Das Saint Louis Art Museum ähnelt einem klassizistischen Tempel. Es verfügt über eine grandiose Sammlung, darunter die weltweit meisten Bilder von Max Beckmann (Episode 16 über die Route 66).

Amerikaner haben zu Beginn des 20. Jahrhunderts gerne pompös gebaut. Foto: Ralf Johnen
Das mit der eigenständigen Identität der USA hat eine Weile gedauert, aber letztlich hat es mit überwältigendem Erfolg geklappt. Dabei waren Wolkenkratzer, Hollywood, stromlinienförmige Automobile und Pop Art nur der Anfang.

Blick vonm Saint Louis Art Museum auf den Forest Park. Foto: Ralf Johnen
Die ersten Jahrhunderte nach der Neubesiedlung des Kontinents aber warfen die Immigranten ihren Blick vor allem zurück ins alte Europa – insbesondere was die ernsteren Kunstformen betraf. Dabei zitierte das aufstrebende Land, das so händeringend nach einer eigenen Identität suchte, zunächst vorzugsweise einen Gebäudetyp, der per Definition Ehrfurcht einflößte: den Tempel.
Saint Louis Art Museum: Zu Ehren der Olympischen Spiele
Bestes Beispiel für die amerikanische Zweckentfremdung des Sakralbaus ist das Eingangsportal zum Saint Louis Art Museum, das durch seine klassizistischen Säulen auffällt. Der weithin sichtbare Bau wurde 1904 auf einer Hügelkuppe im grandiosen Forest Park als Palast der Schönen Künste fertiggestellt. Im mutmaßlich wichtigsten Jahr der Stadtgeschichte wurden in Saint Louis sowohl die Olympischen Spiele wie auch die Weltausstellung ausgetragen.

Kubusartiges Kunstwerk im Saint Louis Art Museum. Foto: Ralf Johnen
Er wird bewacht von einer überlebensgroßen Statue des Namenspatrons der Stadt, König Ludwig der XIV. von Frankreich.
Saint Louis Art Museum: Hochburg der europäischen Moderne
Weil die ursprüngliche Nutzung als Expo-Prunkbau zeitlich begrenzt war, konnte noch im selben Jahr das bereits 1879 gegründete Art Museum einziehen. Dort hat es sich dank einer mehr als 30 000 Exponate umfassenden Sammlung zu einem der führenden Ausstellungshäuser des Landes entwickelt.

Kostenloser Kick an der Route 66. Foto: Ralf Johnen
Besonders stark vertreten ist die europäische Moderne mit Werken von Gauguin, Matisse, Monet und Picasso. Sogar Vincent van Gogh ist mit vier Werken vor Ort, darunter seine »Weinberge mit Blick auf Auvers« von 1890.
Weltweit größte Sammlung mit Werken von Max Beckmann
Aus deutscher Sicht besonders bemerkenswert: Das Haus besitzt die weltweit größte Sammlung mit Werken von Max Beckmann (1884–1950). Nicht weniger als 39 Bilder des Expressionisten sind hier dauerhaft in würdevollem Ambiente und anmutiger Stille zu sehen. Seinen deutschen Schwerpunkt hat das Museum zuletzt durch den Ankauf von Werken von Beuys, Kippenberger und Gerhard Richter weiter ausgebaut.

Das Saint Louis Art Museum besitzt die größte Sammlung mit Werken von Max Beckmann. Foto: Ralf Johnen
Nicht zuletzt besitzt das Art Museum mindestens sechs Bilder, die von den Nationalsozialisten in Deutschland als entartete Kunst konfisziert wurden.
Kostenloser Kick an der Route 66
All dies sind Gründe genug für eine ausführliche Würdigung. Ein weiteres Argument ist die herrliche Lage im Park, der zwar nicht autobefreit, dafür aber ungemein weitläufig ist. Als wäre all dies nicht schon genug, erhebt das Art Museum lediglich bei Sonderausstellungen ein Eintrittsgeld. Das ist möglich, weil die lange Zeit krisengebeutelte Stadt schon 1971 ein Subventionspaket verabschiedet hat, um dem wachsenden Desinteresse an den Attraktionen des Forest Park entgegenzuwirken.

König Ludwig XIV war Namenspatron von Saint Louis. Foto: Ralf Johnen
Es hat zur Gründung des Metropolitan Zoological Park Museum District geführt. Ein einzigartiger Verbund, der zum kostenlosen Besuch diverser hochklassiger Einrichtungen berechtigt. Wie der Name schon sagt, gehört dazu neben dem Art Museum auch der renommierte Saint Louis Zoo, der gegenwärtig alleine drei Millionen Menschen pro Jahr zieht. Dritter im Bunde ist das Missouri History Museum. Nicht zuletzt ist da noch der Park mit einem weitläufigen Wegesystem, Seen und einer Eislaufbahn. So wie es sich gehört für eine Metropole, die sich mit Elitestandards misst.
Informationen über das Saint Louis Art Museum
Saint Louis Art Museum One Fine Arts Drive, Forest Park, Saint Louis. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17, Freitag bis 21 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos. Das Museum liegt im Forest Park (forestparkmap.org). Es beherbergt die weltweit größte Sammlung mit Werken von Max Beckmann.

Foto: Ralf Johnen
Weitere kostenlose Kicks an der Route 66
Saint Louis Zoo: Die Zahlen sprechen für sich: 13 000 Tiere aus 555 Spezies ziehen drei Millionen Besucher pro Jahr. 1 Government Drive, Saint Louis, stlzoo.org. Geöffnet täglich von 9 bis 17 oder 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, für einzelne Attraktionen wie die hauseigene Bahnstrecke werden 4 bis 8 USD fällig.
Missouri History Museum: Die Dauerausstellung über die Stadtgeschichte, den Mississippi und den Bundesstaat Missouri werden von Wechselausstellungen ergänzt. mohistory.org, 5700 Lindell Boulevard, Saint Louis, Eintritt frei.
Wayside Motel: Hotel in Saint Louis Lust auf eine Nacht in einem Route-66-Oldie? Dann bietet dieses Motel die passende Gelegenheit. Es verfügt je nach Sichtweise über nostalgischen Charme oder es besitzt abgewohnte Möbel und mangelnden Komfort. 7800 Watson Road, Saint Louis, MO 63119, Tel. (314) 961 23 24. Das Motel hat keine Webseite.

Installation mit Selfieoption. Foto: Ralf Johnen
Die Route 66 in Missouri
Dies ist Nummer 16 von insgesamt 66 Geschichten über die Route 66 auf Boarding Completed. Von der 15. Station, dem Hotel The Chase, sind rund drei Kilometer bis zum Saint Louis Art Museum. Bis zum Delmore Loop (Geschichte Nummer 17) beträgt die Distanz nur 2,5 Kilometer. Nach dem Besuch der Old Chain of Rocks Bridge, der umwerfenden Union Station und dem Klassiker Ted Drewe’s Frozen Custard geht es weiter in Richtung Westen in einen skurrilen Ort namens Cuba.
Die Trasse der Route 66 deckt sich in Missouri zu einem guten Teil mit der Interstate 44. Größere Stücke der Orignialtrasse sind gut erhalten und als Teile der Mother Road erkennbar. In Saint Louis hat die Trasse der Mother Road ständig gewechselt.
Text und Bilder: Ralf Johnen, im April 2025 habe ich alle Angaben auf ihre Richtigkeit geprüft.
Comment
…die Hoge Veluwe können / sollten wir besuchen, und dann an 2011 denken und dann die USA besuchen !!!