Eine Brauereitour durch Köln ist schon ohne Chauffeur ein Vergnügen. Mit Wagen aber macht sie noch mehr Spaß.
Es gibt Dinge im Leben, die muss man dringend wiederholen. Zum Beispiel mit einem Chauffeur auf Kneipentour gehen. Das ist natürlich dekadent, hat aber den Vorteil, dass man in kurzer Zeit viele und weit verstreute Theken aufsuchen kann. So verschlug es mich erstmals in meinem Leben nach Frechen, trotz langjähriger Residenz in Köln. Nun bin ich mit Chauffeur auf Biertour durch Köln.
Biertour durch Köln mit Man in Black
Die erste »Man in black«-Tour ging vor einiger Zeit durch Berlin mit seiner ausdifferenzierten Craft-Beer-Szene. In Köln würde es aufgrund der Kölsch-Hegemonie weit schwerer werden, eine gewisse Vielfalt an Hopfentrünken zu genießen. Aber wer weiß.
Daniel hatte mich mit seinem VW Phaeton am Flughafen abgeholt, und jetzt sitze ich im Fond des Luxusschlittens aus Wolfsburg. In der Tasche an der Rückseite des Fahrersitzes klemmt eine Ausgabe der Zeitschrift »Mittelstand«.
Schwarze Limousine
Ich greife zum Telefon und rufe mit unterdrückter Nummer Ralf an, ich will ihn überraschen. Wir sind fast bei seiner Wohnung in der Kölner Innenstadt angekommen. Daniel hat seinen Phaeton noch nicht so lange und fremdelt noch etwas mit dem Navi.
So bleibt mir bleibt genug Zeit mit näselnder Stimme zu faseln: »Treten Sie bitte auf den Balkon, gleich nähert sich eine schwarze Limousine.« Am anderen Ende höre ich nur ein verstörtes »Was ist das denn?«
Biertour durch Köln: nach Freschen bitte
Als wir zu zweit geflezt auf der ledernen Rückbank uns unserer Existenz erfreuen, ist es Zeit für das erste Kommando: »Nach Freschen, bitte«, sage ich. »Da gibt es eine Brauerei am Bahnhof.« Vor Ort angekommen nutzen wir den Rest des Tageslichtes für ein Team-Foto vor dem schwarzen Schlitten, den ich über den Fahrdienstanbieter Blacklane klar gemacht habe.
Die großen Braukessel hinter einer Glasfassade lassen wird rechts liegen und schreiten direkt zu Tat, immerhin wirbt die Hausbrauerei im Alten Bahnhof Frechen mit dem Slogan »Jetzt gibt’s richtig was auf den Deckel«.
Wortloses Stirnrunzeln
Das avisierte Kängurufilet müssen wir uns klemmen, die Küche hat schon zu. Besser so. Wir gehen durch das hölzern-rustikal eingerichtete, aber weitgehend menschenfreie Lokal. Ob hier überhaupt noch was passiert? Die Frage, ob noch ein Bier ausgeschenkt würde, quittiert ein Bursche hinterm Tresen wortlos mit einem Stirnrunzeln.
Da entdecken wir den Biergarten, in dem tatsächlich noch was los ist. Ein paar Tische sind besetzt, vor allem aber die eigentümlichen Vehikel fallen auf, die dem Biergarten etwas Freiluftmuseumshaftes verleihen.
Unfiltriertes Kölsch bei der Biertour durch Köln
Wir schießen ein paar Fotos von einem Schienenbus, der auf einem Stück stillgelegten Gleises sein Dasein als Exponat fristet. Ralf posiert vor einer Ape. Das Bier-Menü ist schnell überblickt. Ralf und und ich entscheiden uns allein wegen des beknackten Namens für den »Lockstoff«.
So nennen die Gleisbrauer ihr obergäriges, unfiltriertes Bier, das, würde man die Hefe raus filtern, »eigentlich ein Kölsch« wäre, erläutert der Kellner, der uns in weiser Voraussicht ein »Fahrtenschreiber« auf den Tisch knallt. Das ist ein Zettel, auf dem er wie auf einem Bierdeckel Strichliste führen wird.
Auf ins Päffgen
Süffig, aber ein bisschen wässrig schmeckt der Lockstoff, das gleiche gnadenlose Urteil fällen wir über das »Finchen«, das die Gleisbrauer als Kölsch-Äquivalent anpreisen. Schnell sind einige Reagenzgläser geleert, irgendwie schmeckt’s doch immer, und es ist Zeit Daniel anzurufen.
Aus dem Dunkel gleitet die Limousine heran. Unsere zweite Station ist die »obergärige Brauerei« Päffgen in der Friesenstraße in der Innenstadt von Köln. Bisher war ich zwar der Überzeugung, nur Biere oder unbekannte Coverbands könnten als obergärig bezeichnet werden, aber wir werden sehen.
Biertour durch Köln: Sülze nach Art des Hauses
Mit dunklen Schürzen vor dem Bug wimmelt schon im Eingangsbereich das Personal umher. Linker Hand stehen ein paar Fässer, an denen unentwegt gezapft wird. Wir bewegen uns erneut durchs Lokal in einen Biergarten, diesmal aber zielsicher, denn wir sind nicht zum ersten Mal hier.
Mit seinem Karusseltablett bedenkt ein massiger Kerl von Kellner auch unseren Tisch mit zwei Gläschen, die wir schnell ansetzen und den für ein Kölsch sehr herb-kräftigen Geschmack loben. Ich habe Hunger. Zum Glück gibt es »von der kleinen Karte« noch etwas zu essen. Nach fünf Minuten steht »Sülze nach Art des Hauses« vor mir, was Ralf mit einem lapidaren »gewagt« kommentiert.
Kurz vor Mitternacht
Als die Gläschen mit dem Kölsch, das in Köln als eines der besten gilt, geleert sind, hebelt der Kellner auch schon ungefragt Nachschub auf den Tisch. Aber so ist das nun mal im Rheinland, wenn man sich nicht mit roher Gewalt oder dem Bierdeckel auf dem Glas dagegen wehrt. Zwei weitere Striche werden geritzt.
Unser Trip ist uns für einen Moment ein bisschen peinlich als wir von Daniel die Türen erneut höflichst geöffnet bekommen. Grund für diese überflüssige Anwandlung der Selbstreflexion sind ein paar Feiernde vor der Päffgen-Pforte, die uns abschätzig beäugen. Doch für Gefühlsduselei ist unser Anliegen zu ernst, und die Zeit wird knapp. Es ist kurz vor zwölf, mitten in der Woche.
Kein Bio-Kölsch für uns
Leider müssen wir einen weiteren Programmpunkt auf ein ander Mal verlegen, den Abstecher in die Hellers-Brauerei, wo es immerhin das weltweit einzige Bio-Kölsch gegeben hätte, das die Braumeister als »obergäriges, helles, blankes, hochvergorenes, hopfenbetontes Vollbier« und in kölschem Selbstverständnis als »jot jemaat« charakterisieren.
Wir aber, wieder unterwegs, geben uns einen Moment einem optischen Reiz hin: die Mittelkonsole von Daniels Limousine. Sie leuchtet wie ein Flugzeug-Cockpit. Dann hält unser Chauffeur an der Christianstraße/Ecke Venloer Straße, wo ich den Höhepunkt unserer Bier-Tour vermute.
Biertour durch Köln: Last exit Braustelle
»Letzte Runde«, hören wir eine Frau ansagen, als wir uns etwas hopfenschwer aus dem Fond wuchten. Die »Braustelle« ist die einzige Craft-Beer-Adresse in Köln, hier wird direkt im Lokal gebraut. Hier gibt es die Gebräue der Kölner Hopfen-Clique Freigeist Bierkultur. Nur ist der Stoff heute leider aus, zumindest der frisch gezapfte.
Dafür ist der Laden ein kleiner Showroom der örtlichen Bier-Raritäten: In beleuchteten Vitrinen sind wie Devotionalien Flaschen einmal gebrauter Sorten ausgestellt. An einer Wand lagern Malzsäcke, ich verpasse allerings zu fragen, ob es sich um Deko handelt oder einfach nur die Lieferung nicht nach hinten geschleppt wurde.
Ein Alt in Köln
Wir könnten hier risikofrei mitten in Köln ein Alt bestellen, ohne um unsere Visage fürchten zu müssen, denn der Laden braut das Ehrenfeldt Alt, das man hier ebenso vom Fass bekommt wie das Helios als »Urform des Kölsch« oder ein Pink Panther, ein »fruchtiges Ale mit Hibiskusblüten«. Aber wir sind im Biersektor doch nur Fashion-Victims und bestellen ein India Pale Ale. »Is aber in der Flasche«, gibt die Bedienung zu bedenken. Aber recht so. Nach all dem Süffigen steht der Sinn nach einer Überdosis Hopfen.
Die Flaschen, die an den Tisch auf dem Bürgersteig gelangen, zeigen ein buntes Label mit dem Schriftzug »Miss California« und dem Verweis auf die Freigeist Bierkultur. Der dichte IPA-Geschmack bremst die Trinkgeschwindigkeit merklich ein.
Biertour durch Köln: Nachricht an den Chauffeur
Es beginnt in dicken, wenigen Tropfen zu regnen. Erst denke ich, ein Vogel hat mir auf die Schulter gekackt. Doch dann analysiert Ralf: »Da kommt was runter.« Zeit, Daniel zu bemühen. In der Seitenstraße gehen die Phaeton-Rückleuchten an und wir steigen wieder ins Leder.
Und kurze Zeit später auf den Barhocker am Tresen der Wohngemeinschaft, unsere letzte Station. Die Kneipe verfolgt ein eigenartiges Konzept: Man kann sich für Trinkgelage in den Zimmern von WG-Mitbewohnern einnisten, die laut Homepage tatsächlich existieren sollen. Passend dazu wird das Hausbier WG Bräu ausgeschenkt, das »ungefilterte Super-Zeug aus der Bügelflasche«, gebraut wiederum in der Braustelle.
Mühlen-Kölsch zum Abschluss
Als wir ordern, die Ernüchterung. »Wir haben keins mehr«, maunzt der mit seiner Coolness beschäftigte Kerl hinter der Theke, der nebenbei auch Bestellungen entgegen nimmt. So nippen wir immerhin bald am zweitbesten Kölsch, und das Mühlen-Label war ja auch schon immer schön.
Zuerst liefert Daniel Ralf zu Hause ab. Mir wird die Ehre zuteil, standesgemäß vor einem Hotel abgesetzt zu werden. Der über die Innere Kanalstraße weithin leuchtenden »Park Inn«-Schriftzug ist mir aus meiner Köln-Zeit noch vertraut, betreten habe ich das Haus aber noch nie.
Jetzt ist es soweit, ich habe mich entschlossen, nicht bei Freunden zu schlafen, deren Kinder ich in der Nacht womöglich geweckt hätte, sondern in der Anonymität eines Hotels zu fristen – zumindest für die Nachtruhe. Zumal das Park Inn mehr Tagungs-, als sonst ein Hotel ist, zum Wochenende kann man fast zu gehobenen Jugendherbergspreisen unterkommen. Nicht unwillkommen nach der Blacklane-First-Class-Tour.
Ende der Degustation
Die wichtigste Information, die ich beim Check-in mitnehme, sind die Worte: »Aus der Minibar haben sie täglich drei Getränke frei.« Als ich mein Zimmer im fünften Stock betrete, betrete ich ein Hotelzimmer, das es überall auf dieser Welt geben könnte, so standardisiert ist es mit seinen schweren Kunstfaservorhängen, der TV-Bank-Behelfsschreibtisch-Kombi und dem mit den Erzeugnissen multinationaler Getränkekonzerne gefüllten Kühlschrank.
Auf dem Beistelltisch sehe ich einen Kübel, in dem zwei Flaschen eines Industrie-Kölschs im Wasser stehen, als seien es Schnittblumen. Die Eiswürfel hat der Zimmerservice wohl vor Stunden schon eingefüllt. Aber es ist ja schon 1.20 Uhr. Für heute erkläre ich meine Bier-Degustation für beendet und lege mich ins Bett.
Text: Stefan Weißenborn. Die Bier-Degustations-Tour durch Köln wurde unterstützt von Blacklane Limousines und dem Park Inn-Hotel.
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