Olivfarbene Sessel mit sanft geschwungenen Lehnen. Zimmer mit Panoramafenstern und offenem Kamin. Lounges mit endlosen Sofas und flauschigen Teppichen. Und das alles in einem Flachbau, der am Ufer eines weitläufigen Sees diskret in die Landschaft Chiles integriert ist.
So etwas kenne ich aus nur aus Architekturbüchern, die die Vergangenheit von L.A. katalogisieren. Aber das Gebäude, in dem ich mich befinde, steht in Pucon, einem Ort, der auf die Bedürfnisse von Aktivurlaubern ausgerichtet ist. Es ist das Hotel Antumalal.
Das Hotel liegt 700 Kilometer südlich von Santiago de Chile. Touristen kommen hierhin, um den aktiven Vulkan Villarrica zu besteigen, oder um durch die Anden zu reiten.
Das Hotel wurde zwischen 1945 und 1950 gebaut. Das tschechische Ehepaar Guillermo und Katharina Pollak, das auf der Flucht vor den Nazis nach Pucon ausgewandert ist, in Auftrag gegeben. Dabei ist ihre Wahl auf den chilenischen Architekten Jorge Elton gefallen.
In den Reiseführern dieser Welt hat sich festgesetzt, dass Elton sich des klassischen Bauhaus-Stils bedient habe. In Wahrheit aber ähnelt sein Entwurf eher dem amerikanischen Prairie House. Tatsächlich hat Elton eine Weile bei Frank Lloyd Wright gelernt.
Das Hotel befindet sich immer noch im Besitz der Familie, mittlerweile kümmern sich die Enkel darum. Das Interieur ist nahezu unverändert – in den Zimmern erinnert nur ein kleiner Flatscreen an die Gegenwart. Aber das stört den Ausblick über den Lago Villarrica nicht.
Für mich ist das Luxushotel Antumalal einer der zauberhaftesten Orte, an denen ich bisher genächtigt habe. Das sage ich als Freund der modernen Architektur – aber auch als Hotelgast. Und natürlich habe ich noch nie irgendwo verweilt, wo die Illusion, dass Ben und Betty Draper jeden Moment um die Ecke kommen könnten, lebendiger war. Immerhin: Jimmy Stewart und Queen Elizabeth waren tatsächlich hier.
Vorzügliche Küche im Hotel Antumalal in Pucon
Auch die Küche ist formidabel – im Antumala gab es das beste Essen, das ich während meiner zehn Tage in Chile verkosten durfte. Der Speisesaal wartet übrigens mit einer Besonderheit auf: Er ist mit Araukarien-Holz verkleidet. Eine Seltenheit, denn der chilenische Nationalbaum steht zurecht unter strengem Schutz. Als Elton Jorge das Antumalal gebaut hat, gab es noch keinen entsprechenden Paragraphen.
Klar, die Übernachtung ist mit 230 Euro (zwei Personen, inklusive Halbpension) kein Schnäppchen. Aber als once-in-a-lifetime-Erlebnis auch nicht unerschwinglich. Wenn ich je wieder in die Gegend kommen sollte, werde ich gewiss dafür sparen.
Der Autor war auf Einladung von Tourismo Chile in Hotel Antumalal in Pucon.
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