Am 8. Januar 1935 wurde Elvis Presley geboren. Anlässlich seines 90. Geburtstags rechnet sein Anwesen Graceland in Memphis mit einem enormen Besucheransturm. Eine Stippvisite.
Am 8. Januar jährt sich der Geburtstag von Elvis Presley zum 90. Mal. Anlässlich des Festtags rechnet Memphis mit einem enormen Ansturm. Doch lohnt sich der Besuch von Graceland?
90 Jahre Elvis Presley: Besuch in Memphis
Im Jahr 2025 hätte Elvis Presley seinen 90. Geburtstag gefeiert. Diesen Satz hören wir häufig dieser Tage. In unserer marketinggesteuerten Welt ist er nur selten mit dem Aufruf verbunden, sich nochmal intensiv mit Werk und Leben des King of Rock’n’Roll auseinanderzusetzen. Lieber sollen die Fans etwas kaufen. Oder gleich sein schillerndes Anwesen in Memphis besuchen.
Doch lohnt sich der Besuch von Graceland? Das ist eine Frage, die sich nicht mit einem Satz beantworten lässt, denn sie berührt viele Phänomene, die den Tourismus unserer Zeit allgemein und in den USA im Besonderen definieren.
Memphis ist ein spannendes Ziel für eine Städtereise
Uneingeschränkt voranstellen aber kann ich, dass Memphis eine sehr spannende Stadt ist. Vor allem für Besucher, die sich für Musik und die Bürgerrechtsbewegung interessieren, und die etwas ruppige Orte nicht scheuen. Memphis nämlich ist nicht nur die Heimat von Elvis, sondern auch des Sun Studio und des gleichnamigen Plattenlabels. Beide haben den Rock’n’Roll wie wir ihn kennen maßgeblich geprägt.
Später war es das Label Stax, das dem Soul neue Inspiration geliefert hat. Dabei diente der Ableger Enterprise Records allein dem Werk des Superstars Isaac Hayes. Und dann wäre da noch Alex Chilton. Der begnadete Songwriter war Mastermind von Big Star, einer Band, die enormen Einfluss auf die Indie-Bands der 80er und 90er hatte. Kurzum: Memphis ist eine der prägenden Musikstädte der USA.
90 Jahre Elvis Presley: Graceland als Rückzugsort
Außerdem präsentiert sich die Musikmetropole am Mississippi immer noch authentisch. Das große Geld hat bisher einen weiten Bogen um den Süden von Tennessee geschlagen. Deshalb ist das Preisleistungsverhältnis deutlich besser als an anderen Orten in den USA. Leider gilt dies nicht für Graceland selbst. Doch der Reihe nach.
Elvis hat das gut 13 Kilometer südlich von Downtown Memphis gelegene Anwesen 1957 erworben. Bis zu seinem viel zu frühen Tod 1977 war Graceland nicht nur sein Zuhause, sondern auch der Rückzugsort in seinem von vielen Querelen begleiteten Leben. Nur während seines Militärdienstes von 1958 bis 1960 war Elvis nicht hier zuhause. Knapp 50 Jahre später besteht der Komplex neben der »Mansion«, wie die Amerikaner großzügige Villen dieser Art in den Südstaaten nennen, aus vielen anderen Bauwerken.
Elvis hat das Gebäude gerade erst verlassen
Die Wohnräume befinden sich zu guten Teilen im Originalzustand. Vieles sieht so aus, als hätte Elvis das Gebäude gerade erst verlassen. Highlights sind das psychedelische 70er-Jahrewohnzimmer und der Fitnessraum, in dem auch zwei Flipper Platz haben. Ultimative Pilgerstätte ist unterdessen der Garten, in dem sich das Grab von Elvis Presley befindet. Es ist verlässlich üppig mit Blumen dekoriert. Echte Fans erkennt man daran, dass sie hier für einen längeren Zeitraum innehalten.
Zum Komplex aber gehört auch ein Museum, in dem sich der ebenso spektakuläre wie umfangreiche Fuhrpark von Elvis Presley befindet. Hinzu kommt ein Ausstellungshaus, das unterschiedlichen Stationen seiner Karriere gewidmet ist. Auch ist Graceland die letzte Ruhestätte der beiden maßgefertigten Flugzeuge, die Elvis als Fortbewegungsmittel für längere Distanzen gedient haben.
90 Jahre Elvis Presley: verschiedene Ticketoptionen
Wer noch nicht genug hat, kann außerdem im Guest House at Graceland nächtigen. Von hier aus können die Gäste zu Fuß nach Graceland laufen und in Zimmern schlafen, die dank ihrer Einrichtung süße Träume vom King begünstigen.
Das Angebot also ist opulent und erinnert ein wenig an Disneyland, wo mehrtägige Besucher Standard sind. Das überträgt sich leider auch auf die Preise. Das günstigste Ticket ist »Elvis Presley’s Memphis Ticket and Plane Tour« für 51 USD. Der schlechte Witz dabei ist, dass der Besuch von Graceland dabei nicht inbegriffen ist. Wer dieses Ticket bucht, muss mit Museen und Flugzeugen Vorlieb nehmen.
Vorsicht bei der Ticketwahl
Will man hingegen das Wohnhaus von Elvis mit all den unterschiedlichen Räumen sehen, muss man tiefer in die Tasche greifen. Die 2025 Elvis Experience Tour kostet 84 USD, also knapp 80 Euro. Dafür verspricht Graceland, dessen alleinige Besitzerin inzwischen Elvis-Enkelin Riley Keough ist, außerdem einen Blick auf seine Autos, Garderobe und Goldschallplatten.
Natürlich macht sich kaum jemand auf den langen Weg nach Memphis, um sich mit dem zweitgünstigen Angebot zufriedenzugeben. In diesem Wissen haben die Betreiber die »Elvis Entourage VIP Tour« zum Preis von stolzen 145 USD aufgelegt. Wer sie bucht, wird per Shuttle vom Ticket Office nach Graceland gebracht und besitzt das Privileg, ohne Wartezeit an den Schlangen vorbeizugehen. Zum Paket gehören außerdem exklusive Einblicke in einige Räume, die ausschließlich den VIP-Kunden vorbehalten sind.
90 Jahre Elvis Presley: exklusive Fotos
Die »Ultimate VIP Tour« beweist, dass das Ende der Fahnenstange damit noch lange nicht erreicht ist. Für die fälligen 210 USD (!) können sich Besucher einem Elvis-Experten anschließen, der die Geschichte um persönliche Kommentare bereichert. Auch gibt es exklusive Fotogelegenheiten, Lounge-Zutritt (als wäre Graceland ein Flughafen) und einen Gutschein für eine Mahlzeit. Wer obendrein Zutritt zu den Elvis-Archiven mit 1,5 Millionen Artefakten haben möchte, muss 250 USD hinblättern.
Kurzum: Das Preisniveau in Graceland ist also ist fast schon obszön. Das ist sehr bedauerlich. Kultur im Allgemeinen und Musik im Besonderen schließlich sollten allgemein zugänglich sein. Gerade bei einer Ikone wie Elvis Presley, der schon seit den Anfangstagen seiner Karriere als Cash Cow missbraucht wird. Doch leider ist dies im Zeitalter des exzessiven Turbokapitalismus nur ein idealistischer Traum.
Besuch in Memphis: niemand will das Gewöhnliche
Den meisten Fans wird es egal sein. Vor allem, wenn sie Europa nach Memphis anreisen, werden sie nicht darauf schauen, ob Tickets 100 Dollar mehr oder weniger kosten. Doch auch viele Amerikaner buchen willig die teureren Optionen, schließlich mag sich heutzutage niemand mehr mit dem Gewöhnlichen zufriedengeben.
So bürgt der Besuch von Graceland anlässlich des 90. Geburtstages von Elvis zwar für ein Fan-Erlebnis, das kaum einen Wunsch offen lässt. Gleichzeitig aber grenzen die Ticket-Preise an Abzocke. Wer mit zwei Kindern oder Jugendlichen im Alter von mehr als 10 Jahren anreist und eine Nacht im Graceland-Hotel schläft, kann bis zu 1500 USD loswerden. Essen, Trinken und Souvenirs nicht inbegriffen.
Entenparade im Peabody
Ich würde daher empfehlen, es bei der »Experience Tour« für 84 USD (Kinder im Alter von 5–10 Jahren 48 USD) zu belassen und den Rest des Geldes andernorts zu investieren. Zum Beispiel bei Elvis-Ausstatter Lansky Bros. at the Peabody, dem legendären Grand Hotel in Downtown Memphis.
Wer einmal hier ist, kann zugleich einem einmaligen Schauspiel beiwohnen, das noch zudem kostenlos ist. Jeden Tag ist der hauseigene Springbrunnen das Ziel von Enten, die entschlossen durch die Hotellobby marschieren, um dorthin zu gelangen. Die Liste kostenloser oder kostengünstiger Attraktionen lässt sich mühelos fortsetzen. Viele Anregungen findest du in meiner Geschichte über 48 Stunden in Memphis (Link siehe oben).
Weitere Informationen zu 90 Jahre Elvis Presley
Auf der Homepage von Visit Memphis gibt es diverse Informationen und gute Tipps.
Text und Fotos: Ralf Johnen, Januar 2025. Der Autor war auf Einladung von Visit Memphis vor Ort.
6 Comments
Ich habe viele Berichte über Graceland gelesen. Die Meisten beschreiben Graceland als einen sehr schönen- und gepflegten Ort.Dass ist kommerziell vermarktet wird, ist ja erst einmal nichts negatives. Davon abgesehen wird auf Graceland viele soziale Projekte veranstaltet. Warum der Besuch so dargestellt wird kann ich mir nicht erklären.
Ich habe noch nie so einen dummen Bericht über Graceland gelesen, der einfach nur schlecht ist und sicherlich nicht objektiv. Ich habe das Gefühl, dass der „Schreibene“ persönlichen Frust ablässt – wieso auch immer.
Selbst nicht Elvis-Fans beschreiben Graceland als ein sehr schönen und gepflegten Ort.
Nicht umsonst zählte Graceland mehrmals zu den beliebtesten Reiseziele der Welt (2013 und 2014).
Ein typischer Fall von: „(Fan-) Liebe macht blind“. Lesson learned.
Dieser Bericht ist einfach nur schlecht und für echte Fans von Elvis absolut unterste Schublade.
Ich war letztes Jahr an seinem Grab und für mich war es das Größte.
Elvis❤
Eine legitime Meinung, Mrs. oder Mr. Anonymus. Rein objektiv betrachtet ist das Ganze wahnsinnig kommerziell und herzlos.
Tja, wie war einer der Songtitel von Elvis noch gleich: „A little less conversation, a little more action please“!