Orlando ist dank seiner Themenparks eine der meist besuchten Destinationen der Welt. Auf einer enormen Fläche breiten sich Attraktionen unterschiedlichen Kalibers aus, die blendende Unterhaltung versprechen.
Die leicht durchschaubare Wahrheit in Zentralflorida aber ist, dass sie es ziemlich plump auf den Geldbeutel abgesehen haben. Nur ein Stadtviertel fällt aus der Art: Winter Park ist »walkable« und überrascht mit Boutiquen, eigentümergeführten Restaurants und Boutiquen.
Ist Orlando wirklich »The City Beautiful«? Oder vielleicht doch eher die Welthauptstadt der Themenparks? Beide Begriffe verwenden die Vermarktungsorganiasationen Orlandos zur Selbstbeschreibung – so unvereinbar sie auch sein mögen. Die nackten Zahlen bestätigen immerhin ein gewaltiges Interesse. 75 Millionen Menschen kommen Jahr für Jahr ins Zentrum Floridas – fast doppelt so viele, wie nach Las Vegas. Nicht schlecht für einen Ort, der bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts überwiegend von Zitrusplantagen und Sumpfgebieten geprägt war.
Themenparks wie Disney World sind Bürgerpflicht
Mehr als zwei Drittel aller Besucher können nach ihrer Reise ein Häkchen hinter Disney World machen. Diesen Themenpark einmal im Leben gesehen zu haben, ist eine Art amerikanische Bürgerpflicht. Eine vierköpfige Familie nimmt gut 1500 Dollar in die Hand, um Eintrittsgelder sowie Kost und Logis für zwei Tage und Nächte zu bezahlen.
Dafür erhalten sie Zutritt zu einem Paralleluniversum, das je nach persönlicher Präferenz unterhaltsam sein mag. Fest steht aber auch, dass hier keinerlei Überraschungen im Sinne von unerwarteten Erlebnissen vorgesehen sind.
Kompromissloser Kommerz in der Kapitale der Kunstwelten
Dafür ziehen der enorme Andrang und die mustergültige Kommerzialisierung bei den einzelnen Attraktionen mitunter ziemlich lange Wartezeiten nach sich. Wer nicht gerade der kindlichen Kernzielgruppe angehört oder ein bedingungsloser Fan von Micky Maus und Konsorten ist, für den hält sich der Spaß in den überteuerten Kunstwelten Floridas in Grenzen.
Allein mit Disney World aber hat Zentralflorida seine touristischen Karten noch lange nicht ausgespielt. Die Universal Studios etwa ziehen elf Millionen Besucher pro Jahr an. Dabei erweisen sich neuerdings die gut gemachten Phantasiewelten aus Joanne K. Rowlings »Harry Potter«-Reihe als größter Publikumsmagnet. Diese sind geschickt so über beide Parks verteilt, dass echte Anhänger des Phantasy-Stars nicht daran vorbeikommen, Tickets für beide zu lösen.
Auch für seine mit Hochgeschwindigkeitsrutschen ausgestatteten Wasserparks ist Orlando bekannt. Zudem buhlen Parks wie Gatorland oder Seaworld weiterhin um Besucher, ohwohl immer weniger Menschen in Gefangenschaft lebende Tiere als Attraktion wahrnehmen. Das Riesenrad »The Wheel at Icon Park« lädt neuerdings bis in die vorgerückten Abendstunden dazu ein, einen Blick von oben auf Orlando zu werfen. Riesige Konsumtempel wie die Florida Mall oder die Orlando Premium Outlets sind zudem weitere Garanten für einen erhöhten Herzschlag. Beide locken mit 250 respektive 180 Geschäften.
Würdevolles Winter Park
Wie gut tut es bei all dem Freizeitstress, dass Orlando mit Winter Park tatsächlich ein hübsches Viertel besitzt. Es breitet sich in sicherer Entfernung zu den Kunstwelten inmitten einer Seenplatte aus. Im Gegensatz zu weiten Teilen Orlandos ist das im Nordosten des Stadtgebiets gelegene Winter Park »walkable«. An der Park Avenue reihen sich ähnlich wie an der Fifth Avenue in Naples trendige Boutiquen und eigentümergeführte Restaurants aneinander. Dazu sitzen die Menschen wahrhaftig auf den Bürgersteigen in Cafés.
Mitten im Ort halten die Züge von Amtrak und das renommierte Rollins College besitzt mit seinen ehrwürdigen Bauten eine ähnliche Aura wie die Eliteuniversitäten der Ostküsten. Jede Form von Freizeitstress gerät da schnell in Vergessenheit. In Winter Park ist Orlando wirklich »The City Beautiful«. Und das mehr als nur ein bisschen.
Informationen über Orlando und Zentralflorida
Orlando hat 240 000 Einwohner, der Großraum zählt rund 2,5 Millionen Menschen. Besucher können aus 120 000 Hotelbetten auswählen, alle Infos zu den Themenparks auf der Homepage von Orlando.
Winter Park liegt 9 km nordöstlich von Downtown Orlando und 35 km nordöstlich von Disney World.
Anfahrt: von Downtown über die East Robinson Street nach Osten zur North Mills. Hier halbrechts auf die Orange Avenue bis zur East Fairbanks. Dort rechts in die South Park Avenue, die Benutzung der öffentlichen Parkhäuser ist in den ersten vier Stunden kostenlos.
Essen und Trinken: The Ravenous Pig, 565 W Fairbanks Boulevard, Winter Park, Tel. 407 628 23 33, gutes Farm-to-Table-Konzept mit Zutaten aus nachhaltiger Produktion.
Unterkünfte in Winter Park und Orlando
The Alfond Inn at Rollins College, 300 East New England Avenue, Winter Park, Tel. 407 708 94 13. Prächtiges Boutique-Hotel für die wohlhabenden Eltern der College Kids, weiter könnte Disney World auch thematisch nicht entfernt sein.
Einkaufen: Der Farmer’s Market ist einer der besten von Florida, jeden Samstag von 7–13 Uhr auf dem Gelände des alten Bahndepots, 200 East New England Avenue.
Weitere relevante Informatione gibt es unter anderem auf der Homepage von Winter Park. Zu den Themenparks von Zentralflorida schreibe ich noch eine eigene Geschichte.
Text und Bilder: Ralf Johnen. Die Reise wurde zu einem geringen Teil vom Tourismusbüro Orlandos unterstützt.
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