Der Hoh Rain Forest in Washington State ist ein verwunschener Märchenwald, wie es ihn in Europa nicht gibt.

Unwirkliche Szenerie im Hoh Rain Forest
Der Olympic National Park birgt auf engem Raum drei völlig unterschiedliche Naturattraktionen. Nachdem sich die Olympic Mountains im Norden wie eine alpine Gebirgslandschaft präsentieren, zeigt die Bergkette an der Westflanke ein völlig anderes Gesicht. Hier gedeiht mit dem Hoh Rain Forest ein temperierter Regenwald, wie es ihn nur im Westen von Nordamerika gibt. Sein Anblick ist zu jeder Jahreszeit spektakulär.

Ein Muss auf dem Weg zum Hoh Rain Forest: Zwischenstopp am Crescent Lake auf der Olympic Peninsula
Stichstraße zum Hoh Rain Forest
Die volle Dramaturgie des Olympic National Park in Washington State entfaltet sich erst, wenn man die Olympic Peninsula gegen den Uhrzeigersinn befährt. In der rauen Hafenstadt Port Angeles fällt zunächst der Blick auf Vancouver Island in Kanada. Wenig später spiegeln sich im unwirklich schönen Lake Crescent liebliche Berge, die mit Nadelbäumen bewachsen sind. Doch nichts reicht an den Hoh Rain Forest heran, der nur über eine 40 Kilometer lange Stichstraße vom Highway 101 erreichbar ist.

Verwunschener Zauberwald: der Hoh Rain Forest in Washington State
Diese führt zunächst durch das Tal des Hoh River, das bereits durch seine üppige Vegetation auffällt. Die einst hier vorhandenen Wälder wurden jedoch in der Vergangenheit fast vollständig abgeholzt. Je mehr die Hügel in Berge übergehen, umso ursprünglicher aber wird die Umgebung. Die enorme Fruchtbarkeit ist auf die Nordsüdausdehnung der maximal 2432 Meter hohen Olympic Mountains zurückzuführen. Sie bilden für die ebenso kühle wie feuchte Pazifikluft eine natürliche Barriere.

Wasserfälle gehören zum Standardinventar im Pazifischen Nordwesten der USA
Ergiebige Niederschläge im Hoh Rain Forest
Die unweigerliche Folge sind ergiebige Niederschläge. Zwischen 3600 und 4200 mm Regen fällt hier im Nordwesten von Washington State jährlich pro Quadratmeter. Zum Vergleich: in Köln sind es 870 mm, in Berlin um die 600 mm. Ideale Voraussetzungen für Nadelhölzer, um über Jahrhunderte in enorme Höhen zu schießen. Sitka-Fichten, Rotzedern, Westamerikanische Hemlocktannen und Douglasien erreichen Höhen von bis zu 100 Metern.

Entwurzelter Mammutbaum im Dickicht aus Moosen und Farnen
Neben ihren Stämmen, die im Hoh Rain Forest nicht selten einen Umfang von sieben oder acht Metern besitzen, wirken Menschen verschwindend klein. Doch nackte Zahlen werden der Magie des Hoh Rain Forest nicht gerecht. Vielmehr sorgen die klimatischen Bedingungen dafür, dass Äste und Stämme der Bäume üppig mit Moos bewachsen sind.

Sehenswert: herabhängendes Moos im Olympic National Park
Märchenwald
In langen Zotteln hängt von jahrhundertealten Bäumen herunter, was den Effekt eines verwunschenen Märchenwaldes dramatisch verstärkt. Auf dem Boden gedeihen unterdessen Farne, die ebenfalls mannshoch werden können.

Nicht von dieser Welt: von Moosen überzogene Bäume im Hoh Rain Forest
Die topographischen Verhältnisse sind an der amerikanischen Westküste vielerorts ähnlich. Daher breiten sich von Seattle über Oregon bis hin nach Kalifornien Waldgebiete mit Baumgiganten aus. Kaum irgendwo aber sind sie gut erschlossen, wie hier im Nordwesten Washingtons. Wie in anderen Nationalparks auch, ist die Infrastruktur dem Ansturm in der Hauptsaison von Juli bis September kaum noch gewachsen. Wer im Hoh Rain Forest wandern möchte, sollte daher nicht nach 9 Uhr erscheinen.

Der Mensch wird zur Nebensache in den Wäldern Washingtons
Wanderwege im Hoh Rain Forest
Einmal vor Ort, bieten sich mehrere Wanderwege zur Erkundung der seltsam schönen Natur an. Der Hall of Mosses Trail ist ein 1,2 Kilometer langer Rundweg, der rasch einen Überblick gewährt. Der 1,9 Kilometer lange Spruce Nature Trail führt durch den Zauberwald an den Hoh River. Ausgangspunkt beider Wege ist das Besucherzentrum. Entsprechend groß ist der Andrang von Tagestouristen.

Bester Name weit und breit: das Hard Rain Café in Washington State
Eher an Abenteurer richtet sich derweil der Hoh River Trail. Der 30 Kilometer lange Fernwanderweg führt durch einsame Natur auf die Flanken des Mount Olympus. Doch auch Tageswanderer nutzen den Weg. Um ihnen die Orientierung leichter zu machen, haben die Park Ranger nach drei, sechs und acht Kilometern Wendepunkte markiert. Je weiter man sich vom Parkplatz entfernt, umso weniger Menschen trifft man. Dafür steigt die Chance auf Begegnungen mit der Tierwelt. Im Hoh Rain Forest sind unter anderem Berglöwen, Schwarzbären, Wapati-Hirsche und Waschbären beheimatet. Wer hier unterwegs ist, sollte sich entsprechend verhalten.

But coffee first: überall in Washington State schmeckt das Heißgetränk überdurchschnittlich gut
Weitere Informationen
Lage: Der Hoh Rain Forest ist eine von drei geschützten Regionen des Olympic National Park. Die geschützte Zone befindet sich südwestlich von Port Angeles. Mit dem Auto beträgt die Streckenlänge rund 150 Kilometer oder zwei Stunden.
Parken: Die Parkmöglichkeiten sind begrenzt. Wenn die Parkplätze voll sind, muss man warten. Wer keine Enttäuschung erleben möchte, sollte daher rechtzeitig anreisen.

Selfie mit Mammutbaum
Restaurant: Im Hoh Rain Forest gibt es keine Restaurants. Im Besucherzentrum sind lediglich Snacks erhältlich. Gut 20 Kilometer westlich lockt ein Café mit lustigem Namen. Hier gibt es Sandwiches und – wie überall in Washington State – guten Kaffee. Auch zum Kauf von Merchandise eignet sich das Haus. Hard Rain Café, 5763 Upper Hoh Road, Forks, hohrainforest.wixsite.com/hardrain

Chlorophyll produziert der Hoh Rain Forest im Überfluss
Unterkunft: Im Hoh Rain Forest existieren lediglich Zeltplätze. Die meisten sind nur saisonal geöffnet, die Plätze sind begehrt. Am spektakulärsten ist der Deer Park Campground, der auf mehr als 1500 Metern einen unverstellten Blick auf den Sternenhimmel bietet.
Allgemein: Der Eintritt für alle drei Teile des Olympic National Park beträgt 30 USD pro Fahrzeug. Das Besucherzentrum ist von März bis November täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.
Der Name Hoh leitet sich vom gleichnamigen indigenen Volk ab, das im Nordwesten Washingtons beheimatet ist.

Die Memorabilien kommen an der Küste von Washington State direkt zum Einsatz
Text und Bilder: Ralf Johnen, zuletzt aktulisiert im Januar 2025. Der Autor war auf Einladung des Tourismusbüros von Washington State vor Ort.
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