Das Royal Malewane im Greater Kruger National Park bietet alle Voraussetzungen zur Erfüllung eines Traums. In Begleitung von Master Trackern ist die Wahrscheinlichkeit hoch, die Big Five aufzuspüren. Autorin Frida van Dongen hat sich in Südafrika an der Fußsafari versucht.
Jonas hatte es schon längst gespürt. Vielleicht auch in einer für uns unsichtbaren Spur im Sand gelesen. Als wir noch unbedarft durch die Gegend stapfen, legt er den Finger an den Mund. Ssssscht. Jonathan, der Ranger, deutet uns, schneller zu gehen. Und als wir nach links blicken, sehen wir sie: eine schwarze Wand aus Kaffernbüffeln, sind es 30, 80, 200?
Fast unbeweglich stehen sie da, etwa 100 Meter von uns entfernt, lassen uns nicht aus den Augen. Ihre Köpfe gehen langsam mit uns mit, mit ihren geschwungenen Hörnern die aussehen wie Richterhauben. Mein Herz beginnt schneller zu klopfen, ich will das nicht, ssssscht, bloß keine Angst zeigen. Aber es pocht so laut, das müssen die schwarzen Richter doch hören? Weiter, weiter, deutet Jonathan. Und dann sind wir vorbei an der Herde.
Fußsafari im Greater Kruger: Abenteuer wie zu Hemingsways Zeiten
Wir sind mit Jonas und Jonathan auf einer Fußsafari im Greater Kruger National Park unterwegs. Jonas, ein Mastertracker mit mehr als 40 Jahren Erfahrung in der Wildnis, will uns gemeinsam mit dem ebenfalls erfahrenen Ranger Jonathan zeigen, wie man Spuren und Fährten liest. Als Aufgabe haben wir: ein Nashorn zu verfolgen. Jawohl: zu Fuss ein Nashorn aufzuspüren!
Dazu sollte man sich in Erinnerung rufen, dass die bis zu 3,5 Tonnen schweren Riesen als »wütendstes Tier Afrikas« gelten. Trotz ihres Gewichtes bringen sie eine beachtliche Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h auf die Platte, wenn sie sich gereizt fühlen. Aber unsere beiden Safaribegleiter beruhigen uns. Kein Tier sei von Natur aus angriffslustig.
Unterwegs werden sie uns später über ihren Werdegang zu der Gruppe der besten Ranger und Master Tracker in Afrika, vielleicht sogar der ganzen Welt, berichten. Dass wir ihnen kühlen Mutes zu Fuß in die Steppe folgen, liegt aber zunächst mal an der Tatsache, dass Jonathan ein Gewehr bei sich trägt.
Nur eine Sandpiste führt zum Royal Malewane im Greater Kruger National Park
Unser kleines Abenteuer ist Teil des Aufenthaltes in der Royal Malewane Lodge am Rande des Kruger National Parks in Südafrika. Das luxuriöse Anwesen liegt abgeschieden im Busch und ist nur über eine Sandpiste erreichbar.
Das alleine macht schon seinen Reiz aus, denn in dem privaten Abschnitt des ansonsten touristisch stark frequentierten Nationalparks muss man sich auch bei den »normalen« Safaris mit dem Jeep die Eindrücke nicht mit Horden anderer Motivjäger teilen, sondern erlebt das Wildlife relativ exklusiv. Doch die Fünfsterne-Lodge weiß den betuchten Gast darüber hinaus auf vielfältige Weise für sich einzunehmen.
Gewiss, die Ausstattung des zum Royal Portfolio gehörenden Hauses ist so exquisit, wie sich das für diese Preisklasse auch gehört. Ab umgerechnet rund 1780 Euro pro Nacht sind für eine Suite für zwei Personen zu berappen, das ist inklusive aller Mahlzeiten, Getränke und vor allem der Game Drives, auf die das Ressort so stolz ist.
Gediegene Nobelherberge im afrikanischem Stil
Bei der Ausstattung der Nobelherberge hat die Gründerin und Designerin Liz Biden ein feines Händchen bewiesen. In der Main Lodge herrscht ein gediegener, klassischer, mit hochwertigem afrikanischem Dekor durchwebter Stil vor. Es ist das ehemalige Ferienhaus der Familie und zugleich der Stammsitz der Royal Porfolio-Häuser.
Dazu gehört auch das inzwischen als Landmarke von Kapstadt bekannte Hotel The Silo. Das neu errichtete Farmstead hingegen ist modern geprägt, mit zeitgenössisch-schriller Kunst ausgestattet und in knallbunten Farben gestaltet.
So unterschiedlich beide Lodges sind, sie vereint, dass sie die Natur miteinbeziehen. Die Gebäude stehen nicht wie Fremdkörper in der Landschaft. Es gibt keine Zäune, und wer zu seiner Suite gehen möchte, der lässt sich von entsprechend geschultem Personal begleiten. Nur zur Sicherheit. »Wir haben auch schon mal einen Leoparden gesichtet, der hier aus dem Pool getrunken hat«, lacht eine Mitarbeiterin, als wir ihr über die Holzstege folgen und daraufhin nochmal verstohlen über die Schulter gucken.
Privater Pool mit Blick auf Impalas und Antilopen
Wir werden fortan auch vor einem gepflegten Bad einen oder zwei Blicke über das Außenbecken schweifen lassen. Von unserem kleinen, privaten Pool aus sehen wir immerhin ein paar Impalas und Antilopen, die seelenruhig vorbeiziehen. Versteht sich fast von selbst, dass auch das offene, auf Stelzen gebaute Restaurant am Ufer des Malewane Rivers so ausgerichtet ist, dass die Gäste abends zu den kulinarischen Kreationen von Chefkoch Brandon Souris die Elefanten an der Wasserstelle trompeten hören. Ein erhabenes Erlebnis.
Die Tierwelt also ist der eigentliche Star des Luxusressorts, das den Standard auch im Hinblick auf die international geprägte Küche mit lokalen Einschlägen und das Wellness-Angebot hält. Die im Preis inbegriffenen Safaris werden von Meistern ihres Fachs begleitet, nachweislich gehören sie zu den besten Trackern und Rangern auf dem Globus.
Master Tracker im Greater Kruger National Park
Juan Pinto, der heute als charismatischer Direktor im Royal Malewane wirkt, baute gemeinsam mit Wilson Masiya einen knallharten Ausbildungslehrgang für Master Tracker auf. Spurenlesen ist nur ein Teil dieses Lehrgangs, vielmehr umfasst er das gesamte Wissen um die (afrikanische) Tier- und Pflanzenwelt, die Vermittlung dieses Wissens an Touristen und damit den nachhaltigen Schutz der bedrohten Fauna und Flora – dies umreißt die Ausbildung nur recht grob.
Als Jonathan und Jonas uns auf unsere erste Safari im komfortablen und komplett im Logo der Lodge gebrandeten offenen Jeep mitnehmen, erleben wir ein eingespieltes Team. Master Tracker Jonas, der seit seiner Jugend Spuren von Tieren liest, sitzt vorne auf seinem Hochsitz und späht in die Landschaft. Hat er eine Spur gesichtet oder auch nur eine Ahnung, wo sich ein interessantes Tier entdecken ließe, deutet er dem am Steuer sitzenden Jonathan mit einem fast unmerklichem Winken der Hand die Richtung, in die er lenken sollte.
Die Big Five vor der Linse
So bekommen wir sie alle vor die Linse: Elefanten mit ihren tollpatschigen Kälbern, lässig über die Sandpiste schreitende Löwenrudel, ungelenk aus Wasserlöchern trinkende Giraffen und sich träge in der Landschaft lümmelnde Rinos, denen zu ihrem Schutz vor Wilderern die Hörner abgesägt wurden. Auch dies übrigens eine Aufgabe unserer beiden Begleiter: die Tierwelt vor den Menschen zu schützen.
Wie die meisten Safaris (Swahili für Spaziergang oder Reise) endet auch unsere Tour mit einem Sundowner. Die beiden Begleiter kredenzen diesen stilgerecht am Bärenfänger des Geländewagens. Mit einem Iverroche-Gin aus Südafrika stoßen wir vor der ins rot getauchten Landschaft auf die erfolgreiche Fotosafari an. Dass sie auch die kleinsten Geschöpfe des Erdballs respektieren, beweist Jonathan, indem er nach unserem Drink nicht eher losfährt, als dass sich ein weiblicher Mistkäfer (eine »Pillendreherin«) mit ihrem gemütlich auf der Dungkugel hängenden Männchen aus der Fahrbahn ge(t)rollt hat.
Fußsafari im Greater Kruger: ein aufregendes Erlebnis
Für uns ist der aufregende Tag derweil noch nicht beendet. Lagerfeuer und afrikanische Folklore erwarten uns bei einem Buschabend, zu dem auch andere Gäste des Royal Malewane stoßen. Denn auch das gehört zum Selbstverständnis der Gründer des Nobelressorts: Die südafrikanische Kultur an die Gäste zu vermitteln, nicht nur über die Kunst in den Suiten, sondern auch über die Kulinarik, über den Tanz, über die Musik. Ganz zu schweigen von der umfangreichen Karte mit südafrikanischen Weinen.
Was ist denn aus unserer Fußsafari im Greater Kruger und der Suche nach dem Nashorn geworden? Nun: die Tatsache, dass ich hier schreibe, zeigt ja, dass ich »Spaziergang« (Swahili) überlebt habe, mein Begleiter glücklicherweise auch. Es war ein aufregendes, aufwühlendes, unvergessliches Erlebnis! So vollkommen ungeschützt durch den afrikanischen Busch zu wandern, als Stadtmensch tatsächlich für ein paar Stunden wieder eins mit der Natur zu sein.
Mit Master Trackern im Greater Kruger: Da ist das Nashorn
Jonas ging immer wieder in die Knie, suchte nach Spuren im Sand, im Gras, nach umgeknickten Zweigen, lauschend, die Natur spürend. Einmal verschwand er für etwa eine halbe Stunde, wir saßen mit Jonathan im Sand und warteten. Als Jonas zurückkam, hatte er die Fährte wieder aufgenommen. »Kommt mit«, deutete er uns, »gleich haben wir das Nashorn«.
Und nur ein paar Minuten später liegt der graue Riese ein paar hundert Meter von uns entfernt im Grün. Ich verstecke mich hinter einem Baum – und Jonathan lacht. Die Säugetiere seien extrem kurzsichtig und könnten mich sowieso nicht sehen. Als ich erleichtert hinter dem Baum hervortrete und seufze, hält John wieder den Finger vor die Lippen: dafür sei ihr Gehör sehr ausgeprägt. Und ihr Geruchsinn exzellent. Wir treten den Rückzug an. Mein Herz klopft. Ein bisschen vor Angst. Und ein bisschen vor Freude.
Weitere Informationen zum Royal Malewane im Greater Kruger National Park
Das Royal Malewane gehört laut Conde Nast zu den 20 besten Resorts des Planeten. Die Anlage ist von Johannesburg aus bequem mit dem Wagen erreichbar. Die Fahrt dauert rund fünf Stunden, ein Fahrzeug mit Allradantrieb ist nicht erforderlich. Absolutes Highlight ist die Fußsafari im Greater Kruger.
Übernachtungen kosten je nach Währungskurs um die 1780 pro Nacht. Das ist eine Menge Geld. Doch wer die Möglichkeit hat, sollte in Erwägung ziehen auf etwas anderes zu verzichten. Ein Flug in der Business Class nach Südafrika etwa ist doppelt so teuer und dauert nicht einmal halb so lang.
Text: Frida van Dongen. Bilder: Ralf Johnen. Die Autorin, die auch schon aus Tansania berichtete, war gemeinsam mit ihrem Fotografen auf Einladung im Royal Malewane im Greater Kruger National Park.
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