Lust auf Wassersport in einer niederländischen Bilderbuchlandschaft? Für diesen Plan eignen sich die Gewässer in der Provinz Friesland vorzüglich. Wer mit dem Boot durch den Nationalpark Alde Faenen fahren möchte, kann dies spontan und ohne großen Aufwand machen. Vor Ort warten Ruhe, herrliche Landschaften und bei Bedarf unbegrenzter Badespaß.
Es ist Mitte Mai und die Wetteraussichten sind vorzüglich. Also beschließen wir spontan, dass es Zeit für die erste Einheit auf dem Wasser ist. Eine Tour mit dem Boot durch den Nationalpark Alde Faenen stand schon auf meiner Liste, ehe ich in die Niederlande gezogen bin.
Spontan schaue ich mich am Freitag nach einem Kanu um, das ich für die Dauer eines Samstages mieten kann. Beim Bootverleih Hollema in Earnewald werde ich fündig. Die Kosten für eine eintägige Tour mit dem Bötchen halten sich im Nationalpark Alde Faenen sehr im Rahmen.
Mit dem Boot durch den Nationalpark Alde Faenen: ein Fest fürs Leben
Earnewald liegt gut 10 Kilometer südöstlich von Leeuwarden. Als wir gegen 10.30 Uhr in dem friesischen Wassersportort aufschlagen, herrscht dort bereits ordentlicher Trubel. Schon beim Bootsverleih sehen wir, wie Motorjachten, Segelboote, Kanus und sogar stattliche Windjammer in überwiegend bedächtigem Tempo vorbeiziehen. Wir sind also nicht die einzigen, die den Wetterbericht gelesen haben.
Die Niederländer genießen die Bootstour im Nationalpark Alde Faenen in vollen Zügen. Fast alle sitzen zufrieden an Deck und lassen sich die Sonne auf die noch blasse Haut brennen. Manch einer versucht ausgelassen, mit Füßen oder Armen die Temperatur des Wassers zu ermitteln. Die Bilanz der Tuchfühlung scheint Anlass zur Zufriedenheit zu bieten.
Rundkurs durch die friesischen Gewässer
Das Geflecht aus Wasserstraßen und Seen, das sich in dem alten Fenn (so auch die Übersetzung des friesischen Namens) ausbreitet, hat sich offenbar bereits auf Badetemperatur aufgeheizt, oder sagen wir lieber: erwärmt. Einige Ausflügler feiern die Wonnen des Tages dennoch lieber mit Gläschen Bubbels. Das ist der niederländische Oberbegriff für alle perlenden Weine.
Wir selbst haben uns für den Tag in den friesischen Gewässern kein allzu ambitioniertes Programm vorgenommen. Viel mehr orientieren wir uns an einem Rundkurs, den der freundliche Bootsverleiher empfiehlt. Nachdem wir uns ordentlich mit Sonnenmilch eingecremt haben, lassen wir das Kanu ins Wasser.
Mit dem Boot durch den Nationalpark Alde Faenen: ein Gefühl der Einsamkeit
Schon bald zieht Earnewald an uns vorbei, ein properes Dörfchen mit kaum mehr als 400 Einwohner. Gepflegte Anwesen am Ufer, ein Kirchturm, das ein oder andere Ferienhaus sowie das Hotel Prinsenhof, auf dessen Terrasse die Ausflügler gleichfalls den Vorzügen des Lebens frönen.
Auf dem Wasser ist anfangs Vorsicht geboten, denn der Verkehr ist dicht und die größeren Boote haben Vorfahrt. Bald aber gelangen wir in ruhigere Fahrwasser. Als wir in die sogenannten Petgaten abbiegen, die für motorisierte Boote gesperrt sind, wähnen wir uns sogar inmitten der Einsamkeit. Ein Gefühl, das in den hochentwickelten Niederlanden selten ist. Bei den Petgaten handelt es sich um Gebiete, wo früher Torf abgebaut wurde und die heute von mangrovenartiger Bepflanzung umgeben sind.
Seerosen und Sumpfschwertlilien
Hier, abseits vom Verkehr, gedeihen unter anderem prächtige Sumpfschwertlilien und Seerosen. Wir nutzen das Idyll, um unsere Bücher hervorzukramen und uns ein wenig treiben zu lassen. Ein Specht und ein Kuckuck leisten uns zu Lande bei unverkennbarer akustischer Untermalung Gesellschaft.
Wir kümmern uns bewusst nicht darum, wie lange das so geht. Erst als uns zwei Kanufahrer grüßen, nehmen wir die Umwelt wieder wahr. Mit gebotener Langsamkeit nehmen wir Kurs auf einen Anleger, auf den uns der Bootsvermieter aufmerksam gemacht hat. Hier wuchten wir das Boot aus dem Wasser, um es auf der anderen Seite wieder hineinzulassen. So gelangen wir ohne größeren Aufwand in einen größeren See, auf dem uns sogleich die Wellen auffallen.
Ein Traum: Ferienhaus mit Reetdach in Alde Faenen
Mittlerweile dürfte es fast 14 Uhr sein und der Wind frischt ein wenig auf. Anlass genug für uns, in Gedanken schon mal die Wiederkehr vorzubereiten. Wir sehen uns bereits für eine Woche in einem Ferienhaus im Nationalpark Alde Faenen einchecken. Am besten in einem Häuschen mit Reetdach auf einer Landparzelle, die nur per Boot erreichbar ist. Mit allen Büchern, die wir uns am Jahresanfang bereitgelegt haben. Ein Plan, das nur am Rande, der bis zum heutigen Tag weiterhin lebt.
Für den Moment allerdings müssen wir richtig ran. Der Wind ist nicht nur aufgefrischt, nein, er hat auch gedreht. So hat es der Rückweg durchaus in sich – aber das ist ja nicht nur beim Wassersport in Friesland so, sondern auch auf dem Fahrrad. Egal, wo in den Niederlanden, gilt immer dieselbe Regel: der Wind kommt von vorne.
Picknick auf einer Insel
Da wir uns nichts beweisen müssen, lassen wir es weiterhin ruhig angehen. Mit nur wenigen Schweißtropfen auf der Stirn winken wir motorisierten Mitmenschen zu. Auch lassen wir voller Vorfreude den Blick über die reizenden Ferienhäuser mit Reetdach schweifen. Plötzlich jedoch trauen wir unseren Augen nicht: Ein Motorboot steuert zielsicher auf uns ab. Nicht, weil die Crew auf Krawall gebürstet wäre. Nein, es handelt es sich um einen schwimmenden Kiosk, das Aalbrötchen und kalte Limonade an Bord hat.
Wir begnügen uns mit einem Eis und steuern ein kleines Eiland an, auf dem wir eine Picknick-Garnitur sehen. Ein idealer Ort, um erst die Erfrischung und danach die anderen mitgebrachten Leckereien zu vertilgen. Anschließend liebäugeln wir mit einem kleinen Nickerchen im Gras. Erst kurz vor 18 Uhr sind wir zurück am Anleger. Mit der Gewissheit, dass wir bald zurückkehren für die nächste Tour mit dem Boot durch den Nationalpark Alde Faenen. Dann wohl auch mit einem beherzten Sprung ins Wasser.
Informationen zur Tour mit dem Boot durch den Nationalpark Alde Faenen
Der Nationalpark Alde Faenen befindet sich unweit des Ijsselmeer in der niederländischen Provinz Friesland. Bei dem gut 4000 Hektar großen Areal handelt es sich um ein Torfgebiet, wo die Niederländer den Rohstoff einst in großem Stil abgebaut haben. Die freiwerdenden Flächen beansprucht seitdem wie im Nationalpark Weerribben-Wieden das Wasser.
Die Fahrzeit von Köln und Hamburg zum Nationalpark Alde Faenen beträgt rund dreieinhalb Stunden.
Wer sich ein Kanu mieten möchte, sollte unbedingt reservieren. Der Preis beim Bootsverleih Hollema beträgt 22,50 Euro für einen Tag. Wer sich sein eigenes Catering mitbringen möchte, kann dies in Drachten oder Leewarden einkaufen.
Weitere Informationen zum Nationalpark Alde Faenen
Schau auf die Webseite des Nationalparks.
Text und Bilder: Ralf Johnen, zuletzt aktualisiert im Mai 2022. Der Autor war kürzlich auf eigene Kosten in Friesland, wo er zudem ausdrücklich den Besuch des ältesten Planeteriums der Welt in Franeker empfiehlt.
Leave A Reply