Der Grand Canyon ist über den North Rim und den South Rim zugänglich. Beide sind über den Nationalpark touristisch erschlossen. Neuerdings existiert mit dem Grand Canyon West eine Alternative. Diese bewirtschaftet das indigene Volk der Hualapai (56/66).

Keiner kann sich sattsehen am Grand Canyon West
Wer den Grand Canyon bereits bei einer anderen Reise gesehen hat, muss ihn nicht zwingend ins Programm für einen Trip über die Route 66 aufnehmen. Andererseits: so oft bist du vielleicht auch nicht in der Nähe eines allgemein anerkannten Naturwunders. Ein weiteres Argument für einen Wiederholungsbesuch: Hinter Williams und Seligman eröffnet sich am Grand Canyon West seit einigen Jahren die Möglichkeit, der Schlucht etwas Neues abzugewinnen.
Die Hualapai betreiben den Grand Canyon West
Eine verlockende Vorstellung, zumal mit den Hualapai ein indigenes Volk für die Erschließung des Areals verantwortlich ist und die Originaltrasse der 66 ziemlich in die Nähe führt.

Die Aussichtsplattform Skywalk am Grand Canyon West wurde in Deutschland produziert
Die Erfolgsgeschichte des indigenen Volkes in den USA klingt erstmal vielversprechend. Doch bereits ein Blick aufs Preisschild führt zu einer gewissen Relativierung. Denn während der Nationalpark zwar voll, aber dafür erschwinglich ist, kommt der Grand Canyon West eher wie eine Touristenattraktion im nahen Las Vegas daher. Es gibt ein stilisiertes »Indianer«-Dorf, das den Besuchern Kunsthandwerk und Traditionen näherbringt. Merkwürdigerweise geht dieses in eine Cowboy-Siedlung mit Lasso-Vorführungen über, durch das unaufhörlich die Lieder von Hank Williams wehen.
Grand Canyon West: Skywalk mit Glasboden
Auch der Canyon ist hier nicht bloß der Canyon: So haben die Betreiber an einer Stelle einen Skywalk errichtet, der ein paar Dutzend in die Schlucht hereinragt. Diese verfügt über einen Glasboden, was bei einer Fallhöhe von mehr als 1000 Metern gehörigen Nervenkitzel verspricht. Für Teile der Konstruktion übrigens zeichnet ein Unternehmen aus dem Rhein-Sieg-Kreis verantwortlich.

Kletterpartie am Grand Canyon West
Das Ganze hat wiegesagt seinen Preis: Knapp 70 Dollar müssen Besucher hinblättern, wenn sie den Canyon hier besichtigen möchten. Der Betrag bezieht sich auf den Basiszugang. Ein auf Gewinnmaximierung ausgerichteter Ansatz, welche der Philosophie der Nationalparks diametral gegenübergestellt ist, denn zu diesen soll möglichst jedermann Zugang haben.
Blick auf den Colorado River
Davon mag man halten, was man will. Doch die entscheidende Frage bleibt, ob sich die Investition lohnt? Das ist Ermessensache, denn natürlich ist der Anblick von Canyon und Colorado River fantastisch, wobei schwer zu sagen ist, ob er South und North Rim qualitativ überragt. Fest allerdings steht, dass am Grand Canyon West einige Aussichtspunkte von enormer Schönheit bietet, wo in der Regel weniger Betrieb als in den Nationalparks herrscht. Und was sind schon 70 Dollar, wenn man die Gelegenheit hat, eine Attraktion von Weltrang zu sehen?

Fotogen aus jeder Perspektive: de Grand Canyon West
Ein etwas fader Beigeschmack aber bleibt. Nicht nur wegen der gepfefferten Preise, sondern auch wegen der leicht zirkusartigen Note, die allzu sehr auf eine vornehmlich asiatische Vegas-Klientel zugeschnitten scheint. Doch wer noch nie die Möglichkeit hatte, die Mutter aller Schluchten in Augenschein zu nehmen, sollte diese letzte Chance auf dem Trip nach Los Angeles nicht an sich vorbeiziehen lassen.
Informationen zum Grand Canyon West
Grand Caynon West: 5001 Diamond Bar Road, Peach Springs. Weitere Infos auf der Webseite.

Authentisch? Eine Frau schwingt ein Lasso im Cowboydorf am Grand Canyon West
Die gesamte Anlage kann man durchaus als eine Art Grand Canyon-Themenpark bezeichnen. Dafür können Besucher nach guter amerikanischer Sitte verschiedene Pakete buchen. Der Zugang zum Areal mit Canyonblick und Skywalk kostet 68 USD. Dasselbe mit Essenticket kommt auf 93 USD.
Hubschrauberflug über den Canyon
Kulinarisch hochwertig ist die Kost allerdings nicht. Wer einen Hubschrauberflug und eine Fahrt auf einem Ponton-Boot bucht, muss dafür mindestens 367 USD hinlegen. Ein Tag inklusive geführter Wildwasser-Rafting-Tour, Wanderung zu den Travertine Falls und Mittagessen am Ufer des Colorado River kommt auf mindestens 429 USD.

Eine Augenweide: Mein geliehener Dodge Charger vor dem Cowboydorf am Grand Canyon West
Die Hualapai vermieten außerdem schlichte Hütten für bis zu vier Personen. Diese kosten ab 159 USD pro Nacht. Aufgrund ihrer Lage ganz in der Nähe des Canyons sind sie recht beliebt und häufig weit im Voraus ausgebucht.

Vielschichtig: der Ausblick auf den Grand Canyon im Westen Arizonas
Hinweis: Tagesausflüge zum South Rim sind von hier aus aufgrund der Abstände kaum möglich und sicherlich nicht sinnvoll, denn man ist knapp vier Stunden mit dem Auto unterwegs. Wer damit liebäugelt, sollte diese ab Williams oder Flagstaff unternehmen.
Arizona und die Route 66
Exakt 620 Kilometer (rund 385 Meilen) der Originaltrasse der Route 66 verlaufen durch Arizona. Für mich persönlich gehören die Abschnitte zu den schönsten überhaupt, weil die Streckenführung durch Regionen wie die Painted Desert führt. Zudem ist die Route 66 in Arizona noch gut erhalten.

Spaß für die ganze Familie: der Skywalk am Grand Canyon West
Arizona ist unter anderem wegen Angel Delgadillo in die Geschichte der Mother Road eingegangen. Zudem wurde 1984 bei Williams der letzte fehlende Abschnitt der Interstate 40 komplettiert. Dadurch wurde die Route 66 offiziell überflüssig – und sie geriet für eine Weile in Vergessenheit.
Boarding Completed und die Route 66
Auf diesem Blog haben wir insgesamt 66 Geschichten über die Route 66 zusammengetragen. Anlass ist die Tatsache, dass die Mother Road in 2026 den 100. Jahrestag ihrer Existenz gefeiert hätte. Die Story über den Grand Canyon West und die Hualapai ist die 56. aus der Serie.

Schattenspiel am South Rim des Grand Canyon.
Von Nummer 55, dem Friseursalon von Angel Deldadillo in Seligman, sind es etwa mehr als 190 Kilometer bis zum Grand Canyon West. Die Straße ist hier wenig befahren und mutet sehr nostalgisch an. Der nächste Stopp ist der Hackberry General Store (Nummer 57), bis dort hin sind es etwas mehr als 100 Kilometer.
Text und Bilder: Ralf Johnen, Mai 2025.
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