Graubünden zieht Skifahrer mit wunderbaren Pisten, entspannter Atmosphäre und schmackhaftem Essen an. Besonders schön sind ein paar Tage zwischen der Sonnenseite von Lenzerheide und dem benachbarten Arosa.
Die letzten Stunden vor den ersten Schwüngen der Saison können ganz schön hart sein. Jetzt im Dezember wächst die Vorfreude auf Neuschnee, frisch präparierte Pisten und alpine Behaglichkeit rasant. Vormittags im Regionalexpress in Richtung Schweiz. Die mit lila Haaren und Palästinensertüchern ausstaffiert Kids fragen sich, wo es hier wohl heute am wenigsten langweilig sein könnte: In Ravensburg oder doch in Friedrichshafen.
Ich lausche den Oberstüflern, während ich aus dem Fenster auf aufgeräumte, prosperierende Kleinstädte blicke. Bald habe ich den routinemäßigen Schwermut der Jugend vergessen. Schließlich gehe ich heute Skilaufen.
Vom Bodensee nach Graubünden
Und schon als ich zum ersten Mal in meinem Leben den Bodensee sehe, kann ich mich vor lauter Vorfreude kaum noch halten: Lindau und der See sind sonnenüberstrahlt. Jenseits der Ufer auf den Bergen sehe ich Schnee.
Zu dem bringt mich Christian Frey. Dem Transportunternehmer war vor einiger Zeit aufgefallen, dass die Skigebiete jenseits der süddeutschen Grenze nach Österreich und in die Schweiz zwar geographisch nah, aber nur umständlich zu erreichen waren. Seitdem kutschiert er Wintersportler mit cleverem Zeitmanagement im Graubünden-Express von Friedrichshafen, Lindau und Zürich in die Berge. Meist nach Lenzerheide, was heute keine 90 Minuten dauert.
Bequeme Anfahrt zur Priva Alpina Lodge
Wir fahren erst am Deich entlang, der meinen Heimatfluss begleitet. Später sehen wir in Hanglage ein Villenkonglomerat, das auch als Fürstentum Liechtenstein bekannt ist. Als wir schließlich von ersten Serpentinen auf Chur herabblicken, zückt Christian eine Flasche Obstler. Diese kleine Einstimmungsmaßnahme gehört dazu im Graubünden-Express, der vor allem ab Zürich gerne von preisbewussten Promis gebucht wird.
Die Priva Alpine Lodge steht auf der Sonnenseite von Lenzerheide (hier geht zu meiner Geschichte über Sonnenski am Arlberg). Sie ist an diesem Mittag eingerahmt von mannshohen Schneebergen, das Ergebnis der letzten ergiebigen Schneefälle der Saison.
Die Sonnenseite von Lenzerheide: Perfekte Pisten auch im März
Heute aber ist es auf 1500 Metern nicht sonderlich kalt. Doch auch in den finalen Märztagen sind die Pisten vor allem vormittags in gutem Zustand.
Ich kann es kaum erwarten. Doch die Priva Alpine Lodge lenkt mich ab: Holzofen im Wohnzimmer. Sauna im privaten Wellness-Trakt. Schnörkelloses Interieur. Bequeme Betten. Und all das in einer Appartement-Situation – direkt am Pistenrand.
Pendler mit Aktenkoffer auf der Piste
Am nächsten Morgen stehe ich um 8.45 Uhr parat, um die wenigen Meter zur Talabfahrt hinauf zu kraxeln. Romi leistet mit Gesellschaft. Und die ersten »hard facts«, die mir die Skilehrerin liefert, haben mit der kürzlich vollzogenen Erweiterung des Skigebiets zu tun. Seit der örtlichen Urdenfüggli per Kabinenbahn mit dem Hörnli von Arosa verbunden ist, sind um diese Zeit immer wieder Skiläufer mit einem Aktenkoffer unterwegs. Die Verbindung in 2500 Metern Höhe wird von Pendlern genutzt.
Wir setzen zunächst auf konventionellere Fortbewegungsmittel: Mit dem Ski-Bus fahren wir von der Valbella-Talstation zum Val Sporz. »Hier«, sagt Romi, »starten wir die schönste Frühlingsrunde«. Das heißt: Im Dreisessel zum Piz Scalottas auf 2323 Meter, ein kurzer Blick in die Ferne (Ja, Davos und St. Moritz sind nicht weit) und dann auf die jungfräulichen Pisten.
Auf zum Rothorn
Anderthalb Stunden und einige Abfahrtshocken später resümiere ich: Egal ob blau, rot oder schwarz – die Strecken sind gut präpariert, wenig befahren und auch für einen Rheinländer bequem und nicht ohne angenehme Grundgeschwindigkeit zu meistern. Eine Tempomessung weist immerhin 78,28 Stundenkilometer aus.
Bei einem Cappuccino erzählt Romi von ihrer langen Karriere als Skiläuferin. Aber nichts geht über eine morgendliche Runde auf der Südseite von Lenzerheide. Außer einem Nachmittag auf dem Rothorn, dem mit 2865 Metern höchsten Skigipfel der Region.
Ein Biergarten auf der Sonnenseite von Lenzerheide
Oben ist es schattig. Der Weg hinunter ist von Tunnels, Traversen und Ziehwegen geprägt. Das fordert den Vier-Tage-pro-Jahr-Skiläufer. Aber zur Belohnung wartet nach einer weiteren Rothorn-Challenge die Scharmoin.
Ein alpiner Biergarten. Sonnenüberflutet. Mit hübschem Fernblick auf das Terrain der Vormittags. Und mit einer ziemlich lästigen Talfahrt durch höchst sulzigen Schnee.
Weitere Informationen zu Lenzerheide
Der Skipass für Arosa und Lenzerheide ist mit 350 Euro für sechs Tage ziemlich hochpreisig. Doch die Pisten auf der Sonnenseite von Lenzerheide sind auch im Frühjahr zum Sonnenski einwandfrei präpariert.
Die Priva Alpine Lodge (4,5 Sterne) kann kostet um die 300 Euro pro Nacht.
Der Autor war in Zusammenarbeit mit FTI in Lenzerheide.
Text Ralf Johnen, zuletzt aktualisiert im Februar 2022. Bilder: Ralf Johnen, Priva Alpine Lodge (2) und Ferienregion Lenzerheide (2).
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