Am 19. April 1995 verübte Timothy McVey einen Anschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City, bei dem 168 Menschen starben. Ein Denkmal macht die Verwundbarkeit der USA während eines Trips auf der Route 66 greifbar (Episode 29/66).

9.01 Uhr: die letzte Minute, in der die Welt noch in Ordnung war
Wir schreiben Mittwoch, den 19. April 1995. Der Arbeitstag von rund 350 Angestellten der US-Bundesbehörden in der Innenstadt von Oklahoma City hat gerade begonnen und Eltern habe ihre Kinder im hauseigenen Kindergarten abgeliefert, als sich um 9.02 Uhr eine Explosion ereignet, welche die USA verändern wird.
Rollende Bombe in Oklahoma City
Sie ereignet sich in einem Transporter, den Timothy McVey mit tonnenweise selbstgebasteltem Sprengstoff beladen und vor dem Gebäude abgestellt hat. Als die rollende Bombe explodiert, sterben 168 Menschen, darunter 19 Kinder. Mehr als 800 Menschen werden verletzt, Hunderte Gebäude durch die Wucht der Detonation beschädigt.

Das Alfred P. Murrah Building in Oklahoma City spiegelt sich im See
In der Gerichtsverhandlung wird McVey später sagen, er habe nicht gewusst, dass sich ein Kindergarten in dem Gebäude befand. Ob ihn dieses Wissen von seinem Anschlag abgehalten hätte, ließ er offen. Sehr gezielt jedenfalls hatte der damals 26-jährige US-Kriegsveteran das Alfred P. Murrah Federal Building ausgewählt, weil es gleich drei Behörden der von ihm verhassten US-Regierung beherbergte.
Die Täter hatten sogar in der Armee gedient
Auch das Datum war kein Zufall: es war der zweite Jahrestag der blutigen Räumung der Davidianer-Sekte im texanischen Waco durch die US-Bundesbehörden.
Der Anschlag von Oklahoma City steht bis heute für eines der schlimmsten Attentate in der Geschichte der USA. Ein Verbrechen, das die Amerikaner auch deshalb so erschütterte, weil der Täter und seine beiden Komplizen scheinbar aus ihrer Mitte kamen. Mitbürger, die sogar in der Armee gedient hatten und die bis dato nicht durch Vergehen irgendwelcher Art oder gar Vorstrafen auffällig geworden waren.
Oklahoma City National Memorial: hoher Symbolwert
Dort, wo die Bombe ein komplettes Viertel verwüstete, eröffnete am 19. April 2000 – fünf Jahre nach dem Anschlag – das »Oklahoma City National Memorial«. Die Gedenkstätte ist mit ihren vielfachen symbolischen Elementen ein berührendes Beispiel amerikanischer Erinnerungskultur, die wohl keinen Besucher kalt lässt.

Symbolische Stelen erinnern beim National Memorial an die 168 Todesopfer des Anschlags
Das Außengelände wird durch eine sich spiegelnde Wasserfläche geprägt, die von zwei Toren eingerahmt ist, die »Gates of Time«. An der Nordseite ist »9:01« eingraviert, der letzte Moment des Friedens vor der Explosion, an der Südseite »9:02«, der Moment der Detonation. Unweit der Tore, auf dem Gelände des zerbombten Bürogebäudes, befindet sich nun eine Wiese, auf der 168 gläserne Stühle ruhen. Sie symbolisieren die Stühle an den Tischen der Opferfamilien, die seit dem Anschlag nicht mehr besetzt sind.
Überlebender Baum am Oklahoma City National Memorial
Nicht weniger berührend ist ein Zaun, an dem Besucher aus der ganzen Welt Briefe, Blumen oder trostspendende Gaben gehängt haben. Hoffnung soll der Survivor Tree wecken: die auf mehr als 100 Jahre geschätzte Ulme wurde durch die Explosion stark beschädigt und sollte daher gefällt werden. Doch auf wundersame Weise erholte sich Baum, trieb wieder aus, und steht nunmehr als »Überlebensbaum« für den Neuanfang nach dem verheerenden Terroranschlag.
Während das Außengelände mit seiner Symbolik die Emotionalität der Besucher anspricht, widmet sich das angeschlossene Museum der Information: Hintergründe und Ablauf des Attentats werden ebenso abgebildet, wie die Suche nach den Motiven der Täter. Auch die Lebensgeschichten der Opfer behandelt das Museum und versucht so, die Erinnerung an sie wach zu halten.
Informationen zum Oklahoma City National Memorial
Das Außengelände des Oklahoma City National Memorial ist ganzjährig frei zugänglich. Das Museum ist von Montag bis Samstag von 9 bis 17 und sonntags von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Adresse: 20 North Harvey Avenue, Oklahoma City, memorialmuseum.com. Der Eintritt kostet 18/15 USD.

Das Regierungsgebäude und das Denkmal in einem Bild
Oklahoma City Memorial Marathon
Der Oklahoma City Memorial Marathon findet seit 2001 jedes Jahr im April statt. Über 24.000 Sportler aus der ganzen Welt nehmen jedes Jahr an dem Event teil, das an den verheerenden Anschlag erinnert. Der Erlös kommt der Gedenkstätte zugute. Banner an der Strecke erinnern an die Opfer. okcmarathon.com
Weitere Infos zur Mother Road in Oklahoma
Die Route 66 ist in Oklahoma sehr gut erhalten. Bis in die Gegenwart sind hier mehr als 400 Meilen oder 640 Kilometer der Originaltrasse der Route 66 erhalten. Das ist von allen acht Bundesstaaten die größte Anzahl erhaltener Streckenkilometer. Unterwegs zeigt sich die Route 66 in Oklahoma fast durchweg in hervorragendem Zustand. Noch dazu gibt es jede Menge Attraktionen für Nostalgiker.
Die Webseite von Travel Oklahoma (travelok.com/Route_66) hält weitere Informationen zur Mother Road bereit.
Die Route 66 auf Boarding Completed
Die Story über das Oklahoma City National Memorial ist die 29. Geschichte in einer Serie von insgesamt 66 Stories über die Route 66 und ihre Umgebung. Von Episode 28, den Stockyards in Oklahoma City, sind es rund vier Kilometer bis hierhin. Vom National Memorial nach Bricktown (Episode 30) sind es etwa 1,5 Kilometer. Obwohl der Anschlag von Oklahoma City rein gar nichts mit der Route 66 und ihrer Geschichte zu tun hat, ist der Besuch des Denkmals eine Erfahrung von bleibendem Wert, die viel über die USA und ihre nicht immer leicht zu verstehende Geschichte aussagt.
Weitere Informationen zur Route 66 in Oklahoma gibt es sowohl hier als auch auf der Webseite von Visit Oklahoma (travelok.com).
Text und Bilder: Ralf Johnen, zuletzt auf die Richtigkeit aller Angaben kontrolliert im April 2025.
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