Mit 534 000 Einwohnern belegt die Hauptstadt Niedersachsens Rang 13 unter den deutschen Großstädten. Anlass genug für einen herbstlichen Städtetrip nach Hannover. Für die Erkundung der Highlights eignet sich ein Wochenende mit zwei Übernachtungen.
Tag 1: 16 Uhr, Check-in im Hotel Me & All
Wir checken ein im Hotel Me & All. Eines dieser hippen, jungen Hotels, wo wir als Gäste geduzt werden und wo die Wände in den öffentlichen Räumen aus kahlem Backstein bestehen. Unser Zimmer ist klein, aber gemütlich. Ein komfortables Domizil für den herbstlichen Städtetrip nach Hannover.
17 Uhr: Ein wenig Heimat in der Ständigen Vertretung
Als Kölner, die ihre Heimat verlassen haben, entdecken wir ein uns bekanntes Lokal: Die Ständige Vertretung ist eine Art Botschaft für Kölnische Kultur in anderen deutschen Städten. Weil Wochenende ist, können wir uns nicht verkneifen, auf zwei hastige Kölsch einzukehren.
17.30 Uhr: Der rote Faden: Die Highlights von Hannover
Viele Städte helfen Besuchern heute mit einer auffälligen Straßenmarkierung, alle wichtigen Sehenswürdigkeiten zu finden. In Hannover aber ist dies nichts Neues: Der rote Faden existiert schon seit 1970. Auf einer Strecke von 4,2 Kilometern führt er zu 36 Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt. Wir sehen die Linie erstmals in der Nähe der Ständigen Vertretung und lassen und von ihr zum Neuen Rathaus geleiten.
17.45 Uhr: Neues Rathaus mit kuriosem Kuppelaufzug
Mit seinen symmetrischen Flügeln und dem Kuppelturm wirkt der Prunkbau wie ein Schloss. Das bürgt für einen imposanten Anblick, sagt aber nichts über ein Kuriosum, das sich in dem 1913 vollendeten Bau befindet. Dabei handelt es sich um einen Kuppelaufzug, der weltweit einzigartig ist. Weil die letzte Fahrt für 17.30 Uhr angesetzt ist, kommt das für uns nicht mehr in Frage.
18.15 Uhr: Heimelige Einkehr in Gottfrieds Kiosk
Der Kiosk als solche ist eine charmante deutsche Erfindung. Viele Städte haben ihre eigene Interpretation der abendlichen Retter. Ebenso wie Köln, Düsseldorf und das halbe Ruhrgebiet bezeichnet sich Hannover als »Kioskhauptstadt Deutschlands«. Ob es stimmt oder nicht, vermögen wir auch nach unserem Städtetrip nach Hannover nicht zu beurteilen. Gottfrieds Kiosk aber fällt beim Betreten durch mehrere Eigenheiten auf: Es gibt bizarr vielfältige Biervorräte, gemütliche Sitzecken wie in einem Berliner Café und außergewöhnlich freundliches Personal, das im herbstlichen Hannover auch Glühwein im Angebot hat.
19.30 Uhr: Dinner im Lokal 4
Nach dem guten Einstieg ins lange Wochenende haben wir Lust auf ein ungewöhnliches Abendessen. Unsere Wahl fällt auf das Lokal 4, das sich ganz hip als Bar & Grill annonciert. So wie man es in Amerika macht. Wir werden nicht enttäuscht: Obwohl das Lokal jung und sehr angesagt ist, könnte der Service freundlicher nicht sein. Wir machen eine kleine kulinarische Weltreise und bestellen Pho, Tacos mit Brisket und Steinpilzravioli. Dazu ordern wir Drinks von der umfangreichen Gin-Tonic-Karte.
22 Uhr: Ein Kurzer Bummel über die Limmerstraße
Weil wir immer gut zu Fuß sind und so viel wie möglich sehen möchten, machen wir einen spätabendlichen Abstecher in die Limmerstraße. Bars, Kioske, Bio-Supermärkte und ein Arthouse-Kino sorgen hier sofort für Wohlfühlatmosphäre. Also beschließen wir, unseren zweiten Tag in Hannover hier zu beginnen.
Tag 2 des Städtetrips nach Hannover, 10 Uhr: Auf ins hippe Linden
Nach dem umfangreichen Frühstück im Me & All Hotel fahren wir mit der Straßenbahn zum Lindener Marktplatz. Schnell lernen wir: Linden ist so etwas wie der Prenzlauer Berg Hannovers. Inhabergeführte Geschäfte, nette Restaurants und halb abgerockte Gründerzeithäuser sorgen für urbane Vibes. Wir begutachten zunächst den Markt, der dienstags und samstags von 8 bis 13 Uhr geöffnet ist.
11 Uhr: Die Egestorffstraße – wo Hannover an Berlin erinnert
Danach schlendern wir über die Egestorffstraße bis zum Pariser Platz, wo ein paar hochgewachsene Platanen für zusätzliche Behaglichkeit sorgen. Wer auf hausgemachte Mode steht, sollte unbedingt einen Blick in die Pepafarina (pepafarina.de) werfen, die auch als Hannoversche Modemanufaktur firmiert. Im nahen Café K (www.cafek.de) trinken wir einen Kaffee.
12 Uhr: Vinyl im Rockers
Durch die Teichstraße laufen wir zum Lichtenbergplatz, in dessen Mitte sich eine kreisrunde Grünfläche befindet. Prächtige Gründerzeitvillen mit kleinen Erkern und aufwändigen gestalteten Giebeln verleihen dem Platz Grandezza. Von hier ist es nicht mehr weit zum Rockers (www.rockers.de). Egal wo ich bin, kann ich dem Besuch eines Plattenladens nicht widerstehen.
13 Uhr: Italienische Reminiszenzen bei Francesca & Fratelli
Die Stadtwanderung fördert den Hunger. Also wenden wir uns einer Hannoveraner Erfolgsgeschichte zu: Francesco & Fratelli (www.francesca-fratelli.de) haben mit einer Pizzeria in der Limmerstraße angefangen und scheinen mittlerweile in ihren acht Filialen die ganze Stadt mit dem Nahrungsmittel zu bedienen. Wir teilen uns zu zweit eine Pizza. Wichtigster Belag ist Fior di Latte, ein Käse mit erhöhtem Comfort-Food-Faktor.
14 Uhr: Die Wandgemälde von Hannover
Nach dem kleinen Mahl werfen wir einen Blick auf die Stadtgeschichte. Hierfür gehen wir zur Kreuzung Ahlemer Straße/Grote Straße, wo an der Fassade eines Wohnhauses die wichtigsten Errungenschaften der Hannoveraner Stadtgeschichte als Wandgemälde aufgetragen sind. Wir lernen: 1865 hat Wilhelm Busch hier mit »Max und Moritz« zwei bis heute kraftvolle Figuren erfunden.
1878 wurde in Hannover der Pelikan-Füller geschaffen und 1887 hat ein gewisser Emil Berliner den Planeten um das Grammophon bereichert. Auch nicht unwesentlich: 1891 kam der Butterkeks aus dem Hause Leibniz hinzu. Eine Menge Dinge also, mit denen jedes deutsche Kind aufwächst – wenn wir mal von dem Grammophon absehen. Und dann haben wir über die Scorpions noch gar nicht gesprochen.
15 Uhr: Ein Wahrzeichen in der Innenstadt
Inzwischen steht fest, dass Hannover für ein Wochenende so ergiebig ist, dass uns mindestens ein Tag fehlt. Schließlich haben wir von der Innenstadt noch nicht viel gesehen. Die Fußgängerzone um Georgstraße, Karmarschstraße und Bahnhofstraße ist groß, aber eher funktionalistisch als charmant. Dafür gibt es alle großen Ketten für einen ergiebigen Shopping-Tag.
16 Uhr: Treffpunkt Kröpcke-Uhr
Ein Hannoversches Kuriosum ist die Kröpcke-Uhr unweit des Hauptbahnhofs. Sie wurde 1871 von einem örtlichen Café-Besitzer als eine Art Litfaßsäule für wissenschaftliche Nachrichten errichtet. Darunter auch den Wetterbericht. Heute dient die viktorianische Säule als weithin sichtbare Uhr, Schaufenster für Protestnoten und als Treffpunkt für einen Bummel.
17 Uhr: Herbstlicher Städtetrip nach Hannover: Die Altstadt
Hannover hat eine Altstadt? Ja, auch wenn sie nicht sonderlich groß ist. Doch nach vielen Metern durch die Fußgängerzone machen wir uns in Richtung Leine auf, Hannovers Stadtfluss. Unterwegs erblicken wir in einem herrschaftlichen Gebäude die Hannoversche Kaffee Manufaktur, wo wir uns mit einem Pfund hauseigener Röstung eindecken. Um die Ecke in der Kramerstraße erfreuen wir uns an ehrwürdigen Fachwerkhäusern und an den gemütlichen Bars und Restaurants, die Tische vor der Tür haben.
19 Uhr: Entertainment im GOP Varieté Theater
Langsam freuen wir uns auf den Abend, den wir in einer Hannoverschen Institution verbringen. Das GOP Varieté Theater (www.variete.de/hannover) ist mittlerweile in sieben deutschen Städten präsent, darunter in Bonn, Bremen, Münster und München, doch die Ursprünge liegen in Hannover. Auf der Bühne präsentieren wechselnde Ensembles ihre Programme. Es sind aufwändige Choreografien mit musikalischen und theatralischen Elementen und einem athletischen Schwerpunkt.
Wir haben ein Doppelprogramm gebucht – mit Abendessen vor der Vorstellung. Ein gutes Dreigangmenü, das nicht zu schwer ist. Auf der Bühne läuft an diesem Abend das Stück »Sailors« mit überwiegend kanadischen Darstellern. Sie präsentieren ein vergnügliches Programm mit Wow-Momenten wie im Zirkus, das – wie das Abendessen – nicht zu schwer ist. Es ist auch für Besucher aus dem Ausland zugänglich, denn gesprochen wird nur sehr wenig.
23 Uhr: Keine Energie für Cocktails
Nach dem ergiebigen Tag fallen wir erschöpft ins Bett.
Tag 3 des herbstlichen Städtetrip nach Hannover: 10 Uhr, Herrenhäuser Gärten
Mit der Straßenbahnlinie 4 erreichen wir innerhalb von 15 Minuten die Herrenhäuser Gärten. Für viele sind die riesigen Parkanlagen Hannovers Attraktion Nummer eins. Sie bestehen de facto aus insgesamt vier Gärten: dem Großen Garten, dem Berggarten, dem Georgengarten und dem Welfengarten, wobei der Besuch der beiden erstgenannten Eintritt kostet.
Wir investieren 8 Euro und bereuen es nicht. Der Große Garten ist ein schwelgerischer Park im englischen Stil mit Springbrunnen, Teekuppeln, von Hecken eingerahmten Grünflächen und langen Fluchten. Immer wieder sehen wir Skulpturen, darunter 17 vergoldete Bronzestatuen. Ein echter Blickfang. Ein weiteres Highlight ist die Grotte von Niki de Saint Phalle, welche die Künstlerin kurz vor ihrem Tod 2002 vollendete.
12 Uhr: Die gar nicht so hippe Markthalle
Zurück in die Stadt, wo wir die Markthalle (www.markthalle-in-hannover.de) aufsuchen. Das ist keine hippe Food Hall, wie sie in jüngerer Vergangenheit in fast allen Städten aus dem Boden schießen. Nein, die Markthalle bereichert Hannover schon seit 1892, wobei der ursprüngliche Bau im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Heute ist sie eine Premiumadresse für Foodies und ein sympathischer Treffpunkt lebensfreudiger Hannoveraner – vor allem am Samstagmittag.
Wir ergattern ein paar Hocker und bestellen uns Smörrebröd nach dänischem Vorbild bei Aelling. Insbesondere die mit Hering belegte Version ist unwiderstehlich.
13.30 Uhr Stippvisite auf der Lister Meile
Nach dem Mittag schlendern wir zur Liste Meile an der Ostseite des Hauptbahnhofs. Wir steigen ein am Weißekreuzplatz, wo wir wieder auf jene Gründerzeitbauten stoßen, die uns so an Berlin erinnern. Im weiteren Verlauf erweist sich die Straße mehr und mehr als charmante Einkaufsmeile. Hinter dem Lister Platz geht sie in die Podbielskistraße über, wo wir plötzlich auf vergoldete Butterkekse stoßen. Es ist der Firmensitz von Leibniz, einem in Hannover allgegenwärtigen Unternehmen.
15 Uhr: Innere Wärme in der Holländischen Kakaostube
47 Stunden unseres Trips sind nun vorbei. Doch ein Highlight wartet noch. Zurück in der City entdecken wir die Holländische Kakaostube (www.hollaendische-kakao-stube.de), ein herrliches altmodisches Café.
Es hat 1895 als Van Houten´s Cacao-Probe-Local eröffnet, einem niederländischen Schokoladenhersteller. Ein zu Unrecht vernachlässigter Aspekt der Geschichte, denn der Kakao mit Sahne und Schokoflocken erweist sich als Delikatesse. Allein diese rechtfertigt es, in nicht allzu ferner Zukunft noch einmal einen Städtetrip nach Hannover in Erwägung zu ziehen.
Weitere Informationen zum Städtetrip nach Hannover
Besuche die Webseite von Visit Hannover.
Text und Fotos: Ralf Johnen, zuletzt aktualisiert im November 2022. Die Geschichte ist in Kooperation mit Visit Hannover zustande gekommen.
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