
Ausgemustert und verlassen: Die Stella-Artois-Brauerei in Leuven. Dahinter der Kirchturm von Sint Geertrui
Selten gibt es diese Tage, an denen alle Puzzlestücke zusammenfallen: Es ist Dezember. Die Temperaturen liegen bei null Grad. Der Himmel sieht aus, als würde er nie wieder aufreißen. Ich befinde mich in einem verlassenen Industriegebiet. Und ich habe die Kamera dabei.

Nicht mehr benötigt: Nach der Übernahme durch Anheuser-Busch hat Stella Artois das Viertel Vaartkom verlassen
Diese Woche habe ich einen dieser Tage erlebt. Im Industrieviertel von Leuven, der mittelalterlichen Kleinstadt in Flandern, die zugleich die Bierkapitale Belgiens ist. Ich habe für ein Magazin einen Architekten getroffen, der eine marode Brauerei von Stella Artois in ein Kreativzentrum umgewandelt hat.

Blick vom Dach: An den Nachbargebäuden konnten sich Architekturstudenten abarbeiten. Nun werden sie abgerissen

Artois hieß der Braumeister, der die 1366 gegründete Brauerei Den Hoorn im 18. Jh. übernommen hat. Der Stern folgte später

… und in die ganze Welt verschifft wurde. Leuven darf sich seitdem als Hauptstadt des Bierlandes Belgien fühlen

Der Titel greift noch immer. Auch wenn das einst prosperierende Vaartkom-Viertel heute einem Potemkinschen Dorf gleicht

Die Brauerei, die nunmehr „Anheuser Busch InBev“ heißt, ist immer Laufe der Jahrhunderte immer weiter an den Stadtrand gezogen

Wahrscheinlich platziert der Arbeiter nur die Sprengsätze, denen die Bauten bald zum Opfer fallen werden

Diese durchaus skurillen Bauten der Sluisstraat zu Leuven dürfen auch in Zukunft ihren Charme ausspielen

Noch ist wenig davon zu sehen, dass das Insutrieviertel von Leuven eine Schaltstelle zwischen Alt und Neu werden soll

Nicht alles wird abgerissen: Wie wird diese Siedlung (Klein Begijnhof) wohl ohne seinen dominanten Nachbarn auskommen?
Das Viertel Vaartkom befindet sich am Nordrand der Stadt Leuven. Die ehemalige Brauerei De Hoorn wurde zu einem Zentrum für Kreative umgebaut. Die anderen Bauten weichen einer neuen Nutzung. Wie lange genau der Transormationsprozess dauern wird, kann niemand so recht abschätzen. Wer die 98 000 Einwohner zählende Bierkapitale des Landes besucht, sollte auf jeden Fall einen Blick auf das Viertel werfen. Es könnte der letzte sein.
Dezember 2014. Text und Bilder zur Geschichte über Industrieveiertel in Leuven: Ralf Johnen, der Autor war geschäftlich im Industrieviertel von Leuven.
3 Comments
[…] Mein weiterer Spaziergang führte mich dann bis zum ehemaligen Industrie-Viertel „Vaartkom“, welches Ralf vor einiger Zeit besucht hatte. […]
Hej, auf Reisen muss keineswegs immer alles schön sein. Es kann auch ein erhabenes Erlebnis sein, einen Zustand einzufangen, den es so nicht mehr geben wird. Besonders imposant war das bei meiner Reise nach Belfast.
Viele Grüße aus downtown Kölle,
Ralf
Hej,
tolle Bilder, die du hier fotografieren konntest. Ich denke, ein Abschied birgt auch einen Neuanfang und dieses kleine Gässchen ohne diesen Riesen dahinter, ist schon sehr romantisch.
Liebe Grüße aus Schweden
Heike