Beim Autosalon in Paris zeigt sich mehr als deutlich, wie Hostessen auf Automessen als durchaus unzeitgemäße Dekoration fungieren.
Auf einer Automesse wie dem Autosalon in Paris laufen sich die Besucher die Füße wund, doch die Hostessen stehen sie sich platt. Als blickebündelndes, oft eng bis dürftig bekleidetes oder manchmal verkleidetes Beiwerk fürs heilige Blech stehen sie den ganzen Tag, schmiegen sich wie Katzen an die blanken, kalten Flächen und müssten eigentlich eine Versicherung gegen Schäden durch Fotoblitze abschließen. Manche sind so schön, dass selbst notorische Motorjünger erst einmal ihre Linse auf die Damen zentrieren.
Mechanisches Lächeln beim Autosalon in Paris
Dass ihr Lächeln im Messemarathon früher oder später etwas android anmutet, sei ihnen verziehen. Wahrscheinlich passiert es aus Selbstschutz.
Denn so viel Verbindlichkeit, wie ein einziges Lächeln erzeugen kann, tausendfach abgerufen, würde an den psychischen Grundfesten rütteln und früher oder später zwangsläufig zur Selbstauflösung führen. Dann also lieber auf Roboter vom Planeten Grinsebacke machen.
Zu den Finessen gehört auch, dass manche ihr Grinsen am Zenit einrasten lassen können. Das beugt der Übersäuerung der Gesichtsmuskulatur durch zu viel Bewegung vor. Der ein oder andere Reflex ist ihnen also gestattet, den Hostessen. Gerade auch in Anbetracht manchen männlichen Messebummlers, der so viel Appeal bis zu den Präsentiertellern weithin hörbar zum Leid der Ladys nur mit einem unkontrollierten Lippenzucken oder Wildkatzenbrummen verarbeiten kann. Ist das nicht furchtbar? Wir finden: jein.
Der Autosalon als Parallelwelt
So viel also zur durchaus und leider menschlichen Implikation der Libido im artifiziellen Kontext der Parallelwelt einer Automesse wie dem Autosalon in Paris. Und dann gibt es noch eine andere Spezies, die andere Abwehrroutinen entwickeln muss.
Es sind die unablässig wie ein Störfeuer um die schillernden und stets von Meteoriteneinschlägen im Nano-Maßstab bedrohten Autos schwirrenden Reinigungskräfte, die bei den Fotofreaks schockartig Allergie auslösen. Schon wieder so ein hässlicher Idiot mit Staubwedel ins Bild gelatscht!
Die oft mit Billighonoraren abgespeisten Polierer haben Sprühflaschen am Gürtel baumeln und unter den Achseln bunte Puschel klemmen, die auf ihren Einsatz gegen Staubpartikel warten, wenn gerade der Lappen Fettabsonderungen von Fingern eliminiert. Die Polierer selbst müssen nicht schön sein, nur das, was sie bearbeiten.
Schmucklose Polierer als Kontrast zu den Hostessen
Und da sie nicht schön sein müssen, passen sie nicht ins Bild, werden angepflaumt, pflaumen zurück, oder ziehen einfach ihren Stiefel durch, egal wie viele Finger an den Auslösern lauern.
Was eine tragische Verkettung und Verkennung! Sie sorgen doch für den eigentlichen Glanz im ganzen Zirkus der Vehikel! Sehen Sie eine Fotoreihe vom Mondial de l’Automobile 2012 gegen den Cyrano-de-Bergerac-Effekt auf Automessen.
Text und Fotos: Stefan Weißenborn. Die Geschichte ist ursprünglich 2012 als Nebenprodukt diverser Reisen erschienen. Aufgrund ihres dokumentatorischen Wertes haben wir beschlossen, sie in der Rubrik Historischer Reisejournalismus für die Nachwelt zu erhalten.
2 Comments
Schicke Damen… und nette Autos. Ich plane ja einen Besuch bei der Essener Motorshow, mal schauen ob das klappt… Ob ich mich mit so schicker Kleidung dann auch an die Autos lehnen darf ??
Viel Spaß in Essen – dort sind ja einige getunte Modelle zu erwarten! Stefan