Rothenburg ob der Tauber ist eine der schönsten Städte Deutschlands. Es gibt gute Gründe für einen Besuch.

Mittelalterliche Grandezza am Marktplatz. Foto: Ralf Johnen
Rothenburg ob der Tauber? Das war für mich nicht viel mehr als der Name einer Stadt. Schön soll sein sein, so stand es immer wieder zu lesen. Doch warum nach Franken fahren, wenn der Rest Europas so nah ist? Eine Fehleinschätzung, denn es gibt auch für Deutsche gute Gründe für einen Besuch.
Den Massen aus dem Weg gehen
Kaum irgendwo ergänzen sich süddeutsche Lebensfreude und ein vollständig erhaltenes mittelalterliches Stadtbild so harmonisch, wie hier. Und ich kann ja früh aufstehen oder spät ins Bett gehen, wenn ich keinen amerikanischen Kauderwelsch oder Klickkakophonien chinesischer Kameras hören möchte. Beides, das muss gesagt sein, bringt die Attraktivität Rothenburgs mit sich.

Patrizierhäuser am Marktplatz von Rothenburg im Abendlicht. Foto: Ralf Johnen
Schwelgerische Blicke auf Markplatz und Rathaus
Wer in dem 11 000-Einwohnerstädtchen unterwegs ist, trifft unweigerlich irgendwann auf den Mittelpunkt. Der weitläufige Marktplatz ist umgeben von herrschaftlichen Häusern. Auch gestattet er Zutritt zum stattlichen Rathaus, das mit einer Schautreppe und einer komplexen Renaissancefassade beeindruckt.

Abendstimmung am Marktplatz. Foto: Ralf Johnen
Wenn du das einzigartige Ensemble von oben betrachten möchtest, kannst du die 220 Treppenstufen hinaufsteigen, die zur Aussichtsplattform des Rathausturms führen. In der Vorweihnachtszeit steigt der Duft von Backwaren und Glühwein bis hier nach oben auf. Immer dann ist der Marktplatz Mittelpunkt des Reiterlesmarkt. Rothenburgs reizender Weihnachtsmarkt blickt auf eine Tradition von mehr als 500 Jahren zurück.

Abendstimmung am Plönlein, dem meistfotografierten Ensemble Rothenburgs. Foto: Ralf Johnen
Das Plönlein in der Dämmerung
Die wahrscheinlich bekannteste Attraktion von Rothenburg ob der Tauber ist das Plönlein. Hinter dem Begriff verbirgt sich ein relativ kleiner Platz, an den sich ein ockerfarbenes Fachwerkhaus schmiegt. Während davor leise ein Springbrunnen sprudelt, bauen sich im Hintergrund zwei mächtige Stadttore auf.

Wie im Disney-Film: das Plönlein. Foto: Ralf Johnen
Ein so märchenhafter Anblick, dass die Disney-Studios in Orlando schon früh darauf aufmerksam wurden. Im Original des Animationsfilms Pinocchio von 1940 dient das Plönlein als Kulisse. Entsprechend groß ist der Andrang. Für Fotos kommst du am besten in der Morgendämmerung.

Fundort für seltene Rebsorten: Weinkeller der Familie Thürauf. Foto: Ralf Johnen
Rebsorten der Region: Rotling und Tauberschwarz
Direkt am Plönlein befindet sich das historische Gasthaus Glocke. In den alten Gemäuern kannst du bequem übernachten. Interessanter aber ist der gastronomische Hintergrund, denn das Haus gehört einer bekannten Winzerfamilie.

Selten: Flasche Rotling vom Weingut Thürauf. Foto: Ralf Johnen
Albert Thürauf ist ein echter Weinfreak, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die historischen Rebsorten Frankens zu rekultivieren. Das Resultat sind interessante Weine wie der Tauberschwarz und der Rotling. Im Rahmen von Führungen erklärt der Patron auf informative und unterhaltsame Weise, was es damit auf sich hat. Die Trockenbeerenauslesen sind umwerfend. Wieder ein Grund, Rothenburg ob der Tauber zu besuchen.

Rosenstöcke im Burggarten von Rothenburg. Foto: Ralf Johnen
Romantische Aussichten im Burggarten
An vielen Orten in den Wohngebieten von Rotheburg gedeihen prächtige Rosen. Eine Burg allerdings wirst du vergeblich suchen in der Stadt. Dennoch gibt es einen Burggarten, der mit Rosenstöcken und anderen Gewächsen beeindruckt. Er ist ein Überbleibsel der längst verblichenen Stauferburg.

Gediegen: Burghotel in Rothenburg ob der Tauber. Foto: Ralf Johnen
Der Zugang zum Burggarten ist kostenlos. Wenn du durch das Burgtor schreitest, kannst du links und rechts an den Aussichtskanzeln umwerfende Blicke über das Taubertal genießen.

Hund auf Kopfsteinpflaster vor Stattor in Rothenburg ob der Tauber. Foto: Ralf Johnen
Vier Kilometer auf der alten Stadtmauer
Wegen seiner grandiosen Silhouette wurde Rothenburg ob der Tauber schon im 16. Jh. als fränkisches Jerusalem bezeichnet. Ein wesentliches Element der Skyline ist die Stadtmauer, deren sechs Türme in früheren Zeiten Ein- und Austritt erlaubten. Die Mauer ist bis heute vollständig erhalten.

Schmuckvoll: Hausfassade in Rothenburg. Foto: Ralf Johnen
Sie ist auch deshalb eine einzigartige Attraktion, weil sie fast vollständig rund um Uhr begehbar ist. Auf Informationstafeln erzählen ortskundige Autoren Geschichten über die Historie Rothenburgs. Dabei geht es auch um die insgesamt 42 Türme in der Stadt. Wer sich mit allen Facetten auseinandersetzen möchte, sollte 2,5 Stunden für den vier Kilometer langen Parcours rund um die Altstadt einplanen.

Spargelzeit ist die beste Zeit. Foto: Ralf Johnen
Fränkische Küche probieren
Ob der vielen Vorzüge Rothenburgs wird die köstliche fränkische Küche manchmal vergessen. Auf den Teller kommen viele regionale Spezialitäten. Die Gaststätte »Zur Höll« etwa ist für die fränkischen Rostbratwürste bekannt. Im Frühling schmeckt dazu besonders gut der heimische Spargel.

Kaasspatzen mit Zwiebeln. Foto: Ralf Johnen
Doch auch Wild, Klöße und Kaasspatzen machen Appetit. Da Rothenburg noch zu Weinfranken gehört, werden die Gerichte vorzugsweise von einem Schoppen Riesling, Silvaner oder Spätburgunder begleitet. Die Getränke sind im Vergleich zu den Metropolen dieser Welt lächerlich preiswert: 0,25 Liter eines sehr vorzeigbaren Weins kommen auf fünf bis sechs Euro.

Da also haben die Amerikaner ihre All-Year-Christmas-Shops her: Geschäft von Käthe Kruse. Foto: Ralf Johnen
Kurioser Kitsch in bester Qualität: das Weihnachtsmuseum Käthe Wohlfahrt
Okay, das Weihnachtsmuseum ist eher etwas für Besucher aus den USA, Indien oder den Emiraten. In einem unübersichtlichen Geflecht aus Räumen kannst du dir das gesamte Jahr über ein umfangreiches Sortiment ansehen.

Schmusehochburg Rothenburg. Foto: Ralf Johnen
Dazu gehören Weihnachtskugeln, Holzfiguren, Nussknacker und Krippen. Nicht jedermanns Sache im Hochsommer, aber kurios ist es allemal – und natürlich viel besser als die Plastikvarianten des Weihnachtskitsches. Somit gehen diese Gebrauchsgegenstände auch als gute Gründe für einen Besuch von Rothenburg ob der Tauber durch.

Einblick in die Storchpopulation. Foto: Ralf Johnen
Geschichten im Mittelalterlichen Kriminalmuseum
Schandmasken, Daumenschrauben und weitere Foltergeräte sind die Hauptattraktionen des Mittelalterlichen Kriminalmuseums. Das Ausstellungshaus befindet sich in dem wunderbaren Gebäude des einstigen Johanniterklosters der Stadt direkt neben der Johanniterkirche. Wer das Haus besucht, kann sich unter anderem den Verhörprotokollen der Hexenprozesse befassen. Für gruseliges Selfies steht ein Pranger im Hof. Nichts für schwache Nerven!

Mittelalterliche Grandezza am Marktplatz. Foto: Ralf Johnen
Weitere Gründe für einen Besuch in Rothenburg
Schau auf die Webseite von Rothenburg ob der Tauber. Hier findest du auch einiges zu aktuellen Events.

Rothenburger Stillleben. Foto: Ralf Johnen
Text und Bilder: Ralf Johnen, zuletzt aktualisiert im März 2025.
Der Autor war auf Einladung von Franken Tourismus in Rothenburg ob der Tauber.

Ein Muss bei jedem Besuch: Schneebälle. Foto: Ralf Johnen
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