Kaum etwas ist euphorisierender, als der Frühling in New York. Mit Tulpen im Central Park, die auf die ersten Siedler der Stadt zurückgehen.
Es ist eine universalgültige Weisheit: The best things in life are free. Sie trifft zu auf wohlverdiente Detox-Tage nach Karneval und Hauptstadtmesse. Sie gilt für das Knistern meiner Schallplatten. Und sie ist nicht minder zutreffend für das vorfrühlingshafte Abhängen im Grüngürtel (so heißt das bei uns in Köln).
Auch in New York City kommt der Aphorismus zur Anwendung: Schließlich sind Skyline und Bewohner der Stadt die eigentliche Attraktion. Für die Benutzung der Brooklyn Bridge wird keine Maut fällig. Und freitags von 16 bis 20 Uhr ist der Eintritt ins MoMa kostenlos.
Morgendliche Joggingrunde durch den Central Park
Nichts aber ist schöner als eine morgendliche Jogging-Runde durch den Central Park in New York, kurz nachdem die Vegetation aus dem Winterschlaf erwacht ist.
Zartgrünes Laub ziert die Bäume. Kirschen und Magnolien blühen mit euphorischem Elan. Und die schönste Blumenspezies der Welt scheint es für einen Moment lang mit dem Wachstum der Wolkenkratzer aufnehmen zu wollen.
Frühling in New York: Ruderboote auf dem Weiher
Auf den Weihern ziehen Ruderboote bedächtig ihre Kreise. Und auch an Land ist die Bewegeungsfreude uferlos.
Das Laufen selbst wird angesichts des Szenarios zur reinen Kontemplation. Es lebt der Wunsch, das Ziel nie zu erreichen.
Licht-Schattenspiele
Ich laufe vorbei an einem sich sonnenden Adonis, der sich nicht darum kümmert, wer ihn aus den Fenstern der umliegenden Wolkenkratzer alles beobachten könnte.
Ich laufe vorbei an Licht-Schattenspielen, denen kahle Felsen als Projektionsfläche dienen.
Frühling in New York mit Tulpen aus Amsterdam
Und ich laufe vorbei an Installationen, wie sie nur Großstädte hervorbringen.
I
rgendwann aber ist auch die schönste Runde absolviert, die vom Asphalt der Vortage schmerzenden Knochen werden müde. Bevor es aber so weit ist, mache ich noch einmal einen Schlenker zu einem der Beete mit meinen Lieblingsblumen. Tulpen aus New Amsterdam.
Ein Hoch auf Jonathan Richman
Spätestens das bringt mich zu der Einsicht, dass der Frühling in New York zu gelungen ist, als dass ich mich dem Park abwenden könnte.
Also kehre ich nach der Dusche zurück. Mit einem doppelten Espresso Macchiato, einer Gallone frischem Orangensaft und einem Bagle mit Pastrami. Dann lausche ich dem passenden Song: Spring Time in New York von Jonathan Richman. For free.
Text und Bilder: Ralf Johnen, zuletzt aktualisiert im August 2022. Der Autor war privat in New York City.
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