Die Wüstenstadt Palm Springs in Kalifornien war in den 60er und 70er Jahren der favorisierte Rückzugsort der Superstars. Beständig gutes Wetter und die Nähe zu Hollywood und Las Vegas haben Frank Sinatra, Elvis, Clint Eastwood und Tony Curtis angezogen.
Elvis trägt Priscilla in Palm Springs in Kalifornien über die Schwelle und singt den »Hawaiian Wedding Song«. Wir schreiben das Jahr 1967, es ist der 1. Mai. Das Glamourpaar, dessen Hochzeit später vom People-Magazin als »eine der acht großen Romanzen des Jahrhunderts« bezeichnet werden soll, hat sich gerade das Ja-Wort gegeben. Doch dazu war eine Flucht an den Rückzugsort der Superstars nötig.
Elvis in Palm Springs: Anreise in Sinatras Privatjet
Heimlich durch den Hinterausgang hatten sie das Anwesen am 1350 Ladera Circle in Palm Springs verlassen. Waren in den Privatjet Frank Sinatras gestiegen, um sich dann doch in Las Vegas vermählen zu lassen.
Die Zockerstadt in der Wüste war aber nur die zweite Wahl für die Trauung. Geheimplan A hatte Palm Springs vorgesehen, aber die Presse bekam Wind davon. Nun gut, Sausen feierten auch andere Stars zuhauf in der Stadt im heißen Coachella-Tal.
Rich and Famous Tour im Rückzugsort der Superstars
»Die Siebziger waren eine einzige Party – und die Sechziger erst!« Tim Regalado gerät in Rage. Mit einem gelben Jeep befördert der Spanischstämmige seit fast 15 Jahren Touristen durch alle Winkel Palm Springs‘. »Wer wollte als Kind kein Fahrrad, sondern eine Gitarre geschenkt bekommen?«
»Elvis!«, ruft eine rundliche, mit Schirmmütze und Sonnenbrille vermummte Frau von der Rückbank. »Das ist rrriiiichtig!«, feiert Tim.
Blick auf die Berge des San-Jacinto
Sein Produkt nennt Regalado »Rich and Famous Tour«, und seine Gäste, mit denen er das Spiel »Guess the stars’ home« spielt, scheinen die alten Geschichten allesamt zu kennen.
Der Jeep hat vor einem Flachbau im Nobelviertel Old Las Palmas zu Füßen der San Jacinto-Berge gehalten. Es ist Elvis’ ehemaliges Domizil, das er als sein zweites in Palm Springs bezog. Hier entspannte der King von den Strapazen des Showbiz.
Palm Springs in Kalifornien: Oase der Superstars
Wenn Regalado seinen Jeep anlässt, geht’s im Stop-and-Go in ein Palm Springs von gestern. Seinerzeit zogen auch das berüchtigte Rat Pack um Humphrey Bogart, Frank Sinatra, Dean Martin et al. um die Ecken. Vorbei an den ehemaligen Refugien der Reichen, Bekannten, Schönen, Berüchtigten und vor allem Verblichenen.
Bob Hope, Bing Crosby, George Hamilton, Burt Reynolds, Spencer Tracy, Katharine Hepburn, Liz Taylor, Marilyn Monroe. Viele der bemühten Stars haben längst das Zeitliche gesegnet oder der Wüstenoase den Rücken gekehrt. Aber Tim rackert sich ab während seiner Celebtrity-Touren.
Paparazzi-Plage
Hillary Angel vom örtlichen Tourismusbüro räumt ein: »Es wohnen keine ‚neuen’ Stars in Palm Springs.« Die verlangten ausgedehnten Privatsphären könnten angesichts der dicht nebeneinander gebauten Domizile »bei all den Paparazzi von heute« nicht mehr gewährleistet werden.
Dafür aber könne so manches Domizil mit Glamour-Vergangenheit von Touristen gemietet werden.
Auch Brad Pitt war da
Und immerhin schauten beim Palm Springs International Film Festival manche Namen vorbei: »Clint Eastwood, Foxie Brown, Alice Cooper, Billy Joel«, zählt Angel auf. »Dann steigen sie im Riviera ab – oder im Parker, dem ersten Hotel am Platz.«
Dort zeigten sich schon Brad Pitt und Angelina Jolie, und sie unterrichteten die Öffentlichkeit erstmals über ihre Hochzeitspläne.
Palm Springs in Kalifornien: Die letzte Villa von Liz Taylor
Während Kirk Douglas und Zsa Zsa Gabor nebst Gatte bis zu ihrem Tod die Stellung hielten, haben Kurt Russell und Ehefrau Goldie Hawn die Fliege gemacht. »Sie sind gleich nebenan nach Desert Hot Springs gezogen«, lässt der Guide via Headset wissen.
Auch an Liz Taylors letzter Villa in Palm Springs rollt der gelbe Jeep vorbei. Es ist noch nicht sehr lang her, dass sie für rund sechs Millionen Dollar verkauft wurde.
Der Rückzugsort der Superstars ist Hollywood ganz nah
Hollywood ist der Grund, warum sich Palm Springs überhaupt zum Rückzugsort der Superstars entwickeln konnte. »Die Verträge der Hollywood-Stars sahen vor, dass sie sich maximal 120 Meilen von ihrem Arbeitsplatz entfernen durften«, erläutert Touristikerin Angel.
Palm Springs sei gerade nah genug gewesen, um schnell wieder vor den Kamera zu stehen. Und weit genug entfernt, dass es als Urlaubs- und Rückzugsort herhielt.
Ol‘ Blue Eyes
Urlaubs- und Rückzugsorte sind die Villen der Stars von gestern heute noch – aber eben für ganz normale Touristen mit einem etwas pralleren Geldbeutel. Wer sich etwa in Frank Sinatras Twin Palms Estate einmietet, kann der glamourösen Vergangenheit näher kommen als in Regalados Jeep.
In den Vierzigern hatte sich Ol’ Blue Eyes nach einem ruhigen Plätzchen umgesehen und wählte ein Grundstück in der Wüstenoase.
Stippvisite für 3000 Dollar
Seine Villa wurde Schauplatz berüchtigter Cocktail-Partys des Rat Packs. Und turbulenter Ehen, die er erst mit Nancy, dann mit Ava Gardner führte. Wer knapp 3000 Dollar die Nacht bezahlt, kann auch einen Riss im Waschbecken inspizieren.
Er rührt von einer Champagner-Flasche her, die Sinatra einst nach Ava warf. Kurz darauf ging auch die Ehe in die Brüche.
Die Rückzugsorte der Superstars
Für einen Schnäppchenpreis ab 570 Doller pro Nacht ist das Haus der Familie von Tony Curtis und Janet Leigh zu mieten. Das Kinderzimmer der späteren Scream Queen Jamie Lee Curtis inklusive. Zahlende Gäste dürfen sich in anderen luxuriös bestückten »Mansions« wohl fühlen.
Sie gehörten Schauspieler Joseph Cotten (»Citizen Kane», »Der dritte Mann«), Henry Mancini (Komponist der Titelmelodie von »Der rosarote Panther«), Howard Hawks (Regisseur von »Leoparden küsst man nicht», »Blondinen bevorzugt«) oder Flugpionier Howard Hughes.
Das Elvis Honeymoon Hideaway
Frisch Vermählte können es dem King und seiner Priscilla gleich machen: Für 1800 Dollar die Nacht kann das »Elvis Honeymoon Hideaway« bezogen werden.
Vom Schlafzimmer des Anwesens schweift der Blick auf das heiße Coachella-Tal, wo das Thermometer nicht selten Werte weit jenseits 40 Grad Celsius zeigt. Ein Butler leistet gegen satten Aufpreis seine Dienste, auch ein persönlicher Koch ist buchbar.
Midcentury Modern
Wer nur einmal das Juwel des Midcentury Modern betreten will, in dem Tochter Lisa Mary mutmaßlich gezeugt wurde (sie kam exakt neun Monate nach der Hochzeitsnacht am 1. Februar 1968 auf die Welt), macht eine geführte Tour für mindestens 25 Dollar mit.
Als Attraktion wird die »escape route« vermarktet, die das Paar durch die Hintertür einst auf der Flucht vor der lungernden Presse nahm. Wer heute zum Honeymoon eincheckt, nimmt die Eingangspforte. Die wilden Zeiten sind vorbei in Palm Springs.
Informationen zu Palm Springs, dem Rückzugsort der Superstars
Allgemeine Informationen auf der Homepage von Visit Palm Springs.
Die Rich and Famous Tour kostet 45 $.
Domizile der Superstars in Palm Springs
Frank Sinatra: Die Nacht für acht Personen in der Mansion »Twin Palms« kostet derzeit ab 2500 Dollar plus 350 Dollar Service-Pauschale: www.sinatrahouse.com
Elvis Presley: Für 1800 Dollar konntest du Nacht das Elvis Honeymoon Hideaway beziehen. Zurzeit sind weder Übernachtungen noch Führungen möglich.
Tony Curtis: Der Tony Curtis Estate befindet sich seit 2015 in Privatbesitz, Übernachtungen sind nicht mehr möglich.
Flugpionier Howard Hughes: ab rund 400 Dollar kostet die Nacht im Howard Hughes Mini Estate (sechs Personen, buchbar über gängige Portale).
Joseph Cotten: (US-Schauspieler – Citizin Kane, Der dritte Mann, Tora! Tora! Tora!): ab 850 Dollar/Nacht im Joseph Cotten Estate (über Airbnb, bis zu zehn Personen).
Christina Onassis: (Tochter des Reeders Aristoteles Onassis): ab 1250 Dollar/Nacht in der Villa Grand über das Portal Deluxuri.
Für normale Leute: das ACE-Hotel anlocken möchte. Die Unterkunft für Hipster ist ein ehemaliges Motel mit dem Anspruch »cool, aber nicht chic« zu sein.
Text und Fotos: Stefan Weissenborn, zuletzt aktualisiert im August 2022.
3 Comments
…lädt zum Hinfahren /-fliegen ein, belegt den unglaublichen Luxus, der zu Zeiten der großen US-Stars im Lande herrschte und noch herrscht, Nostalgie pur, schön…Manni.
Oh, Herr Johnen, das ist in der Tat ein Zufall. Und nicht nur das: Sie tragen auch den selben Vornamen wie mein einziger Bruder, mit dem ich dereinst sogar zusammen in Palm Springs gewesen bin. Ein Faszinierender Ort – mit strengen Kassiererinnen, wie ich mich erinnere. Viel Spaß noch in PS, Ralf
Hallo Herr Johnen,
sehr schönen und seltenen Nachnamen haben Sie da 😉
Ich bin durch Zufall auf Ihren Blog und den Bericht über Palm Springs gestoßen, da ich mich zur Zeit ebenfalls in P.S. befinde und auf 6-Monatiger USA Rundreise bin.
Viele Grüße
Marc Johnen