wir, die wir nun bei perfekten 25 Grad zweieinhalb Stunden Bootstour vor uns haben: als einzige Passagiere von Tuesday, der mit Adleraugen Kingfischer, Krokodile, Warane und Äffchen für uns erspäht und uns nicht nur über Flora und Fauna entlang des Flusses aufklärt, sondern auch über die Menschen der umliegenden Dörfer, für die der Fluss natürlich ebenso lebenswichtig ist.

Trotz seines prahlerischen Namens auch kein Kandidat für die großen Fünf: Der Kingfisher
Zurück in der Lodge, bekommen wir ein ordentliches Menü aus Kartoffelsuppe, Chicken Curry und Ananas serviert und gesellen uns noch kurz zu einem deutschen Pärchen ans Lagerfeuer. Die beiden haben für den nächsten Morgen eine Fußsafari gebucht, bei der sie mit einem Guide durch den Selous Park wandern.
Als wir grade überlegen, ob wir noch nachträglich eine solche Tour buchen sollen, versichern uns die beiden, dass man es in der Lodge auch gut ohne Programm aushält: einfach mal runterschalten, mit einem Buch im Sessel sitzen, hinunter auf den Fluss schauen.
Das Handy ist sowieso aus – es gibt keinen Empfang – und der Stromgenerator rattert nur wenige Stunden am Morgen und am Abend. Um 22 Uhr löschen wir die Petroleumlampe vor dem Zelt und schlafen tief, bis wir morgens von Affengeschrei geweckt werden.
Text und Bilder: Alexandra Klaus. Alle weiteren Reiseinformationen in Teil 2.