Die Hauptstadt Südafrikas ist nicht als Touristenziel bekannt. Doch die gut angebunden Metropole verändert sich rasant. Wir geben euch die besten Tipps für Johannesburg.
Wir präsentieren die besten Tipps für Johannesburg. Mit knapp sechs Millionen Einwohnern ist sie die größte Stadt von Südafrika und zugleich der wirtschaftliche Motor des Landes.
Doch obwohl die Hauptstadt der Provinz Gauteng als reichste Stadt Afrikas gilt, eilt ihr ein notorisch schlechter Ruf voraus. Doch »Jozi« (wie die Einheimischen sagen) verändert sich rasend schnell. So muss heute niemand mehr im Hotelzimmer ausharren, um sich von einem Langstreckenflug zu erholen und nach ein oder zwei Tagen in die Nationalparks Kruger oder Pilanesberg aufzubrechen. Viel mehr hat das Johannesburg der Gegenwart einiges von dem zu bieten, was man von einer Metropole dieser Größenordnung erwarten darf.
Auch in Sachen Kriminalität ist Johannesburg längst von anderen Städten überholt worden. Dennoch gilt es vor Ort jene Regeln zu beachten, die im Wesentlichen auch für die Einheimischen gelten. Townships wie Hillbrow oder Soweto besucht man allenfalls im Rahmen organisierter Führungen. Darüber hinaus ist man zu Fuß lediglich in gesicherten Anlagen wie Einkaufsstraßen, Shopping-Malls oder Freizeitanlagen unterwegs.
Die besten Tipps für Johannesburg: Downtown
Innerhalb der gesicherten Enklaven kann man sich genauso unbekümmert aufhalten, wie in jeder anderen Metropole auch. Ein wesentlicher Unterschied zu früheren Zeiten ist der Transfer von Ort zu Ort: Seit sich der Fahrdienst Uber als Verkehrsmittel Nummer eins etabliert hat, ist hierfür kein Mietwagen mehr erforderlich. Der Fahrdienst ist bequem, sicher und kostengünstig, Zwischenfälle sind sehr selten.
Die gängigen Tipps für Jozi
Obwohl die sozialen Unterschiede in der Stadt nach wie vor erschreckend sind, lohnt sich ein näherer Blick auf Johannesburg mehr denn je. Einige Touristenattraktionen wie das Apartheid Museum (apartheidmuseum.org) oder die Hop-on-hop-off-Bustour haben Besucher ohnehin auf dem Zettel. Daher konzentriert sich diese Geschichte auf jene Attraktionen im Ballungsraum, wo die die Einheimischen hingehen. Wer diese aufsucht, könnte zu der Überzeugung gelangen, dass die Stadt in absehbarer Zukunft ein veritables Reiseziel wird. Am schönsten ist es im Oktober, wenn in der ganzen Region die Jacaranda-Bäume blühen.
Safety first in Downtown Johannesburg
Die Innenstadt von Johannesburg war lange eine No-go-Area. Mittlerweile aber kann man einige Viertel gefahrlos besuchen. Unvorbereitet und ohne Ziel durch die Stadt zu schlendern aber ist nach wie vor nicht angesagt – schon gar nicht bei Dunkelheit oder im Alleingang.
Maboneng Precinct
Maboneng hat vor rund einem Jahrzehnt als Vorzeigeprojekt für die Neuerfindung Johannesburgs weltweite Schlagzeilen gemacht. Eine Gruppe überwiegend weißer, junger Investoren hat östlich von Downtown eine Handvoll verfallener Blocks zu einem hippen Viertel umgewandelt. Street Art, Lofts, Bars, Boutiquen, Hotels und Galerien haben eine bis dahin in Südafrika unbekannte Form der Urbanität geschaffen.
Viele Mieter der ersten Stunde allerdings haben das Viertel wieder verlassen und die Gründerfirma ist ausgestiegen.
So funktioniert Maboneng zwar auch heute noch. Doch die anfangs gehörte Kritik, dass es sich eher um ein Investitionsprojekt denn um eine nachhaltige Aufwertung der Innenstadt handele, ist wieder lauter geworden. mabonengprecinct.com
Die besten Tipps für Johannesburg: 44 Stanley
Dieser freundliche Komplex am Nordwestrand ist heute die beliebteste Adresse in der Innenstadt. Inmitten ehemaliger Lagerhallen und Industriebauten beherbergt 44 Stanley in einer Reihe zusammenhängender Innenhöfe eine angenehme Mischung aus Einzelhandel, Gastronomie und Entertainment.
Wer mag, kann bei Peachy (peachy.co.za) zeitgenössische südafrikanische Gerichte probieren oder sich im The Bioscope (thebioscope.co.za) einen Art-House-Film ansehen.
Im Foyer des Kinos stellen Limited Edish Klamotten lokaler Designer vor, während Mr. Vinyl ein paar Türen weiter mit einer der größten Schallplattensammlungen des Kontinents aufwartet.
Ebenfalls nicht unwichtig: Bei Voisin Bread & Wine gibt es leckeres Brot und vorzügliche Weine.
Das Atelier von Fhatuwani Mukheli
Wer sich für avantgardistische Kunst interessiert, sollte unbedingt das Atelier von Fhatuwani Mukheli (instagram.com/fhatuwanimukheli) aufsuchen. Es befindet sich etwas versteckt im ersten Stock am Südostende von 44 Stanley und ist über eine Treppe erreichbar. Mukheli ist bekannt für seine farbenfrohen, leicht abstrahierten Porträts, die er auf großformatiger Leinwand verewigt.
Wenn er oder sein ebenfalls malender Zwillingsbruder Justice vor Ort sind, führen sie Besucher gerne durch das Atelier. Ihre Bilder verkaufen sie bis nach Europa, wo sie Preise von über 10 000 Euro erzielen.
Die besten Tipps für Johannesburg: Contempory Art Foundation
Die Joburg Contemporary Art Foundation (JCAF) ist seit Ende 2020 der sichtbare Beweis für die wachsende Kulturlandschaft der Stadt. Die Stiftung befindet sich in einem ehemaligen Straßenbahndepot, das zu einem architektonisch reizvollen Komplex umgebaut wurde.
Wechselausstellungen setzen die Kunst aus Südafrika in einen internationalen Kontext. Zuletzt haben die Kuratorien Leben und Werk der südafrikanischen Künstlerin Irma Stern in Vita und Oeuvre Frida Kahlos gespiegelt – mit Originalexponaten. Besuch und Führung nach vorheriger Anmeldung. jcaf.org.za
Sandton und Umgebung
Sandton ist ein noch recht junges Viertel im Nordwesten des Ballungsraums. Weithin sichtbare Wahrzeichen sind mit The Leonardo (234 m) und dem Carlton Center (223 m) zwei der höchsten Wolkenkratzer in Afrika.
Parkhurst
Die 4th Avenue in Parkhurst ist eine international angehauchte Shopping- und Ausgehmeile am Rande von Sandton. Hier treffen sich die Locals, um den Feierabend einzuläuten oder am Wochenende dem gepflegten Daydrinking nachzugehen. Gute Burger gibt es bei Hudson’s (auch vegetarisch, theburgerjoint.co.za), wo es auch mal laut werden kann.
Für stille Freuden sorgen das Africology Spa (africologyspa.com) oder die Confiserie Wedgewood Nougat (wedgewoodnougat.co.za).
Das beste Restaurant in Johannesburg: der Shortmarket Club
Mit dem in Kapstadt ansässigen Lokal The Test Kitchen hat es Chefkoch Luke Dale Roberts auf Rang 22 der renommierten World’s 50 Best Restaurants geschafft. Dort auch hat er erste Erfahrungen mit seinem Zweitlokal gesammelt, dem Shortmarket Club (theshortmarketclub.co.za).
Im September 2021 ist er mit dem Shortmarket Club nach Johannesburg umgezogen, um dort asiatisch angehauchte Fusion-Küche mit komplexen Aromen zu servieren. Das Menü kostet 900 Rand, mit Weinbegleitung 1650 Rand. Rechtzeitig reservieren!
Midrand und Umgebung
Das großflächige Suburb Midrand befindet sich bereits auf halbem Wege nach Pretoria. Es ist international bekannt geworden durch die Formel-1-Strecke in Kyalami und eine der größten Malls des Kontinents.
Die besten Tipps für Johannesburg: Einkaufen in der Mall of Africa
Mit mehr als 300 Geschäften ist die Mall of Africa (mallofafrica.co.za) eines der größten Einkaufszentren des Kontinents – und zugleich Sinnbild für die fast obszönen sozialen Unterschiede, welche die Region prägen. Neben internationalen Marken und einem gigantischen Woolworth locken auch südafrikanische Labels wie Old Khaki (oldkhaki.co.za) oder Modefirmen wie Cotton:on (cottonon.com), die nur auf der Südhalbkugel aktiv sind.
Gesundes Fast Food gibt es in der örtlichen Niederlassung der südafrikanischen Kette Kauai (kauai.co.za).
Prison Break Market
Der Prison Break Market ist letzte Schrei in Jozy: In sieben stilisierten Lagerhallen (»Sheds«) ist vieles von dem untergebracht, was der moderne Südafrikaner zur Freizeitgestaltung benötigt: Die informelle Food Hall »Star Food Market«, gehobene Lokale, eine Brauerei und eine Weinverkostungsstube, eigentümergeführte Boutiquen, Kunsthandwerk sowie eine Event-Location.
Geöffnet ist von Do–So, der ganze Markt ist bargeldlos, alles ist betont Instagram-tauglich. Und der Name? Der ist eine Anspielung auf eine schräg gegenüberliegende Jugendhaftanstalt.
Das beste Craft Beer in Johannesburg: Brewhogs
Brewhogs ist ein echter Insider-Tipp: Diese Mikrobrauerei mit angegliedertem Braai (Selbstversorgung) wird von einem treuen Stammpublikum besucht. Gemütlich voll wird es vor allem am späten Freitagnachmittag. Die hausgemachten Biere wie das Jozi Red Ale oder das Black IPA genügen gehobenen Ansprüchen.
Das Areal befindet sich hinter einer bewachten Zufahrt, dort einfach die Brauerei als Zielort angeben.
Riversands Farm Village
Der sympathische Bauernmarkt Riversands Farm Village (facebook.com/riversandsfarmvillage) wird auf einem großzügigen Gelände ausgetragen.
Es gibt Food-Stände, Kunsthandwerk und Live-Entertainment. Einheimische aus diversen Bevölkerungsschichten nehmen auf den einfachen Biergartengarnituren Platz, um im Schatten der Bäume mit Snacks und einer guten Flasche Wein das Leben zu feiern.
Montecasino
Es ist bereits angeklungen, dass Johannesburg sichtbar amerikanische Züge trägt. Der Komplex von Montecasino (montecasino.co.za) nimmt dabei die Rolle einer kleineren Version von Las Vegas ein.
Mit allem, was dazu gehört: Slot Machines und Black-Jack-Tische, mehr als drei Dutzend Restaurants, Fast-Food-Buden und Coffee-Shops, diverse Hotels sowie Kinos und ein Theater. Eingebettet ist all dies in eine klimatisierte Kunstwelt mit toskanischer Anmutung.
Cradle Moon Lakeside Game Lodge
Wer noch nie afrikanische Tiere in freier Wildbahn gesehen hat, kann dies etwa 40 Autominuten westlich von Midrand nachholen. Inmitten sanfter Hügel breitet sich hier um einen See herum die Cradle Moon Lodge aus, eine weitläufige Anlage, in der Zebras und Impalas unterwegs sind. Badestrand, Bootsverleih und eine rasend populäre Außengastronomie mit kindertauglichem Angebot (Burger und Pizza) bürgen für einen perfekten Tagesausflug.
Wer länger bleiben möchte, quartiert sich in der Lodge ein.
Text und Fotos: Ralf Johnen, Mai 2023. Der Autor war privat in Johannesburg und hat alle Orte persönlich in Augenschein genommen und für gut befunden.
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