Wer genau hinschaut sieht die Loire in Nantes bergauf fließen. Das kommt durch die Gezeiten, die auch 60 km landeinwärts das Wasser zurückzudrängen. Zugleich aber handelt es sich dabei um eine schöne Metapher: die Hafen- und Industriestadt schwimmt nur zu gerne gegen den Strom.
Foto: Ralf Johnen
Die Highlights von Nantes sind denn auch mehr als ungewöhnlich. Street Art und Kunst im öffentlichen Raum sind groß – und es kommen ständig neue Exponate hinzu. So ist die 320 000-Einwohnerstadt zur Kapitale des jungen, kreativen Frankreichs geworden. Vor allem junge Franzosen geben dafür sogar ihre Heimat in Paris auf.
Foto: Ralf Johnen
1 Die Machines d l’Île
Ein zwölf Meter großer Elefant mit enormen Stoßzähnen, einem voll funktionsfähigen Rüssel – und eingebauter Aussichtsplattform. Dieser höchst exotische Bewohner ist seit seiner Geburt im Jahr 2007 zum Gesicht von Nantes aufgestiegen. Dabei handelt es sich um eine Kreation der Performance-Gruppe La Machine.
Foto: Ralf Johnen
Diese betreibt auf der Loire-Insel Île de Nantes eine Ausstellungshalle und ein Atelier. Dort kreieren die Mitarbeiter am laufenden Band weitere skurrile Kreaturen und Skulpturen. Diese werden in der Galerie des Machines zum Leben erweckt. Du kannst der Crew aus der Ferne bei der Arbeit zusehen.
Foto: Ralf Johnen
Machines d’Île und Galerie des Machines wechselnde Öffnungszeiten, ab 8,50/6,90 €, Parc des Chantiers.
Foto: Ralf Johnen
2 Das Carousel des mondes marins
Schon mal aufgefallen, dass in jedem noch so kleinen französischen Dorf ein Karussell für Kurzweil sorgt. Ein wenig irritierend, aber nicht unsympathisch, wenn es um die Aufrechterhaltung nichtdigitalen Amüsements geht. Dieses auf Alt getrimmte Karussell allerdings gehört ebenfalls zu den Highlights von Nantes.
Foto: Ralf Johnen
Die im Kreis reitenden Figuren sind einer Unterwasserwelt aus dem Reich der Phantasie nachempfunden. Sie sind der zweite Blickfang auf der Île de Nantes.
Foto: Ralf Johnen
Mi, Sa, So und in den Schulferien ab 14 Uhr, ab 8,50/6,90 €, Parc des Chantiers.
Foto: Ralf Johnen
3 Der atemberaubende Jardin extraordinaire
Hier ist der Name Programm: Künstliche Wasserfälle, eine abenteuerliche Treppe, bizarre Skulpturen und atemberaubende Aussichtplattformen rechtfertigen jeden Buchstaben der Bezeichnung als »außergewöhnlichen Garten«.
Foto: Ralf Johnen
Das Gesamtkunstwerk befindet sich in einem ehemaligen Steinbruch am Nordufer der Loire. Es verfügt über einige hübsche Rückzugsorte und ist noch lange nicht fertig.
Foto: Ralf Johnen
Jardin Extraordinaire 9–19.30 Uhr, Eintritt frei, Boulevard de Cardiff.
Foto: Ralf Johnen
4 Eines der historischen Highlights von Nantes: Das Chateau des Ducs de Bretagne
Im fernen Paris mag man 1941 beschlossen haben, dass Nantes fortan die Hauptstadt der neu gegründeten Region Loire-Atlantique ist. Doch das schert die örtliche Bevölkerung wenig. Sie fühlt sich auch heute noch der Bretagne zugehörig. Ein Argument, das alle weiteren Diskussionen binnen weniger Sekunden beendet: In Nantes steht das Schloss der Herzöge der Bretagne.
Foto: Ralf Johnen
Und nicht in Rennes oder an irgendeinem anderen Ort. Das Bauwerk kombiniert die Stile diverser Epochen zu einem trutzigem Gesamtkomplex, der mit einem aufgeräumten Innenhof überrascht. Letztlich aber ist es nicht nur die Präsenz des Schlosses, die eine Bewegung zur Wiedereingliederung in die Bretagne beflügelt.
Chateau des Ducs de Bretagne täglich 8.30–19 Uhr, Innenhof Eintritt frei, Ausstellungen 8/5 €, 4 Place Marc Elder.
Foto: Ralf Johnen
5 Das Mémorial de l‘abolition de l’esclavage
Nantes ist heute eine ebenso moderne wie fortschrittliche Stadt. Das zeigt sich auch am Bekenntnis zu seiner eigenen Geschichte als Umschlagshafen für den Sklavenhandel. Nicht weniger als 1710 Schiffe haben den Hafen vor allem im 18. Jh. verlassen und so zum Wohlstand der Epoche beigetragen.
Foto: Ralf Johnen
Das am Nordufer der Loire unter Straßenniveau gelegene Mahnmal ist ein Ort der inneren Einkehr, mutig und bedrückend zugleich. Und es setzt ein Ausrufezeichen für eine bessere Zukunft, an der sich viele andere Städte wie Amsterdam ein Beispiel nehmen könnten.
Mémorial de l‘abolition de l’esclavage täglich 9–20 Uhr (Okt.–Apr. 9–18 Uhr), Eintritt frei, Quai de la Fosse – Passerelle Victor-Schœlcher.
Foto: Ralf Johnen
6 Eines der kulinarischen Highlights von Nantes: Le Cantine de Voyage
Der Quai des Antilles ist die große Ausgehmeile auf der Île de Nantes. Hier ist dieses Lokal zu einer Instanz geworden.
Foto: Ralf Johnen
Es befindet sich in einer Lagerhalle und bietet nur ein einziges Gericht an: gegrilltes Maishühnchen mit köstlichen Kartoffeln und Salat – inklusive eines Getränks für 11 € oder 14 € am Abend.
Foto: Ralf Johnen
Le Cantine de Voyage Mo–Fr 12.30–15 u. 19–23.30, Sa, So 12–0 Uhr, Quai des Antilles.
Foto: Ralf Johnen
7 Die Little Atlantic Brewery
Freunde aufgehübschter Warenhausarchitektur, süffiger Biere aus hauseigener Produktion und guter Musik kommen am Besuch dieser Brauerei nicht vorbei. Mit großer Terrasse im Trend-Viertel Chantenay, die Anfahrt ist von der Loire-Insel auch per Navibus möglich.
Foto: Ralf Johnen
Nachmittags Führungen mit Verkostung. Little Atlantic Brewery So–Mi 12–0, Do–Sa 12–1 Uhr, Führungen Mi–So 15 u. 17 Uhr, 15 €.
Foto: Ralf Johnen
8 Zur Loire-Mündung nach Saint-Nazaire cruisen
Nichts geht bei einem Städtetrip über eine Bootstour – vor allem, wenn es unterwegs 30 großformatige Skulpturen zu sehen gibt. Wenn grad keine Saison für die Mini-Kreuzfahrt flussabwärts ist, wartet alternativ der Navibus für kleinere Strecken auf der Loire. Auch Saint-Nazaire selbst hat einige interessante Attraktionen, darunter den zum Kulturzentrum umgebauten U-Bootbunker aus dem Zweiten Weltkrieg.
Foto: Ralf Johnen
Tickets über Nantes Tourisme April–Oktober ab 25,50 €, Gare Maritime Quai Ernest Renaud.
Foto: Ralf Johnen
9 Eines der kulturellen Highlights von Nantes: Die HAB Galerie
Ebenfalls in einer ausgemusterten Lagerhalle lockt diese Kunsthalle für zeitgenössische Kunst mit originellen Ausstellungen. Als ich vor Ort war, konnte ich dort die Arbeiten von Gilles Barbier kennen lernen, der auf höchst originelle Weise Lexika reproduziert und illustriert.
Foto: Ralf Johnen
HAB Galerie Mittwoch bis Sonntag 13.30-19 Uhr, 21 Quai des Antilles, Eintritt frei.
Foto: Ralf Johnen
10 Die Fähre nach Trentemoult
Lust auf ein verwinkeltes Dorf mit engen Gassen? Kein Problem, diesen Part übernimmt der ebenfalls per Navibus erreichbare Vorort. Am liebsten kommen die Großstädter zum Marché bio de Trentemoult (Quai Robert Surcouf, Sa 8.30–13 Uhr). Doch auch die Restaurants mit Blick aufs Wasser sind stets gut gefüllt.
Foto: Ralf Johnen
Per Navibus ab Gare Maritime Quai Ernest Renaud, Tickets 1,70 € pro Strecke.
Foto: Ralf Johnen
11 Die Jardins Botanique
Ein Botanischer Garten ist ein Botanischer Garten. Oder? Nicht so in Nantes, wo die hinter dem Bahnhof gelegene Grünanlage von heiteren Skulpturen wechselnder Zusammensetzung bevölkert wird.
Foto: Ralf Johnen
Doch keine Sorge: wenn du lieber durch eine Orangerie promenierst oder ein Gewächshaus inspizieren möchtest, kommt du hier auch auf deine Kosten.
Jardins Botanique täglich 8.30–20 Uhr, Gewächshaus 12.30–17.30 Uhr, Eintritt frei, Boulevard Stalingrad/Rus Stanislas Baudry.
Foto: Ralf Johnen
12 Das Musée Jules Verne
Der berühmteste Sohn der Stadt Nantes? Das dürfte ohne viele Beanstandungen Jules Verne (1828–1905) sein. Dem Schriftsteller (»In 80 Tagen um die Welt«) ist in seiner Heimatstadt auf einer Anhöhe in einer hübschen Villa ein kleines Museum gewidmet. Ausgestellt sind vor allem Manuskripte, Illustrationen und Artefakte aus dem Privatbesitz des Autors.
Foto: Ralf Johnen
Dadurch ist das Ganze eher etwas für Fans als ein Museum, das jeder gesehen haben muss. Immerhin gibt es ein Wiedersehen mit den Fabelwesen, die auf der Île de Nantes zum Leben erweckt wurden. Musée Jules Verne täglich 10–13 und 14–19 Uhr, Eintritt 3/1,50 €, 3 Rue de l’Hermitage, Nantes.
Foto: Ralf Johnen
13 Heb Ken: unter den kulinarischen Highlights von Nantes
Das bretonische Nationalgericht? Klar, das sind süße Crêpes und herzhafte Galettes. Mitten in der Fußgängerzone kannst du beides unter freiem Himmel essen und dazu ein Gläschen Muscadet oder Cidre trinken. Fertig ist das gelungene Mahl.
Heb Ken täglich 11–23 Uhr Rue de Guérande
Foto: Ralf Johnen
14 Stilvoll speisen im La Cigale
Ein Traum von einem Jugendstil-Palast mit stilvollem Interieur, leicht selbstverliebter Klientel, formvollendet agierendem Personal – und guter Küche, die ihren Preis hat.
La Cigale 4 Place Graslin täglich 7.30–0.30.
Foto: Ralf Johnen
15 Einkaufen in der Passage Pommeraye
Diese glamouröse Einkaufspassage Passage Pommeraye mit Glasüberdachung und klassizistischer Säulenhalle aus der Mitte des 19. Jh. verführt auf zwei Ebenen mit schicken Boutiquen zum Konsum. Doch auch staunende Blicke sind willkommen.
Mo–Fr 8–20, Sa, So 9–20 Uhr.
Foto: Ralf Johnen
16 Vintage Klamotten in Nantes: Le Wattignies
Diese ehemalige Lagerhalle auf der Loire-Insel haben die Betreiber zu einem coolen Vintage-Kaufhaus umgebaut. Hier bekommst du Vinyl-Schallplatten, antike Designgegenstände und gebrauchte Klamotten. Deine Shopping-Erfolge kannst du anschließend an der entspannten Bar begießen.
Foto: Ralf Johnen
Von der City kannst du bequem hierhin laufen und unterwegs einen Blick auf den bunten Skaterpark und die experimentellen Bauten auf der Insel werfen.
täglich 11–23 Uhr,13 Boulevard des Martyrs Nantais de la Résistance.
Foto: Ralf Johnen
17 Die besten Drinks in Nantes: 19:33 Cocktail Experience
Kleine Cocktail-Bar mit hohem Anspruch im Stile eines Speakeasy. Gleichzeitig die beste Alternative zu den großen Bars am Loire-Ufer, wenn du schon einen kräftezehrenden Tag in den Knochen hast.
Di, Mi 18–0, Do–Sa 18–2 Uhr, 8 Rue Voltaire.
Foto: Ralf Johnen
18 Highlight im Umland von Nantes: Ausflug nach Clisson
Die Einheimischen bezeichnen Clisson (7400 Einwohner) als südlichste Stadt der historischen Bretagne. Das aber siehst du dem Ort nur bedingt an, denn nach großflächigen Zerstörungen während der französischen Revolution haben zwei Brüder zwar dafür gesorgt, dass Clisson wiederaufgebaut wurde. Allerdings im italienischen Stil, um ein Zeichen gegen die erstarkten Nationalgefühle zu setzen.
Foto: Ralf Johnen
Seitdem thront auf der Ruine des Schlosses eine weit auskragende Pinie, wie man sie aus Rom kennt. Auch verfügt die Stadt an der Sèvre über einen Campanile und Villen mit toskanischen Bogenfenstern. Ganz abgehandelt ist Clisson hiermit noch nicht, denn der Markt (freitags 7.30–13.30 Uhr) gehört zu den schönsten der Region. Und an der Fassade der Burg prangt nicht selten ein enormes Plakat, das auf das örtliche Hellfest hinweist, ein weltweit von Heavy-Metal-Fans geschätztes Festival.
Foto: Ralf Johnen
Seit dem 12. Jh. Gehörte Clisson zu den wichtigsten Städten der historischen Bretagne. Die Ruine des Chateau de Clisson erinnert an Episoden der Vergangenheit – nicht zuletzt mit spektakulären Gassen und steilen Treppen in der Umgebung.
Mi–Mo 10–13 u. 14–18 Uhr (im Winter kürzer, Sommer länger), Place du Minage Clisson. Mit dem Zug bist du ungefähr in 30 Minuten von Nantes in Clisson.
Foto: Ralf Johnen
Weitere Informationen zu den Highlights von Nantes
Nantes hat sich in den vergangenen 20 Jahren von einer grauen Maus zu einer der angesagtesten Städte Frankreichs gemausert. Das Preisniveau ist moderat, außerdem ist der der kreative Input hoch. Zusätzlich zu den etablierten Attraktionen richtet die Stadt jedes Jahr das Summer Festival Le Voyage à Nantes aus. 2022 findet dieses vom 2. Juli bis zum 11. September statt.
Foto: Ralf Johnen
Du kannst Nantes bequem mit dem Zug erreichen. Ab Paris braucht der TGV nur etwas mehr als zwei Stunden, allerdings musst du innerhalb der Stadt den Bahnhof wechseln.
Allgemeine Informationen findest du beispielsweise auf der gut gemachten Homepage von Le Voyage à Nantes
Foto: Ralf Johnen
Text und Fotos: Ralf Johnen, zuletzt aktualisiert und geschrieben im November 2021. Der Autor war auf Einladung von Le Voyage a Nantes in der Stadt.
You might also like
3 Comments
..ohne Zweifel eines der nächsten Ullaubsziele, sobald Reisen wieder möglich ist…
..wieder ein toller Bericht mit eindrucksvollen Fotos – auch eines einer unbekannten Touristin. All das haben wir während unseres Frankreichurlaubes – leider – nicht gesehen. Manni.
Oh, vielen Dank, treuer Leser. Nantes ist ein ziemlicher Spaß, wie man sieht!