Der Walnut Canyon in Arizona liegt in unmittelbarer Nähe zur Originaltrasse der Route 66. Darin befinden sich Felsbehausungen der längst verblichenen Hochkultur der Sinagua.
Auf dem Weg vom Petrified Forest Richtung Flagstaff verändert sich die Landschaft. Zunächst fährt man über die Ebene mit Wacholder-Gewächsen am Wegesrand. Danach wird es hügeliger, bis man den höchsten Berg in Arizona am Horizont erblickt, den 3851 Meter hohen Humphreys Peak. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Walnut Canyon.
736 Stufen in den Walnut Canyon
Nach der meditativen Autofahrt wartet an diesem Etappenziel ein wenig sportliche Betätigung. 736 Treppenstufen gilt es in den Walnut Canyon hinabzusteigen – wobei man stets von anderen Wanderern freundlich gegrüßt wird, die wieder hinauf schnaufen. Unten angekommen, wartet mit dem Island Trail ein Rundgang von 1,4 Kilometern.
Die Mühe des Abstiegs lohnt, denn entlang des schmalen, aber gut ausgebauten Pfades locken nicht weniger als 25 Felsenwohnungen. In den Fels gehauen wurden diese Behausungen vom Stamm der Sinagua, vermutlich zwischen 1125 und 1250 n.Chr. Sie nutzten dabei die natürlichen Vertiefungen in den Kalksteinwänden, die im Laufe der Jahrmillionen von Wasser erodiert wurden.
Rätselhafte Flucht der Sinagua
Aus unbekannten Gründen verließen die indigenen Stämme um das Jahr 1250 n. Chr. den Walnut Canyon. Sie hinterließen insgesamt mehr als 80 Felsenwohnungen, von denen einige auch vom Rim Trail aus zu sehen sind. Dabei handelt es sich um einen Rundweg oberhalb der Schlucht, der ohne große Anstrengungen ebenfalls spektakuläre Aussichten in den Canyon gewährt.
Schon Anfang des 20. Jahrhundert hatten Anwohner und Gemeinden aus der Region Flagstaff die Bedeutung der Felsenhöhlen erkannt und setzten sich für den Schutz der historischen Stätte ein. Der Walnut Canyon in Arizona wurde denn auch 1915 von US-Präsident Woodrow Wilson zum Nationaldenkmal erklärt.
Walnut Canyon in Arizona: Region ohne Wasser
Das Wasser in dem Tal wird einer der Hauptgründe für die Besiedelung des Walnut Canyon gewesen sein. Ist die gesamte Region ansonsten doch von trockenem Klima geprägt, nicht umsonst trug das Volk den Namen »Sinagua« (ohne Wasser). Auch für die Tier- und Pflanzenwelt ist der Canyon nach wie vor ein wichtiger Lebensraum.
Für ein relativ kleines Gebiet beherbergt er eine reiche Vielfalt an mindestens 69 Säugetierspezies, 28 Reptilien- und Amphibienarten sowie 121 Vogelarten. Doch wer Berglöwen, Schwarzbären, Kojoten oder den berühmten Wilden Truthahn sehen möchte, braucht viel Glück.
Walnut Canyon Bridge: Relikt der Route 66
Für Begeisterung aber bürgt der Walnut Canyon in Arizona trotz der 736 Stufen zurück zum Wagen. Noch etwas außer Puste geht die Fahrt nach Flagstaff weiter – mit einem kleinen Schlenker van etwa 20 Kilometern zurück nach Winona. Denn wir haben von einem Wanderer erfahren, dass dort mit der Walnut Canyon Bridge noch ein Relikt der Route 66 zu sehen ist.
Die Stahlbrücke wurde 1924 fertiggestellt und zwei Jahre später Teil der Route 66. Heute ist sie für den Verkehr gesperrt – aber für einen Fotostopp von Aficionados der Mother Road selbstverständlich hervorragend geeignet.
Informationen zur Route 66 in Arizona
Der hier beschriebene Abschnitt der Route 66 ist Geschichte Nummer 48. Von Geschichte 47, den Twin Arrows, sind es nur rund 25 Kilometer bis hierhin.
Das Walnut Canyon National Monument
Der Walnut Canyon wird vom National Park Service unterhalten. Zugänglich ist er täglich von 9 bis 17 Uhr. Der Zugang zu den Wanderwegen und die Aussicht auf den Canyon sind außerhalb der Betriebszeiten nicht möglich. Der Zugang zum Island Trail wird um 16 Uhr geschlossen, 6400 U.S. 89 Flagstaff, AZ 86004.
Das Walnut Canyon National Monument liegt etwa 12 Km östlich von Flagstaff. Vom Petrified Forest die Interstate 40 nehmen, Ausfahrt 204 und nach links abbiegen auf die historische Route 66. Das Walnut Canyon Visitor Center befindet sich am Ende dieser 5 km langen Straße. Eintritt 25 $ pro Pkw (gültig für alle Insassen und für 7 Tage) oder 15 $ pro Person.
Text: Frida van Dongen, Bilder: Ralf Johnen
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