Marken und Monnickendam gehören zu den reizvollsten Städtchen am Ijsselmeer. Beide Orte sind seit Jahrhunderten kaum verändert.

Marken und seine grünen Giebelhäuser
Monnickendam ist eine Insel der Glückseligen. Das kleine Städtchen am Ijsselmeer ist mit einem mittelalterlichen Kern ausgestattet. Auch befindet es sich in Fahrraddistanz zu Amsterdam. Das Nachbardorf Marken hingegen war lange Zeit nur per Schiff erreichbar. Doch mit dem Inselleben ist es vorbei in dem holländischen Bilderbuchdorf.
Holländisches Bilderbuchdorf
Ist Marken eine Insel, oder nicht? Diese Frage mag ein wenig philosophisch sein. Genug wie die Abwägung, ob das Ijsselmeer auch in unserer Gegenwart zur niederländischen Nordseeküste zählt. Für den Besucher spielt die Antwort keine entscheidende Rolle. Inselromantikern steht es frei, den befahrbaren Deich zu verschmähen und stattdessen aus Volendam per Boot anzureisen.

Stilechter Briefkasten in Marken
Unabhängig von der bevorzugten Transportmethode treffen Besucher ein Dorf an, das fast in seiner Gesamtheit unter Denkmalschutz steht. Schon im 13. Jh. wurde das Eiland von Mönchen besiedelt. Schon sie haben aus Furcht vor Überschwemmungen Pfahlbauten errichtet, in denen sie gelebt haben.

Alte Kaffeewerbung im Hafen des Ijsselmeerstädtchens Marken
Erst nach der Vollendung des Abschlussdeiches im Jahr 1932 haben die Besitzer auch die Erdgeschosse ihrer anfälligen Häuser eingemauert. Seither ist das Überschwemmungsrisiko minimal. Die meisten Bewohner haben beim Umbau die charakteristischen dunkelgrünen Holzfassaden beibehalten, die Marken so unverwechslebar machen.

Trawler im Hafen
Anschluss ans Festland
Der Preis allerdings war hoch, denn seitdem hatten die örtlichen Fischer keine Zufahrt mehr zu den Weltmeeren. Ein ziemlich drastischer Einschnitt, dem 1957 ein weiterer folgte. In diesem Jahr wurde die Deichstraße eingeweiht, die Marken mit dem Festland verbindet.

Fremdkörper: Kühlergrill eines amerikanischen Straßenkreuzers am Hafen von Marken
Touristisches Zugpferd von Marken ist die Havenbuurt im Südwesten, wo die malerische Vergangenheit auf museale Weise fortlebt. Ähnlich wie in Volendam bringen die Bewohner ihr Vergangenheitsbewusstsein durch das Tragen von Trachten zum Ausdruck. Bis zu eine Million Besucher pro Jahr erfreuen sich daran. Viele reisen aus Amsterdam nach Marken und Monnickendam an, das nur 25 Kilometer entfernt ist.

Pendelt nach Volendam: die gleichnamige Fähre
Doch Marken hat auch eine minimalistische Seite. So gilt der Friedhof als der merkwürdigste des Landes, da die Grabsteine außer Nummern keinerlei Inschriften tragen. Kurzum: Ein schwer zu überbietender Ausdruck holländischer Nüchternheit.

Die Wäsche trocknet im beständig blasenden Wind
Die Giebelsteine von Monnickendam
Weniger wie ein Freilichtmuseum wirkt Monnickendam, das Luftlinie fünf Kilometer entfernt ist. Dies aber macht das Städtchen nicht minder entzückend. Zarken, Noordeinde und Kerkstraat sind verwinkelte Straßen, an deren Seiten typisch holländische Häuser vor allem aus dem 16. bis 18. Jahrhundert stehen. Damals war Monnickendam ein wohlhabendes Handels- und Fischerstädtchen.

In Monnickendam gibt es einen Pfad, der zu Giebelsteinen führt
Tipp für Nostalgiker: über den Eingangstüren der Häuser wurden seinerzeit Giebelsteine angebracht. Mit deren Hilfe konnten Besucher seinerzeit immer die richtige Adresse finden. Um die Würdigung und Deutung dieser eigenständigen Kunstform zu ermöglichen, hat der VVV eine spezielle Route zusammengestellt.

Beruhigender Anblick: Holzbrücke am Hafen von Monnickendam
Frisch geräucherter Aal aus dem Ijsselmeer
Um die Ecke beim Gooische Kaai werden die historischen Gebäudeensembles um eine Komponente erweitert: Wasser. Am eigentlichen Hafen erinnert heute eine Skulptur an die Vergangenheit Monnickendams als Fischerdorf. Sie zeigt einen Mann, der sich dem Räuchern jenes Fisches hingibt, der am gesamten Ijsselmeer als Krönung der Delikatessen gilt: der Aal.

Denkmal für einen Aalfischer
Die weltweite Überfischung jedoch hat die Bestände in den vergangenen Jahrzehnten arg dezimiert. So existieren zwar bis heute einige Räuchereien am Hafen. Diese aber veredeln nach alten Rezepturen nunmehr überwiegend Zuchtfische, hierdurch kommt vor allem Lachs in den Verkauf.
Außerdem strahlt Monnickendam eine herrliche Unbeschwertheit aus. An warmen Tagen treffen sich die Kids am Hafen, wo sie von alten Holzbrücken ins Wasser springen.
Sehenswürdigkeiten in Marken und Monnickendam
Marker Museum (markermuseum.nl) Folkloremuseum, das die einzigartige Geschichte des kleinen Städtchens am Ijsselmeer nachzeichnet, geöffnet von April bis November täglich 10 bis 17 Uhr (im Winter kürzer), Kerkbuurt 44–47, Marken.

Kuhweide zwischen Edam und Monnickendam
Waterlandsmuseum De Speeltoren Heimatmuseum im Rathausturm aus dem 16. Jh. mit dem angeblich ältesten noch funktionierendem Glockenspiel der Welt. Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr (im Winter nur am Wochenende), Noordeinde 2–4, Monnickendam, Eintritt 7,50 Euro.
DDR-Museum Kurioses Kleinod, das Besucher in kleinen Städtchen am Ijsselmeer wie Marken und Monnickendam eher nicht erwarten würden. Die Sammlung ist gewissermaßen einzigartig, der Besuch ist nur nach vorheriger Anmeldung über die Webseite möglich. Bereklauw 10, Monnickendam.

Begehrtes Motiv bei Touristen: die grünen Holzhäuser von Marken
Tipps für Marken und Monnickendam
Marken Express Tägliche Touren mit dem Boot von Volendam nach Marken und zurück, übrigens ist auch ein Aufenthalt in Volendam reizvoll. Das charmante Städtchen am Ijsselmeer aber ist zuweilen recht überlaufen, Tickets für Hin- und Rückfahrt kosten 16 Euro.
Essen & Trinken Four Seasons: Zeitgemäße asiatische Küche in einem rustikalen Bau am Hafen. Mittwoch bis Sonntag von 16 bis 22 Uhr.

Hafenkran und Ziehbrücke in Monnickendam
Übernachten: Posthoorn, stilvolle Zimmer in zwei ehrwürdigen Bauten aus dem 17. Jahrhundert, das Restaurant ist ganz nebenbei mit einem Michelinstern dekoriert. Noordeinde 43, Monnickendam.
Text und Bilder: Ralf Johnen, zuletzt aktualisiert im Februar 2025.

Ein Giebelhaus als Museum in Monnickendam
Comment
…wieder ein sehr schöner Fotobericht, wieder werden viele Erinnerungen wach……