Hinter Albuquerque wartet am Continental Divide der höchste Punkt der Route 66. Von hier aus führt die Mother Road nach Gallup, ein Städtchen, in dem sich in früheren Zeiten Hollywood-Stars die Klinke in die Hand gegeben haben.
Unterwegs zum höchsten Punkt der Route 66 werden die mythischen Landschaften des amerikanischen Westens hinter Albuquerque immer greifbarer. Ausgewaschene Steinformationen, karge Steppenvegetation und ein stahlblauer Himmel begleiten in New Mexico unseren Weg. Dabei können wir zum Teil der historischen Trasse der Route 66 folgen, die mal parallel zum I-40 verläuft und dann wieder meilenlang von der Interstate verschluckt scheint.
Der höchste Punkt der Route 66
Nachdem wir den Half way point der Route 66 bereits in Texas erreicht haben, freuen wir uns auf die nächste Landmarke von statistischer Bedeutung: Den Continental Divide, der auf 2214 Metern zugleich den höchsten Punkt der Strecke markiert. Die Stelle befindet sich zwischen Thoreau und Coolidge, zwei Orte, die nach dem Nationaldichter und einem Präsidenten benannt sein mögen, aber trotz der klangvollen Namen über den Status unbedeutender Käffer nie hinausgekommen sind.
Der Continental Divide selbst ist eine wichtige Demarkationslinie innerhalb Nordamerikas. Auf seiner Ostflanke fließt alles Wasser in den Atlantik, auf der Westseite in den Pazifik. Amerika wäre nicht Amerika, würde nicht ein Gift Shop diesen Umstand würdigen. Im Continental Divide Indian Market kosten zwei T-Shirts 10,99 Dollar. Weitere Untersuchungen sparen wir uns, denn hier oben bläst ein ordentlicher Wind.
Gallup an der Route 66: glamouröse Vergangenheit
Nächster Zwischenstopp ist Gallup. Das Städtchen liegt immer noch auf knapp 2000 Metern Höhe, weswegen es beträchtlich kühler ist als in vergleichbaren Wüstensiedlungen. Die 22 000 Einwohner leben in maximaler Ausbreitung, weshalb Gallup einen ziemlich zersiedelten Eindruck macht.
Auch besitzt Gallup kein gutes Image. Hier leben viele Nachfahren indigener Völker, die in der amerikanischen Gesellschaft der Gegenwart keinen Platz für sich sehen. Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie Gewaltkriminalität sind die traurigen Folgen. Das bedeutet allerdings nicht, dass Gallup nicht auch einen gewissen Glamour besaß, der mit gewissen Abstrichen bis in die Gegenwart fortlebt.
Das El Rancho Hotel in Gallup
Die grandiosen Landschaften rund um Gallup diensten in den 1940ern und 1950ern als Kulisse für viele Western. Humphrey Bogart, Kirk Douglas, Katherine Hepburn und Gregory Peck haben allesamt hier gewirkt. Dabei diente ihnen das direkt an der historischen Route 66 gelegene El Rancho Hotel als Domizil. Das Haus wirkt auch heute noch wie der architektonische und gesellschaftliche Mittelpunkt Gallups.
Mittlerweile hat es das Hotel sogar auf die ehrwürdige Liste der National Historic Sites der USA gebracht. Ein flamboyantes Neonschild sorgt dafür, dass niemand aus Versehen am El Rancho Hotel vorbeifährt. Das Haus hat ein wenig Patina angelegt, das ja, aber mit seinem Western-Interieur und den von indigenen Völkern entliehenen Textilienmustern ist es ein sehr charmanter Ort für eine Übernachtung.
Wo John Wayne seinem Pferd ein Bier bestellt hat
Im Haus besuchen wir den Last Trading Post, der sich auf Native American Art Work spezialisiert hat. Nicht weniger verführerisch sind die mit Salben gegen Insektenstiche gefüllten Blechdosen. Beim Snack in der 49er Lounge hören wir eine dieser Western-Anekdoten, die albern und charmant zugleich sind. Bei Dreharbeiten soll John Wayne im Sattel seines Pferdes in die Bar geritten sein, um dort zwei Biere zu bestellen. Eins für sich selbst – und eins für sein Pferd.
Mit der Gewissheit im Hinterkopf, dass die Route 66 auch von solchen Geschichten lebt, fahren wir weiter gen Westen. Es sind nur noch wenige Kilometer bis nach Arizona.
Informationen über die Route 66 zwischen Albuquerque und Gallup
Die Distanz von Albuquerque bis nach Gallup beträgt rund 140 Meilen oder 220 Kilometer. Die historische Trasse der Route 66 ist zum Teil noch erhalten.
Das El Rancho Hotel ist eine der schönsten Adressen für eine Übernachtung an der Route 66. Zimmer kosten zwischen 100 und 150 Dollar. Das hauseigene Restaurant Silver Screen serviert Tex-Mex-Küche, die 49er Lounge ist täglich von 16 bis 23 Uhr geöffnet.
Am Continental Divide ist außer mehreren Schildern und Plaketten mit Höhenangaben (7295 Fuß), mehreren Gift Shops mit Folkloreartikeln und gelegentlichen Tumbleweeds wenig zu sehen.
Text und Fotos: Ralf Johnen, September 2023.
Die Geschichte ist Teil einer Serie. Episode 43 findest du hier, den Start in Chicago hier.
2 Comments
..wieder ein sehr anschaulicher, im üblichen mitreißenden Stil geschriebener Bildbericht, der viele jahrzehntealte Erinnerungen an Filme und eine Reise erweckt, ich sage : einfach weiter so ! Manni
Vielen Dank für die Blumen!