Neben dem Hochgebirge und dem temperierten Regenwald bietet der Olympic National Park eine wilde Küste mit grandiosen Stränden. Diese sind leicht zugänglich und bieten unvergessliche Anblicke, wie es sie nur im Pazifischen Nordwesten der USA oder im Norden Kaliforniens gibt.

Totholz am Ruby Beach
Viele Abschnitte der Küstenlinie von Washington State sind bis heute in einem weitgehend unberührten Zustand geblieben. Das ist auf Reservate der American Indians zurückzuführen, die im Staat in 29 Tribes organisiert sind. Zudem stehen weitläufige Abschnitte unter Naturschutz. Am prominentesten sind Kalaloch und Ruby Beach, zwei fantastisch ursprüngliche Strandabschnitte, die sinnbildlich sinnt für die wilde Küste im Olympic National Park.
Washingtons wilde Küste: kaltes Wasser aus Alaska
Doch ehrlich ist ehrlich. Auch die Küste Washingtons wäre mit Sicherheit nicht in einem solch paradiesischem Zustand, wenn der Pazifik hier eine einigermaßen menschenverträgliche Temperatur aufweisen würde. Durch Meeresströmungen wird beständig kaltes Wasser aus Alaska herangeführt, das selbst im Hochsommer nicht mehr als 13 oder 14 Grad erreicht.

Totholz, Naturbrücken und schroffe Inseln: Ruby Beach im Olympic National Park
Die Folge ist neben einer ganzjährigen Badeuntauglichkeit eine beständig kalte Meeresbrise. Nicht jedermanns Sache, wenn es um ein Anwesen mit Blick auf den Ozean geht.
Ruby Beach: Highlight der Küste im Olympic National Park
Doch zurück zum Ruby Beach, der bei einem Roadtrip über die Olympic Peninsula mit Zwischenstopp im Hoh Rain Forest eine logische nächste Station ist. Dabei handelt es sich um den ersten Strandabschnitt südlich der Mündung des Hoh River, auf dessen Nordflanke sich ein großflächiges Naturreservat befindet, das der Highway 101 weitläufig umfährt.

Wald und Totholz am Ruby Beach an der amerikanischen Pazifikküste
Sobald die Straße die Küste touchiert, ist ein Zwischenstopp Pflicht. Nach einem kurzen Spaziergang erreichen Besucher einen Strandabschnitt, der aussieht wie gemalt. Grobe Kieselsteine auf dem Boden, auf die eine oftmals aufgewühlte See eindrischt und auf der unüberschaubare Mengen an Totholz liegen. Dahinter im Pazifik baut sich Abbey Island auf, ein bewaldeter Felsen, der unmöglich zugänglich ist.
Über Stock und Stein zum Ruby Beach
Wer in die Nähe gelangen möchte, um frontal auf das schroffe Eiland zu blicken, muss die Mündung eines Baches überwinden. Zu diesem Zwecke liegen ein paar Baumstämme bereit, deren Überwindung einen gehörigen Balanceakt erfordern. Doch die Fallhöhe ist gering, schlimmstenfalls sind nasse Füße zu erwarten.

Abendstimmung am Kalaloch Beach
Zur Belohnung wartet hier ein deutlich weniger bevölkerter Abschnitt, wo sich nur wenige Meter abseits des Landes weitere Felsen dem permanenten Ansturm der Wellen erwehren.
Kalaloch Beach: Schönster Strand im Olympic National Park
Nur zwölf Kilometer weiter südlich breitet sich ein ähnlicher, aber bei genauerem Hinsehen doch spürbar anderer Strand aus. Kalaloch Beach ist deutlich weitläufiger, auch besteht der Untergrund hier aus Sand, was einen Spaziergang viel angenehmer macht. Zumal bei der Überquerung einer weiteren Flussmündung (die des Kalaloch River) hier eine richtige Brücke behilflich ist.

Akut vom Absturz bedroht: der Tree of Life am Kalaloch Beach
Spektakuläre Fotomotive reihen sich hier in Serie aneinander. So stapelt sich an der Mündung des Kalaloch River das Totholz. Dieses fällt erst dem Ozean zum Opfer, der sich bei Sturmfluten unermüdlich an der mehrere Meter hohen Küstenlinie abarbeitet. Nach vollbrachter Arbeit die nimmt er sich herabgestürzten Baumstämme gierig auf, um sie in geballter Ladung hier wieder an Land zu spülen.
Standhafte Riesenzeder am Kalaloch Beach
Wie dieser langwierige Prozess in der Praxis aussieht, zeigt sich ein paar Hundert Meter weiter nördlich. Hier steht in exponierter Lage mehr über als auf dem Abgrund der sogenannte Tree of Life. Die riesige Zeder droht sukzessive weggespült zu werden, doch noch stemmt sie sich mit Hilfe ihres Wurzelwerks erfolgreich gegen die Naturgewalten.

Majestätisches Relikt aus der Vergangenheit: abgestorbener Baumstumpf am Kalaloch Beach
Südlich der Flussmündung stehen derweil recht unvermittelt die Reste von uralten Baumstümpfen auf dem Strand, die sich ebenfalls erfolgreich gegen die Fluten gestemmt haben. Ein Anblick, den man nicht so leicht vergisst. Gut also, dass sich in der Nähe die Kalaloch Lodge und ein komfortabler Zeltplatz befinden, die einen längeren Aufenthalt ermöglichen.
Wie ist der Olympic National Park aufgebaut?
Der Olympic National Park ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Das kann zunächst Virwirrung auslösen. Bei einem Blick auf die Karte aber löst sich diese schnell auf. Konkret besteht der Olympic National Park aus einer Region der Olympic Mountains. Diese erreichst du am bequemsten über die Passstraße zur Hurricane Ridge. Hinzu kommt der Hoh Rain Forest, der rund 175 Kilometer oder zweieinhalb Autostunden entfernt ist.

Schlicht und doch grandios: Cottage in der Kalaloch Lodge
Der dritte Teil des Nationalparks umfasst die Küstenabschnitte Ruby Beach und Kalaloch Beach. Beide sind mit Auto zugänglich, Parkplätze sind vor Ort vorhanden. Details auf der Homepage des Nationalparks.
Bitte beachte, dass der Besuch aller Abschnitte des Nationalparks mit einem Eintrittsgeld einhergeht. Dieses beläuft sich auf 30 USD pro Auto mit beliebig vielen Insassen und ist sieben Tage gültig. Ein gut gemachtes Besucherzentrum gibt es sowohl am Fuße der Berge bei Port Angeles als auch im Hoh Rain Forest. Bei den Strandabschnitten gibt es kein Besucherzentrum.
Informationen zur Küste im Olympic National Park
Die Fahrt vom Hoh Rain Forest zu den genannten Abschnitten der Küste im Olympic National Park beträgt etwa anderthalb Stunden. Von Seattle aus bist du je nach Strecke zwischen drei und fünf Stunden unterwegs. Alternativ zu den Übernachtungsmöglichkeiten vor Ort kann man auch nach Seabrook weiterfahren.

Die Kalaloch Lodge im Olympia National Park ist von schlichter Schönheit
Wegen der Umfahrung der Quinault Reservation dauert dies nochmals 70 Minuten. Seabrook entwickelt sich grad zu einem schicken Seebad mit Neubauten und einem größeren Gastronomieangebot. Auch dieser touristische Aufschwung aber wird wenig daran ändern, dass Washington State keine klassische Badedestination wird. Die anderen Küstenorte wie Copalis Beach und Ocean Shores sind noch verschlafener und wirken auf angenehme Weise wie zeitlose Hippieexklaven.

Blick durch eine Gesteinsformation am Ruby Beach in Washington State
Unterkunft und Restaurant im Olympic National Park
Creekside Restaurant: Ordentliches, leicht überteuertes Lokal für den amerikanischen Durchschnittsgeschmack mit tollem Ausblick in der Kalaloch Lodge. 157151 US-101, Forks, thekalalochlodge.com.
Kalaloch Lodge: Einfache Blockhütten mit allem notwendigem Komfort und einem formidablen Blick auf den Ozean, der den stolzen Preis rechtfertigt. Eine Nacht in einem schlichten Cottage kostet um die 400 USD in der Nebensaison. Adresse: 157151 US-101, Forks, thekalalochlodge.com.

Idealer Ort für Literaturgenuss: die Lodge am Kalaloch Beach
Text und Bilder: Ralf Johnen, geschrieben und zuletzt geprüft im Mai 2025.
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