Ein Rundflug über den Denali in Alaska ist ein majestätisches Erlebnis. Er führt in eine immer noch weitgehend unberührte Welt, die sich rund um den höchsten Berg Nordamerikas ausbreitet.

Rust never sleeps, textete der gute Neil Young. Seltsam wird diese Assoziation, sobald es um Flugzeuge geht. Foto: Ralf Johnen
Sean nennt ihn aus dem Cockpit nur »the big rock«. Das geht in Ordnung. Piloten-Coolness halt. Auch beim Rundflug (klicke hier, um zu meiner Geschichte über den Rundflug über den Yukon zu gelangen) über den Denali. Niemandem in Alaska aber wäre es in den Sinn gekommen, den höchsten Berg des Kontinents mit jenem Namen anzureden, den wir in der Schule gelernt haben: Mount McKinley.
Denali oder Mt. McKinley: Ständige Umbenennung
Stattdessen sprachen zwischen Juneau und den Aleuten alle nur vom »Denali«. Denali National Park, Denali Tours, Denali Beer und so weiter. Dann kam die zweite Amtszeit Donald Trumps, der sogleich angeordnet hat, den Berg im offiziellen Staatsjargon wieder als William McKinley zu bezeichnen. Schließlich hat sich der 25. Präsident der USA als besonders rücksichtslos erwiesen, ehe er 1901 ermordet wurde. Aber das ist eine Geschichte für sich.

Autor Ralf und Passagier Sebastian an Bord von Rust’s Flying Service in Anhchorage in Alaska
Fest steht indes: Alle Anstrenungen, die Präsident Barack Obama während der seiner beiden Amtszeiten für den Schutz Alaskas unternommen hat, sind somit wieder Geschichte.

Der Flughafen für Wasserflugzeuge in Anchorage ist der größte der Welt
Wie ernst ihm das Anliegen war Alaska zu schützen, verdeutlichte Obama mit Hilfe eines Selfie-Sticks: Er lichtete sich selbst vor einem Schild mit der Aufschrift 1967 ab. Bis hierhin reichte damals der Exit Glacier. Weit im Hintergrund sieht der Betrachter, wo das Eis heute in Geröll übergeht. Und so weiter.

Autor Ralf Johnen bei der Zwischenlandung
Wütende Proteste aus Ohio
Die Einwohner Alaskas haben Obamas Politik weitgehend begrüßt. Sei es aus Respekt vor den indigenen Völkern oder aus Liebe zur Natur.

Auenlandschaft auf halber Strecke von Anchorage zum Denali. Foto: Ralf Johnen
In Ohio hingegen gab es wütende Proteste, denn der bisherige Namensgeber war ihr ureigener Präsident, der in Buffalo erschossen wurde. McKinley allerdings war Zeit seines Lebens kein einziges Mal in Alaska.

Ein Pferd in einem Sumpfgebiet. Foto: Ralf Johnen
Unter welchem Namen der Berg in den Atlanten der Zukunft stehen wird, ist nach Trumps Eskapen (»Golf von America«) ungewissen denn je. Wörtlich übersetzt übrigens heißt Denali in der Sprache der Athabasca-Indianer »der Große«. So ähnlich also, wie Kapitän Sean ihn auch nennt.
Rundflug über den Denali: Ein abgefahrenes Erlebnis
Unabhängig von diesen ganzen Scharmützeln gehört ein Rundflug über den Denali zu den abgefahrensten Erlebnissen, die man auf diesem Planeten buchen kann.

Selten zeigt er sich so unverhüllt: »The big one«. Foto: Ralf Johnen
Unsere Tour beginnt am Anleger von Rust’s Flying Service, der sich am weltweit größten Flughafen für Wasserflugzeuge in Anchorage befindet. Mehr als 1000 von den Fluggeräten sind hier stationiert, ihnen stehen zwei Start- und Landebahnen zur Verfügung.

Bergspitzen ragen aus den Wolken am Denali in Alaska hervor
Es geht zu wie in einem Taubenschlag: Wer auf den Aleuten wohnt oder an einem See im Inland, hat schließlich keine andere Möglichkeit an einer avancierten Form des Soziallebens teilzunehmen.

Annäherung an den Denali – oder ist es doch der Mt. McKinley?
Die Tour dauert ungefähr drei Stunden – und trotz des geschmeidigen Wetters an diesem Tag sind Turbulenzen jederzeit möglich: Zu drastisch sind die Unterschiede des Mikroklimas auf dem nur 160 Kilometer langen Weg von der Küste zum 6168 Meter hohen Denali.

Lager der Bergsteiger am Denali in Alaska
Zwischenstopp beim Rundflug über den Denali
So beeindruckend die nordische Berglandschaft mit dem gigantischen Massiv, den Schneefeldern und den Gletschern auch sein mag – das Highlight des Rundflugs ist der Zwischenstopp. Nachdem wir 100 Minuten ordentlich durchgeschüttelt wurden, wir den Gipfel gesehen haben und sogar die Bergsteiger, die ihn erklimmen wollen (der Denali gilt als vergleichsweise einfacher Gipfel), nach diesen 100 Minuten also sind wir dankbar, als Sean zum Landeanflug auf dem Chelatna Lake ansetzt.

Immer schön in der Spur bleiben: Bergsteiger auf dem Weg zum Gipfel
Eine spiegelglatte Wasseroberfläche, absolute Stille und ein Panorama wie aus dem Gemälde eines amerikanischen Landschaftsmalers, auf dessen Namen ich grad nicht komme. Dazu am Ufer eine Handvoll Hütten. Und das in einer mobilfunkfreien Zone. So könnte ein Ort aussehen, an dem mir gerne mal zwei Wochen am Stück langweilig sein darf. Allenfalls unterbrochen durch die Bücher von Michel Houellebecq und Dave Eggers.

Zusammenfluss zweier Gletscher an den Flanken des Denali in Alaska. Foto: Ralf Johnen
45 Minuten Stille an einem Bergsee
Eine Dreiviertelstunde verweilen wir an diesem Ort, den all jene meiden sollten, die ohnehin unter gelegentlichen Aussteigerphantasien leiden. Als es danach wieder »boarding completed«heißt, fliegt uns Sean zurück nach Anchorage. Nicht ohne ein paar Pirouetten über Vierbeinern zu drehen, bei denen es sich angeblich um Elche handelt.

Gletscherseen auf den Flanken des Denali
Der Flug definiert zugleich, was Anchorage und Alaska eigentlich ausmacht: Mit ihren 300 000 Einwohnern und ihrer enormen flächenmäßigen Ausdehnung scheint die Stadt auf den ersten Blick wie jede andere amerikanische zu sein.

Absolute Stille: Wasserflugzeug auf einem Bergsee in Alaska
Ein kurzer Flug mit dem Wasserflugzeug aber bringt die Bewohner in nichts anderes als Wildnis – dorthin, wo niemand anders ist. Egal, in welche Richtung man fliegt.

Autor Ralf und Pilot Sean bei der Lagerbesprechung in Alaska
Informationen zum Rundflug über den Denali in Alaska
Der Flug mit Rust’s Flying Service zum Denali (»Discover Denali National Park«) kostet 595 US-Dollar plus 3% »Transportation Tax«. Die Flüge in einem Achtsitzer werden nur bei gutem Wetter durchgeführt. Jeder Passagier hat beim Rundflug über den Denali einen Fensterplatz. Der Ort des Zwischenstopps ist ebenfalls wetterabhängig.

Zwischenstopp in der freien Natur
Meine Meinung: Der Preis von 595 US-Dollar ist – vor allem beim aktuellen Dollarkurs – sehr happig, doch der Gegenwert ist erheblich. Der Flug rund um den Denali ist unvergesslich. Eine ähnliche Abgeschiedenheit habe ich nur in Teilen von Idaho und im Yukon in Kanada erlebt.

Schneebedeckte Kuppe im Nationalpark
Text und Bilder: Ralf Johnen, zuletzt aktualisiert im März 2025. Die Reise wurde von Visit Anchorage organisiert und finanziert. Der Flug zum Denali war einer der Programmpunkte.
Comment
Tolle Fotos! Erinnert mich an meinen Rundflug über den Kluane Nationalpark, der sich ja auf kanadischer Seite anschließt: http://www.breitengrad66.de/2010/12/19/ein-eispanzer-von-300-metern/