Cedar Key ist eine der letzten verschlafenen Inseln Floridas. Das Eiland versteckt sich in der Mitte der Golfküste in malerischem Marschland. Früher war Cedar Key die Wirkungsstätte eines deutschen Bleistiftbarons.
Zedern haben bis weit ins 19. Jahrhundert die Küstenlandschaft Mittelfloridas geprägt. Damals war der Bundesstaat noch kaum erschlossen. Als die ersten Pioniere den heutigen Sunshine State erreichten, war auch ein Deutscher dabei. Eberhard Faber interessierte sich vor allem für das Holz des Baumes, der dem Ort seinen Namen verliehen hat.
Es war im Jahr 1868, als der Unternehmer auf der Nachbarinsel Atsena Otie ein Sägewerk zur Herstellung von Bleistiften eröffnet. Das Holz jenes Baumes, der in den USA als Red Cedar bekannt ist, schien dafür besonders gut geeignet. Nicht zufällig wird es in Deutschland auch als Bleistiftzeder bezeichnet wird.
Die Zedern sind in Wahrheit Wacholderbäume
Die Bezeichnung allerdings ist irreführend, denn im biologischen Sinne handelt es sich nicht um eine Zeder, sondern um die größte Subspezies des Wacholders. Die auf den Inseln im Marschland gewachsenen Bestände genügten zur Herstellung Hunderttausender Bleistifte. Als jedoch 1896 ein Hurrikan über die Insel hinwegfegte, wurden das Sägewerk und fast alle Wohnhäuser zerstört.
Niemand zog einen Wiederaufbau in Erwägung. So war das damals in Florida, das wild und unberechenbar war. So hat das näher am Festland gelegene Cedar Key die Rolle als bewohntes Eiland übernommen.
Heute zieht es vor allem Individualisten hierhin, die das Marschland erkunden, Meeresfrüchte mögen und die ohne die kommerziellen Attraktionen der Tourismusindustrie auskommen. Wer sich nach Einsamkeit oder Ursprünglichkeit sehnt, ist im Westen Floridas zwischen Tampa und Tallahassee überhaupt gut aufgehoben.
Die Orte Homosassa und Crystal River wissen durch die häufige Anwesenheit von Manatis viele Touristen anzuziehen. Sie sind überwiegend von erzkonservativen und streng gläubigen Menschen bewohnt. Ansonsten aber dominieren hier Sümpfe und Wälder, in deren Umgebung kaum jemand sein Dasein fristet.
Hotspot für Hippies
Eine Ausnahme bildet Cedar Key, das über eine Dammstraße mit dem Festland verbunden ist. Im öffentlichen Bewusstsein geriet die Insel mit ihren nur 700 Einwohnern nach dem Aus der Bleistiftproduktion zunehmend in Vergessenheit. Dies nutzten Hippies und andere Lebenskünstler, um sich hier einzurichten. Erst Mitte der 90er Jahre bekam Cedar Key dank der Subventionierung von Muschelzuchten einen neuen Anschub, der durch die allgemeine Zunahme der Reisefreude verstärkt wurde.
Heute ist Cedar Key ein charmanter Ort, der ein bisschen aus der Zeit gefallen scheint. Das bonbonfarbene Florida der Themenparks und Outlet Malls ist ganz weit weg. Zwar kommt es an Wochenenden vor, dass Busladungen voller Studenten aus Gainesville einfallen, um ein wenig Meeresluft zu schnuppern. Ansonsten aber ist die Insel eher Individualisten vorbehalten, die einen Road Trip durch Florida machen. Publikumsmagnet ist die Dock Street am Hafen, wo sich einige recht bunte Fischrestaurants mit Barbetrieb angesiedelt haben. Auf dem örtlichen Pier versuchen Sportangler ihr Glück, die umfangreichere Gesellschaft vor allem anlässlich des Sonnenuntergangs erhalten.
Abenteuerliches Atsena Otie
In gut einem Kilometer Entfernung umweht die Nachbarinsel Atsena Otie derweil ein Hauch von Abenteuer. Wer mag, kann sich von Tide Water Tours mit einem Boot auf dem Eiland absetzen lassen. Unterwegs werden die Boote zuweilen von Delfinen begleitet. Auch Meeresschildkröten, Manatis und Adlerrochen fühlen sich in den Gewässern wohl. Die Insel selbst ist heute ein Naturschutzgebiet, doch die Spuren der Zivilisation sind immer noch vorhanden. Dazu gehört auch das einstige Sägewerk von Eberhard Faber.
Wer die einmalig intime Atmosphäre von Cedar Key erleben möchte, kommt am Island Hotel nicht vorbei. Wenn sich in Jung und Alt treffen, dauert es meist nicht lange, bis jemand zum Piano schreitet, um in die Tasten zu hauen. Das Traditionshaus stammt noch aus der Zeit des Bleistiftbarons.
Informationen zu Cedar Key
Die Insel gehört zum Levy County, das sich als Nature Coast oder Natural North Florida vermarktet.
Lage: 215 km nordwestlich von Tampa, 210 km südw. von Jacksonville, Anfahrt aus Richtung Tampa über Fl-589 und US-98 bis Otter Creek, dort links auf Fl-24 bis Cedar Key
Aktivitäten: Tide Water Tours, hat verschiedene Ausflüge im Angebot. Die Tour nach Atsena Otie wird mehrmals im Rahmen von Rundfahrten durch die Inselwelt angeboten und kostet 16 USD. Ebenfalls buchbar sind eine Island Tour (2 Stunden, 29 USD) und eine Fahrt zur Mündung des Suwannee River (3–4 Stunden, 53 USD). 302 Dock Street, Cedar Key, Tel. 352 543 95 23,
Essen und Trinken: Tony’s Seafood ist eine Institution auf der Insel, Produkte auch zum Mitnehmen, 597 2nd Street, Cedar Key, Tel. 352 543 91 43,
Unterkunft: Island Hotel, 373 2nd Street, Cedar Key, Tel. 352 543 51 11.
Allgemeine Informationen über Florida auf der Webseite von Visit Florida.
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