In Williams, Arizona, wurde 1984 ein letzter, sechs Meilen langer Abschnitt der Interstate 40 vollendet. Somit hat der Ort der Route 66 den endgültigen Garaus bereitet (Episode 54/66).

Hier scheint die Welt noch in Ordnung: Pete’s Gas Station bei Williams in Arizona
Nach turbulenten Jahren an der viel befahrenen Route 66 ist heute Ruhe eingekehrt in Williams, Arizona. Das Städtchen mit seinen 3500 Einwohnern lebt eine unaufgeregte Nostalgie vor, die sich angesichts der Nähe zum Grand Canyon regen Zuspruchs erfreut.
Liegt der Grand Canyon an der Route 66?
Doch liegt der Grand Canyon überhaupt an der Route 66? Streng genommen nicht, denn der wohl bekannteste Nationalpark der USA breitet sich 60 Meilen nördlich der Streckenführung aus – und die Reisenden vergangener Zeiten hatten andere Sorgen, als sich überdimensionale Schluchten anzusehen.

Für Fans von Americana: Vintage-Schild für das Arizona Motor Hotel bei Williams
Allerdings würden wohl nur beinharte Puristen beanstanden, wenn sich Touristen der Gegenwart einen Abstecher zum Grand Canyon Village am South Rim gönnen. Und dem kommt man eben nirgendwo näher als in Williams, Arizona.
Williams, Arizona: Eine Autostunde bis zum Grand Canyon
Mit dem Auto oder dem Motorrad dauert es nicht viel länger als eine Stunde zum South Rim, der einen großen Teil der touristischen Infrastruktur auf sich vereint. Schon die Anreise ist prächtig, denn im späteren Verlauf führt diese durch weitläufige, wohlriechende Nadelwälder. Diese lassen nicht vermuten, dass sich bald die Erde auf spektakuläre Weise öffnet.

Gehört einfach dazu: ein Diner bei Williams, Arizona
Besonders beeindruckend ist die Fahrt an Bord der Grand Canyon Railway. Ein typisch amerikanischer und daher etwas schwerfälliger Zug mit angenehm altmodischen Wagons, der wahlweise von einer Dampf- oder von einer Diesellok angetrieben wird. Panoramawagen und punktgenaue Durchsagen treiben den Erlebniswert weiter in Höhe. Im meist schneereichen Winter verwandelt sich der Zug in den »Polar Express«.
Mit dem Zug zum Grand Canyon
So wird der Tagesausflug in Kombination mit Fotosessions am Canyon zu einer runden Sache. Und das ohne den auch in der Nebensaison beträchtlichen Verkehr, der dazu geführt hat, dass Besucher nur noch eine Straße im Nationalpark befahren dürfen. Dabei handelt es sich um die Desert View Road, einen 23 Meilen langen Abschnitt, der auf kurvigen Strecken zum Osteingang des Parks führt. Die anderen Scenic Routes sind nur an Bord eines Busses oder mit Fahrrad befahrbar.

Gewaltig: Dampflok der Grand Canyon Railway in Williams
Doch zurück nach Williams, das es ähnlich konsequent auf den Zuspruch von Touristen abgesehen hat. Der Ort hat seine Rolle als historisch letzter Aktivposten der Route 66 angenommen, was keinem Besucher verborgen bleibt.
Das Logo der Route 66 ist allgegenwärtig
Kaum eine Fassade kommt ohne das Logo aus, Restaurants, Bars und Souvenirläden werben damit und von Abenteuerpark bis Zipline sind die kostenpflichtigen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung vielfältig.

Endstation Williams: Wagon der Grand Canyon Railroad
Das ist nicht verwerflich, für Absolventen der gesamten Strecke aber ziemlich belanglos. Damit ist es vielleicht die schlüssigste Einladung, doch den Grand Canyon zu besuchen. Sei es am South Rim oder später am Grand Canyon West.
Informationen zu Williams, Arizona
Unterkunft: Grand Canyon Railway Hotel & RV Park, Xanterra, Partner des National Park Service, betreibt sowohl Komforthotel wie auch die Eisenbahnlinie zum Grand Canyon. 233 N. Grand Canyon Blvd., Williams, thetrain.com. Tickets für Hin- und Rückfahrt ab 70 $ (die Preise schwanken stark je nach Saison, Tickets am besten rechtzeitig von daheim vorbuchen)
Restaurant: Goldie’s Route 66 Diner, klassisches Lokal mit Burgern und Burritos mit nostalgischer Einrichtung. Tgl. 8-20 Uhr, 425 East Route 66, Williams (keine Webseite).

An der Route 66 sieht (fast) alles gut aus – sogar ein Heuschuppen
Williams Visitor Center: 200 West Railroad Avenue, Williams, experiencewilliams.com.
Informationen zum Grand Canyon: auf der Webseite des Grand Canyon West (grandcanyonwest.com).
Die Mother Road in Arizona
Über 600 (385 Meilen) der Route 66 verlaufen durch den Bundesstaat Arizona. Für mich gehören die Abschnitte zu den schönsten überhaupt, da die Originaltrasse der Route 66 vielerorts noch gut erhalten ist, aber auch weil ich die Landschaft liebe.

Ein bisschen over the top: Oldtimer-Cabrio mit Weihnachtsmann als Fahrer beim nächsten Stop in Seligman
Zugleich war Arizona der Vorläufer für den Erhalt der verbliebenen Straßenabschnitte. Das kleine Dorf Seligman (sprich: Sligmän) war die langjährige Wirkungsstätte von Angel Delgadillo. Der gelernte Friseur war 1987 mit seiner Initiative erfolgreich, die noch existierenden Abschnitte der Mother Road unter Denkmalschutz zu stellen. Somit genießt er offiziell Legendenstatus für die Route 66.
Die Mother Road auf Boarding Completed
Insgesamt 66 Geschichten über die Straße aller Straßen haben wir auf dieser Webseite veröffentlicht. Die Story über Williams, Arizona, ist Nummer 54. Von Nummer 53, dem Lowell Planetarium in Flagstaff, sind es rund 55 Kilometer. Story 55 befasst sich mit dem 68 Kilometer erwähnten Dorf Seligman. Bis dorthin sind es Kilometer.
Text und Bilder: Ralf Johnen, Mai 2025.
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…Sehnsucht erweckender Reisebericht und traumhafte Fotos….,danke, Manni.