Die Meadow Lake Dude Ranch an der Route 66

Du möchtest dich einmal wie ein Cowboy fühlen? Das ist überraschend einfach. Die Amerikaner haben zu diesem Zweck die »Dude Ranch« erfunden, wo Besucher bei der Heuernte helfen oder einfach mal ein Tomahawk werfen können. Wir haben die Meadow Lake Dude Ranch an der Route 66 getestet.

Die grünen Hügel Oklahomas bei der Dude Ranch Meadow Lake an der Route 66

Foto: Ralf Johnen

Wie viele Büroangestellte sehnen sich wohl danach. Nicht mit krummen Rücken vor dem Computer, sondern mit aufrechtem Rückgrat auf einem Ross zu sitzen. Und in der freien Natur das Leben als Cowboy zu zelebrieren. Eine Dude Ranch kann da den Ausgleich bringen. Ein paar Tage lang den Schreibtischalltag gegen das Landleben in den USA eintauschen. Jeehaw!

Eine Dude Ranch an der Route 66

Und dann steht man auf einem Acker und wuchtet einen Strohballen nach dem anderen auf den Wagen. Die Kordeln schnüren sich in die Handballen, Schweiß rinnt den Rücken runter, die Sonne Oklahomas brennt auf einen hinab. Das gehört zum Programm des »Dude for a day« (Cowboy für einen Tag) auf der Meadowlake Ranch, einem weitläufigen Areal mit sanften Hügeln, Präriewiesen und See (dem namensgebenden Meadowlake) vor den Toren Tulsas.

Ein Cowboy kann nicht James heißen - auch das lernen Urlauber auf der Dude Ranch in Oklahoma

Foto: Ralf Johnen

„Zu schön, um allein hier zu leben“, begründet Tom Warren, warum er seinen Besitz für Touristen öffnete. Die Urlauber können hier ein paar Tage in vier komfortablen Hütten (Cabins) oder Tipis verbringen und sich auch als »Dude for a day« lediglich für ein paar Stunden in der Cowboy-Kunst versuchen – oder in dem, was verweichlichte Städter darunter verstehen. Deshalb hat Tom, hinter dessen betont bärbeißigem Auftritt ein gutmütiger Junge fortgeschrittenen Alters steckt, die Urlaubsdomizile beispielsweise mit bequemen Betten ausgestattet.

Cowboy mit Zigarre wirft Tomahawks in der Nähe von Tusla im US-Bundesstaat Oklahoma

Foto: Ralf Johnen

Meadow Lake Dude Ranch: Auch Paul McCarntey war da

Denn wer will schon nach seinem Einsatz als hilfsweiser Hirtenjunge nachts wie ein Cowboy auf einem Strohballen nächtigen? Stattdessen schlummert man hervorragend in Paul’s Cabin, die deshalb so heißt, weil dort einst Paul McCartney genächtigt haben soll. Man kann sich gut vorstellen, dass es dem alten Beatle hier gefallen hat: abends noch ein bisschen auf der eigenen Terrasse am See sitzen, in den Sternehimmel schauen. „Lucy in the sky with diamonds“ summen.

Cowboy und junge Frau aus Deutschland beim Urlaub der Due Ranch in Oklahoma mit Tomahawk

Foto: Ralf Johnen

Wer möchte, kann das ganze Programm mitmachen: Tomahawk-Werfen mit Tom, Strohballen packen mit Cody, Mundharmonika am Lagerfeuer mit Cody, Jody und Tom. Auch der Ausflug zu Pferde gehört natürlich dazu: in gemächlichem Tempo durch die Landschaft zuckeln, die Begleitung ist ein wenig wortkarg, aber vielleicht gehört auch das zu den Aufgaben eines »personal Cowboy«: die Gäste einfach mal in Ruhe lassen, damit sie die Natur genießen können. Abgerundet wird der Western-Tag mit einer zünftigen Mahlzeit, dazu ein Bierchen – so gefällt das Landleben in Oklahomas Prärie.

Cowboys musizieren mit Mundharmonika und Gitarre am Lagerfeuer auf der Dude Ranch in Oklahoma

Foto: Ralf Johnen

Dude Ranch an der Route 66: auch eine Hochzeitslocation

Waren es einst nur diese einfachen Freuden des ländlichen Lebens, wird auch hier der ur-amerikanische Geschäftssinn sichtbar. Seit einiger Zeit etwa kann man auf der Meadow Lake Dude Ranch auch heiraten, und zwar von der intim-rustikalen Eheschließung zu zweit am Lagerfeuer bis hin zur 250-Personen-Festivität am Ufer des Sees.

Herzhaftes Bauernfrühstück gehört zum Ranchurlaub in Amerika dazu

Foto: Ralf Johnen

Das Angebot umfasst ein Event-Center mit modernster Technik und eine Bridal Suite, in der die Braut sich mit ihren Brautjungfern zurückziehen kann. Garderobenwände für die Kleider und ausladende Spiegel inklusive. Das hat dann vielleicht nicht mehr so viel mit der ursprünglichen Idee der rustikalen Dude Ranch zu tun. Aber wer weiß: vielleicht übt sich der Bräutigam vor der Trauung im Lasso schwingen. Und die Braut jauchzt wie Gitte Haenning: »Ich will `nen Cooooooowboy als Mann.«

Autor Ralf Johnen versucht sich beim Wurf eines Tomahawk während seines Ranchurlaubs in Amerika

Foto: Ralf Johnen

Informationen zur Meadow Lake Dude Ranch

Meadow Lake Ranch 3450 S. 137th West Ave., Sand Springs, OK 74063. Die alte Route 66 Richtung Oklahoma City verläuft unweit der Meadowlake Ranch, ca. 16 Kilometer nahe der Ortschaft Sapulpa.

Angebote: Die Bandbreite auf der Ranch reicht vom »Dude for a day«-Programm für Tagesgäste (ab 150 Dollar, inkl. Aktivitäten und Lunch) bis hin zum Bed & Breakfast in einer der Cabins (ab 159 € für eine Nacht, inklusive Frühstück); Aktivitäten wie Ausritte müssen hier zusätzlich gebucht werden.

Ernste auf den Feldern der Meadow Lake Dude Ranch an der Route 66

Auf der Due Ranch heißt es: Anpacken. Foto: Ralf Johnen

Attraktion: Wen es nach dem harten Cowboy-Dasein nach etwas Kultur gelüstet, der sollte das sehenswerte Gilcrease Museum (1400 N Gilcrease Museum Rd, Tulsa, OK 74127) besuchen.

Es beherbergt unter anderem über 13.000 Kunstwerke aus 400 Jahren amerikanischer Kunst. Die Öffnungszeiten sind: dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, montags geschlossen. Der Eintritt kostet acht Dollar für Erwachsene, sechs Dollar für Senioren ab 62 Jahren, für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren ist der Eintritt frei.

Text zur Geschichte über die Meadow Lake Dude Ranch: Frida van Dongen, Oktober 2021. Bilder: Ralf Johnen. Wir schreiben an dieser Stelle 66 Geschichten über unseren Trip auf der Route 66. Dies hier ist Teil 25. Zur vorigen Etappe geht es hier.