Scottsdale mag in der Wüste Arizonas liegen. Doch mit skurrilen Bergrücken, einer sehenswerten Vegetation, coolen Restaurants und einem sehenswerten Umland hat es die glamouröse Wüstenstadt zum Liebling der Amerikaner gebracht.
„Verde River“ nennen sie hier ihren Fluss. „Palo Verde“ heißen lautmalerisch die Bäume. Als Larry an diesem kühlen Morgen durch die Sonora Wüste reitet, schweift sein Blick über etwas, das er hier nur ganz selten sieht. Ein junges, zartes Grün, das scheinbar übermütig aus dem Boden sprießt. „Zum ersten Mal seit fünf Jahren“, berichtet er „hat es hier richtig geregnet“.
Noch immer sind die Pfützen nicht ganz verschwunden. Sie sind sogar von einer dünnen Eisschicht überzogen. Eine Seltenheit, denn hier am Rande der Megalopolis Phoenix ist die kalte Jahreszeit nicht dafür bekannt, nass und wirklich kalt zu sein.
15 Meter hohe Saguaro-Kakteen
Larry ist 74 Jahre alt. Er sieht aus wie Willie Nelson und verbringt seine Tage damit, Touristen mit den Reizen der Wüste vertraut zu machen. Er hält ein Auge darauf, dass die wohlerzogenen Pferde so gemächlich wie gewünscht ihren Wegdurch die Landschaft bahnen. Vorbei an den Saguaro-Kakteen, die wie Orgelpfeifen bis zu 15 Meter in den Himmel ragen. Und vorbei an den Palo Verdes, jenen knorrigen Gewächsen, die nach ihrem grünen Stamm benannt sind, und deren Blätter derart winzig sind, dass sie der meist erbarmungslos brennenden Sonne zu trotzen imstande sind.
Hier oben im Sattel, und nur wenige Meilen außerhalb des besiedelten Teils von Scottsdale, lebt der Westen der USA, wie wir ihn uns vorstellen. Und als nach den lustigen Roadrunnern auch noch wilde Mustangs vorbeiziehen, möchte mandiesem archaischen Verkehrsmittel am liebsten bis ins ferne Oregon treu bleiben.
Auch Frank Lloyd Wright wusste die Vorzüge dieses Lebensraums zu schätzen. Der legendenumrankte Baumeister hat in Scottsdale sein Winterdomizil Taliesin West errichtet. Ein Aushängeschild der so genannten organischen Architektur, das sich geschmeidig in die sanfte Hügellandschaft einfügt. Das Anwesen, zu dessen Bau ausschließlich Material aus der nahen Umgebung verwendet wurde, ist bis heute eine der am meisten unterschätzten Sehenswürdigkeiten Arizonas. Auch wenn Wright seinen Besitz zu verschmähen begann, als ihn in den 40er-Jahren der Bau von Hochspannungsleitungen der Illusion beraubte, in der Wildnis zu leben. Es waren Vorboten eines rasanten Wachs tums, das bis in die Gegenwart anhält.
Die glamouröse Wüstenstadt Scottsdale gehört zu Phoenix
Heute leben über vier Millionen Menschen im Großraum Phoenix, wo an mehr als 300 Tagen im Jahr die Sonne scheint, und wo es im Sommer regelmäßig über 40 Grad heiß ist. Im Schatten. Die eigenständige Stadt Scottsdale, die im Nordosten des Ballungsraums liegt, hat sich dabei zielstrebig zu einer Premium-Destination für Touristen entwickelt. Erst waren es vor allem ältere Amerikaner, die im Winter aus den frostigen Bundesstaaten im Norden nach Arizona geflohen sind, um an ihrem Handicap zu arbeiten, in den Shopping-Malls dem Konsum zu frönen, oder in den Spas der vielen Fünfsterne-Resorts den eigenen Körper zu sanieren.
Scottsdale und seine 240 000 Einwohner bedanken sich für das steigende Interesse mit dem Bestreben, eine amerikanische Musterstadt zu werden. Zwar wuchern an den Rändern des 42 Mal sieben Meilen großen Territoriums immer mehr protzige Villen. Sobald es aber um das Zentrum geht, wird gerne das Attribut „European style“ verwendet. Der historische Stadtkern wird zu einem Mikrokosmos umgebaut, der sich von landesüblichen „Downtowns“ merklich unterscheidet. Mit trendigen Restaurants, mit Galerien und mit Einkaufsstraßen, in denen die landesüblichen Ketten nicht erwünscht sind.
Auch eröffnet vor einiger Zeit mit dem „W“ ein Boutique-Hotel, wie es der Besucher eher in Berlin oder Barcelona vermuten würde. Und ein Konglomerat ansehnlicher Appartement-Bauten, das den prall gefüllten Arizona-Kanal flankiert, ermöglicht – zumindest theoretisch – auch in der glamourösen Wüstenstadt Scottsdale ein Leben ohne Auto.
Üppige Pool-Landschaften
Die simulierte Urbanität im Zentrum steht im Kontrast zum eigentlichen Reiz Scottsdales. Seiner Weitläufigkeit, in der sich Dutzende Resorts ausbreiten. Sie alle besitzen opulente Pool-Landschaften und viele haben ihren eigenen Golfplatz. Das Fairmont Princess richtet seit nunmehr 25 Jahren im Januar ein Turnier der PGA-Tour aus. Ein beinahe surreales Ambiente, wie das saftige Grün der Anlage mit seiner kunstvoll inszenierten Wüstenvegetation und den vielen künstlichen Seen sich ausbreitet.
Während die untergehende Sonne den Himmel in dramatische Töne einfärbt, und sich die schroffen Berglandschaften Arizonas wie die Rücken riesiger Reptilien am Horizont abzeichnen.
Der Mensch hat diesen feindseligen Lebensraum domestiziert – nicht bloß in diesen Wochen, wo die Wüste blüht und fast so grün ist wie der Golfplatz. Für Hollywood-Partys genießt Scottsdale mittlerweile den Status eines exklusiven Refugiums. Hotelmanagerin Jennifer Franklin mag zwar keine Namen nennen, doch sie ziert sich vergeblich. Hinter ihr huscht die Schauspielerin Maggie Gyllenhaal vorbei.
Und auch Tiger Woods soll zu den Stammgästen gehören. Der Süden Arizonas ist bei Urlaubern aus Europa auch als Sommerdestination beliebt. Deutsche oder Briten empfinden die trockene Extremhitze zumeist nicht als Strafe. Vor allem aber locken die Resorts dann mit Preisen von deutlich unter 200 Dollar pro Nacht und Zimmer. „Das“, so Jennifer, „leisten sich sogar die sparsamen Deutschen“.
Informationen über die glamouröse Wüstenstadt Scottsdale
Anreise: Nach Phoenix Sky Harbour mit British Airways über London oder mit United Airlines und allen anderen großen US-Airlines erst via Frankfurt/Main über Chicago oder Washington (ab 550 Euro) und danach bis Sky Harbour.
Unterkunft: In Nobel-Resorts wie dem Scottsdale Fairmont Princess Winterpreise ab 400 Dollar, im Sommer unter 200 Dollar. In den Bergen liegt Four Seasons Troon North mit Ausblick über das Valley of the Sun. Günstiger und dennoch komfortabel sind die Hotels von Fairfield Inn, die zur Marriott-Gruppe gehören (ab 89 Dollar).
Aktivitäten: Reiten bei Fort McDowell Adventures (45 Minuten stadtauswärts). Hier kann man auch Mountain-Bikes mieten oder Hummer-Touren durch die Sonora-Wüste buchen.
Scottsdale Fashion Mall: mehr als 200 Shops unter einem Dach.
Taliesin West: Im Haus von Frank Lloyd Wright befindet sich eine Architektur-Schule.
Text und Bilder: Ralf Johnen, zuletzt aktualisiert im Juli 2021. Der Autor war zuletzt auf Einladung von Experience Scottsdale in Arizona.
Leave A Reply