Die Fahrt durch das Tal des Columbia River gehört zu den Pflichtbestandteilen eines Roadtrips durch den Pazifischen Nordwesten. Am Grenzfluss zwischen Washington und Oregon reihen sich vor allem am Südufer völlig unterschiedliche Attraktionen in enger Taktung aneinander.

Das Columbia River Valley bildet den Grenzfluss zwischen Oregon und Washington State
Der Columbia River weckt Erinnerungen an europäische Flüsse wie zum Beispiel den Rhein. Wer hindurchfährt kommt durch ein tiefes Tal, in dem sich einige Weinorte befinden. Der Fluss ist schiffbar – und nicht zuletzt ist die Landschaft in weiten Teilen spektakulär.

Fotogen: Vintage-Chevrolet in The Dalles
Grenzfluss zwischen Oregon und Washington
Weniger malerisch ist die Tatsache, dass beide Ufer sowohl von Bahnlinien wie auch von Straßen begleitet werden. Darunter am Oregon-Ufer die Interstate 84, die Portland mit Salt Lake City verbindet. Eine Oase der Ruhe ist das Columbia-Tal daher nicht.

Welcher Regisseur lässt grüßen? Waggon der Mount Hood Railroad in Hood River
Der touristisch belebteste Abschnitt reicht von Hood River bis Portland, wohl auch, weil Absolventen des Mount Hood Scenic Byway auf diese Weise am schnellsten zurück in den Ballungsraum gelangen. Der charmantere Ort aber ist das 33 Kilometer flussaufwärts gelegene The Dalles. Das 15 000-Einwohnerstädtchen wirkt auf angenehme Weise altmodisch. An der 2nd Street reihen sich Lichtspieltheater, Saloon und auf Oldtimer spezialisierte Autohäuser aneinander.

Kleinod in Hood River
Columbia River: Weingut im Getreidespeicher
Die eigentliche Attraktion aber befindet sich am östlichen Ortseingang, wo sich in einem ehemaligen Getreidespeicher das Weingut Sunshine Mill eingerichtet hat. Allein diese Kombination würde gebührende Aufmerksamkeit rechtfertigen. Noch dazu aber erinnert die in dem Betonbau untergebrachte Verkostungsstube mit ihrer Einrichtung aus abgewetzten Teppichen, Holzpaletten und Oma-Sofas aus wie ein Café oder Club am Prenzlauer Berg in Berlin. Die Weine enttäuschen nicht, doch sie haben ihren Preis.

Schillernder Ort für eine Weinstube: Quenett im alten Getreidespeicher der Sunshine Mill
Hood River selbst ist deutlich touristischer. Cafés, Brauereien und Outdoor-Geschäfte haben sich auf eine Klientel eingestellt, die am Mount Hood auf Expedition geht oder die den Berg zumindest ausführlich zu bewundern beabsichtigt. Die Endstation der Mount Hood Railroad und das ehrwürdige Hood River Hotel aber ermöglichen auch einige Schnappschüsse.

Am liebsten den Pinot: Weinprobe bei Quenett in der Sunshine Mill in Oregon
Fahrt über den Historic Columbia River Highway
Weiter in Richtung Westen befindet sich das Fischlokal der Familie Brigham, die exzellenten Fisch aus dem Fluss verkauft. Die Familie ist indigener Abstammung. Fang und Zubereitung erfolgen auf traditionelle Weise. Bald darauf kommt ein Abschnitt des Historic Columbia River Highway in Sicht, der ein ähnliche Schicksal wie die Route 66 erlitten hat, indem seine Trasse in weiten Teilen durch die Interstate ersetzt wurde.

Die Multnomah Falls im Columbia River Valley stürzen sich 191 Meter in die Tiefe
Westlich von Dodson aber ist die Straße erhalten geblieben, da sie hier an einigen prominenten Sehenswürdigkeiten vorbeiführt. Allen voran die Multnomah Falls, ein 191 Meter hoher Wasserfall, der als solcher die meistbesuchte Naturattraktion Oregons ist. Um die wenigen Parkplätze vor Ort herrscht ein leidenschaftlicher Kampf.
Oregon und Washington: Wasserfälle in allen Variationen
Hinter Bridal Veil entfernt sich der Highway dann vom Fluss. Dabei passiert er zunächst eine weitere Naturattraktion: die Shepperd’s Dell Falls. Der Wasserfall weist eine weniger imposante Fallhöhe auf. Doch er ist fotogen und es geht auf dem Weg dorthin nicht in einem Taubenschlag zu. Ein kurzer Stopp also lohnt sich. Bald dahinter schlängelt sich der Highway auf einer sehenswerten Strecke in Serpentinen den Berg hinauf, bis er am sogenannten Vista House ein Hochplateau erreicht.

Höhenstraße am Columbia River, im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel Washingtons
Mehr als 200 Meter über dem Fluss gelegen, bietet der Aussichtspunkt einen grandiosen Blick über das Columbia Valley, das auch aus dieser Perspektive an das Mittelrheintal erinnert. Das Vista House selbst ist ebenfalls interessant: es besitzt einen achteckigen Grundriss und ist mit deutlich sichtbaren Anklängen an den Art-déco-Stil ausgestattet. Einst als Raststätte für müde Reisende angelegt, dient es heute als Museum. Eine Reizüberflutung nach der man fast dankbar, dass Portland nicht mehr fern ist.

Twin-Peaks-Country ist nicht fern: der Columbia River mit wolkenverhangenem Himmel
Informationen über den Columbia River
Der Columbia River gehört zu den wasserreichsten Flüssen in Nordamerika. Er entspringt westlich von Calgary in Kanada, von wo aus er sich einen fast 2000 Kilometer langen Weg zur Mündung in den Pazifik bahnt. Wichtigster Zufluss ist der Snake River, der aus Idaho kommt und in Washington State in den Columbia River mündet.

Farbtupfer: Lupinen auf einem Hochplateau über dem Columbia River
Lohnt sich der Besuch des Columbia River Valley?
Der Besuch des Columbia River Valley lohnt sich auf jeden Fall. Das Tal ist mit dem Auto vor allem ab Portland schnell und einfach zugänglich. Attraktionen wie Wasserfälle, Aussichtspunkte, Weingüter und Restaurants reihen sich in enger Folge aneinander. Nachteil: In der Hauptsaison und am Wochenende wird es in Orten wie Hood River sehr voll.
Von Portland nach The Dalles sind es rund 130 Kilometer, von Seattle beläuft sich die Entfernung auf rund 250 Meilen oder vier Autostunden.

Kim Brigham-Campbell, Eigentümerin des Brigham Fish Market am Columbia River in Oregon
Meine Lieblingadressen im Valley
Brigham Fish Market: 681 Wa Na Pa Street, Cascade Locks, täglich 11 bis 18 Uhr, brighamfish.com, Gerichte um 20 USD.
Hood River Hotel: Modernisierter Hotelklassiker mit moderaten Preisen, 102 Oak Street, Hood River, hoodriverhotel.com
Doppie: Sympathisches Café für Frühstück und Lunch, 310 Oak Street, täglich von 7 bis 18 Uhr, Hood River doppiohoodriver.com

In The Dalles ist der Oldtimer-Anteil überdurchschnittlich hoch
Sunshine Mill: Hippes Weingut mit Verkostungen, Flaschen ab Hof ab 35 USD. 901 East 2nd Street, The Dalles, täglich ab 12 Uhr, sunshinemill.com
Vista House: Grandioser Aussichtpunkt hoch über dem Columbia River, 40700 Historic Columbia River Hwy, vistahouse.com
Multnomah Falls: Online-Reservierung von Mai bis Oktober erforderlich (2 USD), 50000 Historic Columbia River Highway, Bridal Veil, fs.usda.gov
Shepperd’s Dell Falls: East Historic Columbia River, Corbett, täglich von 6 bis 22 Uhr geöffnet, stateparks.oregon.gov. (GPS: 45.54727, -122.19587).

Blumenwiese auf einem Hochplateau
Die Mount Hood Railroad
Die 22 Kilometer lange Strecke führt vom Hood River durch Weinberge bis zum Fuße des Mt. Hood nach Parkdale, verschiedene Buchungsklassen. 110 Railroad St., Hood River, mthoodrr.com, wechselnder Fahrplan, Tickets in der Nebensaison ab 37 USD, in der Hauptsaison teurer.
Weitere Informationen zum Columbia River
Schau auf die Webseite von Visit Oregon über den Columbia River Gorge. Auch der Ort Hood River hat eine gute Webseite.
Text und Bilder: Ralf Johnen, Juli 2025.
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