Wer die Kölner verstehen möchte, muss die Brauhäuser der Stadt aufsuchen. Das mag nach dem Inhalt eines Karnevalsliedes klingen, ist aber kein Klischee.

Es muss nicht immer Kölsch sein: Schnapsausschank im Brauhaus Früh em Veedel. Foto: Ralf Johnen
Einheimische aus allen Milieus suchen vor allem die Bräuhäuser in den Kölner Veedeln auf, um aus kleinen Gläsern das süffige Kölsch zu trinken. Auch weil das für Köln so typische Bier hier 30 bis 40 Cent günstiger ist und die Menschen authentisch sind.

Enormer Andrang: Das Lommerzheim kurz vor der Öffnung. Foto: Ralf Johnen
Das Lommerzheim: Eine Institution in Deutz
Das Brauhaus ist auf der »Schäl Sick« in Deutz gelegen und sieht von außen wie eine richtige Kaschemme aus. Kölner nennen es schlicht »Lommi«. Zu kurzzeitigem Weltruhm kam der Lommerzheim, als der damalige Besitzer US-Präsident Bill Clinton keinen Platz zusichern wollte: »Wir nehmen keine Reservierungen an«, hieß es brüsk.

Voller Deckel mit zwei Kölsch in der Gaststätte Lommerzheim in Köln Deutz. Foto: Ralf Johnen
Inzwischen gehört das Brauhaus zum Hause Päffgen, was für beste Kölsch-Qualität bürgt. Die Küche erfreut die Gäste mit den berüchtigt dicken Koteletts und guter Bratwurst. Bei gutem Wetter locken einige Tische unter freiem Himmel. Siegesstraße 18, 50679 Köln, täglich außer Di 11.30-14.30 u. 16.30-0 Uhr.
Brauhäuser in den Kölner Veedeln: das Reissdorf
Im Griechenmarktviertel sind die Kölner weitgehend unter sich. Entsprechend gemütlich geht es auch im recht modern eingerichteten Stammbrauhaus von Reissdorf zu, wo sich nur selten Touristen hin verirren. Im Brauhaus kommen seit 1992 Leute aller Altersklassen und aus allen Milieus zusammen.

Moderner Klassiker am Griechenmarkt: das Reissdorf. Foto: Ralf Johnen
Auf der eher umfangreichen »Fooderkaat« sind neben rheinischen Spezialitäten auch Currywurst, Rumpsteak sowie ein paar vegetarische Gerichte ausgewisen. Wer mag, kann aber auch einfach eine Kleinigkeit wie einem Halven Hahn bestellen.
Kleiner Griechenmarkt 40, 50676 Köln, täglich ab 11.30 Uhr.

Die Malzbierbrauerei Gerhard Fischenich am Barbarossaplatz in Köln von außen. Foto: Ralf Johnen
Lieblingsbrauhaus am Barbarossaplatz: Malzbier-Brauerei Gerhard Fischenich
Die Malzbier-Brauerei Gerhard Fischenich ist in ihrer jetzigen Form erst wenige Jahre alt. Auch vielen Kölnern ist das Brauhaus am Barbarossaplatz nicht bekannt. Das gegenüberliegende Haus Töller hat das Lokal übernommen, nachdem dieses einige Jahre brach gelegen hat. Auch kümmert sich das Team um die Speisen.

Zwei Gläser Kölsch in der Malzbierbrauerei Gerhard Fischenich. Foto: Ralf Johnen
Auf der kleinen Karte steht neben Gulasch und Kartoffelsuppe auch eine Grillhaxe, die zu den besten Kölns gehört. Ansonsten ist das Lokal herrlich altmodisch: Der Eingang wird wie in alten Zeiten von einer Gaslaterne beleuchtet. Direkt dahinter befindet sich der vielleicht schönste Schankraum der Stadt. Die Theke ist so klein, dass man garantiert mit anderen ins Gespräch kommt.
Weyerstraße 71, 50676 Köln, Tel. 0221 258 93 16 (Di bis Sa ab 17 Uhr).

Gemütlich: Das Früh em Veedel. Foto: Ralf Johnen
Früh em Veedel: Brauhaus wie es im Buche steht
Ein gemütlicher Raum, in dem die Gäste zusammenstehen und gemeinsam ihr Kölsch trinken. So besingen die Bläck Fööss das Leben in der schönsten Stadt am Rhein. Wer das für die Glorifizierung eines Mythos hält, wird im Früh em Veedel eines Besseren belehrt. Tatsächlich wird hier in der Südstadt das Brauchtum mit großer Selbstverständlichkeit praktiziert. Die Kneipe existiert bereits seit dem Jahr 1886.

Fassade des Brauhaus Früh em Veedel in der Kölner Südstadt. Foto: Ralf Johnen
Im Volksmund war sie lange als Invalidendom bekannt, weil sich hier Rentner und Veteranen getroffen haben, um den Tag mit einem Schnaps zu beginnen. So müssen die Leiden Alltags wohl besser zu ertragen gewesen sein. Das angrenzende Restaurant überzeugt mit deftiger rheinischer Küche. Doch keine Angst: wer keine ganze Mahlzeit möchte, kann als Plan B im Schankraum eine Frikadelle bestellen. Das Kölsch ist mit 1,70 Euro immer noch preiswert.
Chlodwigplatz 28, 50678 Köln, Tel. 0221 31 44 70, Mo-Do 16-0, Fr, Sa 11-1 Uhr.
Brauhäuser in den Kölner Veedeln: das Pütz
In vielen Kölner Brauhäusern funktioniert das mit dem Bier so: Der Köbes kauft dem Lokal nach alter Sitte ein Fass Kölsch ab und veräußert dieses an die trinkfreudigen Kunden auf der ihm zugeteilten Fläche. Im Brauhaus Pütz wird der Nachschub dank dieses Systems besonders schnell gewährleistet. Seit einiger Zeit ist das Lokal in der Engelbertstraße eine Filiale der Brauerei an der Malzmühle.

Zwei Gläser Mühlen Kölsch im Brauhaus Pütz in der Kölner Engelbertstraße. Foto: Ralf Johnen
Wer es zum ersten Mal betritt, dürfte über die weitläufigen Katakomben staunen. Zum frisch gezapften Kölsch schmeckt Kassler mit Sauerkraut oder die Schweinshaxe mit Bratkartoffeln. Wer sich mit weniger begnügen möchte, dem sei das Gulasch Krüstchen oder der Brauhausteller empfohlen.
Engelbertstraße 67, 50674 Köln, Tel. 0221 21 11 66, Di-Do 16-0, Fr 15-1, Sa 16-0 Uhr.

Treff für Promis und Locals: Eingang des Brauhauses Max Stark. Foto: Ralf Johnen
Max Stark: Lieblingsbrauhaus mit guter Küche
Die Geschichte der Traditionsgaststätte reicht bis ins Jahr 1889 zurück. In dieser langen Zeit hat es das Max Stark zur wohl größten Attraktion des Kunibertsviertels gebracht. Stammgäste, lokale Prominenz und trinkfreudige Gesellschaften sind im »Starkse Max« gleichermaßen stark vertreten. Eine Besonderheit für Köln:

Speisekarte des Brauhaus Max Stark. Foto: Ralf Johnen
Das Brauhaus kommt ohne Musik und ohne Karneval aus. Dafür ist die Brauhausküche weithin bekannt. Die Köbesse gelten als schlagfertig und trinken schon mal ein Kölsch mit (wenn keiner hinsieht). Aus dem Zapfhahn fließt das bereits hinlänglich erwähnte Päffgen Kölsch.

Auf gutem Wege: Holgers Kranz mit drei frischen Kölsch. Foto: Ralf Johnen
Unter Kahlenhausen 47, 50668 Köln, Tel. 0221 200 56 33, täglich ab 11 Uhr.
Text und Bilder: Ralf Johnen, Juni 2022. Der Autor hat fast sein gesamtes Leben in Köln und Umgebung verbracht. Seit er im Ausland lebt, vermisst er die Brauhäuser in den Kölner Veedeln besonders schmerzlich. Eine Biertour ist in dieser Stadt unvergleichlich gut.

Foto: Frida van Dongen
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