Der Pazifikstaat Palau hat exzellente Tauchspots, pilzförmige Kalkinselchen als grüne Farbtupfen im blauen Pazifik und: es gibt manch exotische Essgepflogenheit. Schwangeren seien zum Beispiel Seegurken eine Wohltat, sagt Touristenführer Malcolm Meltel. „Das gibt ihnen etwas“, so seine etwas ominös bleibende Auskunft.
Während der Paddeltour in die Lagunenwelt springt Meltel unvermittelt ins klare Wasser und taucht mit einer Seegurke in der Hand wieder auf. Er hält sie in die Luft und drückt fest zu bis eine schleimige Masse aus der Öffnung aufs Boot tropft.
Ein paar Spritzer lässt er auch in seinen Mund schießen. Das beeindruckt die anderen Teilnehmer, die in ihren Booten sitzen. „Möchtet ihr ‚mal?“, fragt Meltel. Keiner meldet sich. Ob es Meltel schmeckt oder nicht? Sein Gesichtsausdruck: irgendwo zwischen gespieltem Genuss und unterdrückter Anwiderung.
Während sich Seegurken nicht auf der Speisekarte eines Restaurants in der informellen Hauptstadt Koror wiederfinden, wird dort eine landestypische Delikatesse angeboten, die Gästen aus Europa nicht minder unmöglich erscheint. Für eine Suppe kochen sie fruit bats aus.
Auch der Autor post ein bisschen fürs Foto und versucht seinen Ekel zu überspielen. Dann versucht er ein Löffelchen der Flughundsuppe.
Würde man die Augen verbinden – geschmacklich kommt die Suppe eher fad daher. Nur das Auge isst bekanntlich mit und wird irritiert von dem ausgekochten Exemplar auf dem Tisch. Ein Portrait stimmt nicht wirklich vertrauensseliger.
Stefan Weißenborn, September 2012
Die Reise nach Palau wurde unterstützt von Sams Tours.
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[…] Hinsicht experimentierfreudig, habe bei anderer Gelegenheit schon Heuschrecken mit Sojasoße oder Flughundsuppe gegessen, doch ich […]