Die schönste Runde um den Rursee führt ab oder über Köln in den Nationalpark Eifel. Dabei kommen wir ohne Auto aus. Wenn wir nicht grad wandern, sind wir mit der Bahn oder einem Boot unterwegs.
Wir steigen in Köln Hauptbahnhof (oder Süd) in den Regionalexpress nach Kall. Der Zug fährt nach den Zerstörungen durch die Flutkatastrophe wieder bis dorthin. Unterwegs hält er nur wenige Male und binnen einer Stunde sind wir in der tiefsten Eifel.

Startpunkt der Wanderung: Bahnhof Kall
Schon am Bahnhof geht es beschaulich zu. Dieser Eindruck verstärkt sich bei der Durchquerung des 11 000-Einwohnerstädtchens: Geranienkästen zieren die Brücke über die Urft. Auf einer Anhöhe erhebt sich eine weiß getünchte Kirche. Alles sieht höchst aufgeräumt aus. So wie es auch der geschätzte Schriftsteller Norbert Scheuer in »Überm Rauschen« illustriert.

Makellos weiß: die Kirche St. Nikolaus in Kall
Die schönste Runde um den Rursee: Zwischenstopp in Kall
Über die Eisenauerstraße geht es nach Westen in Richtung Gemünd. Schon bald bestimmen Kuhweiden und Blumenwiesen das Bild. Wenn das Ende der Bebauung erreicht ist, biegen wir nach Süden auf einen Feldweg ab. Der Wackerberg macht seinem Namen alle Ehre: denn er schlängelt sich mit beachtlichen Steigungsprozenten den Berg hinauf.

Fast wie ein Rothko
Mehr als 100 Höhenmeter geht es zwischen alten Baumbestand bergauf, wobei der herrliche Geruch von Nadelbäumen in die Nase dringt. Doch keine Sorge, die Anhöhe ist der einzige erwähnenswerte Anstieg des Tages.
In den Nationalpark Eifel
Oben angekommen, wandern wir auf einem namenlosen Weg wieder in Richtung Gemünd. Erst durch den einsamen Wald, später vorbei an Lichtungen, die einen schwelgerischen Blick auf den Kermeter freigeben. Der auf der anderen Seite des Urfttals gelegene Bergrücken ist zugleich Kernbestandteil des Nationalparks Eifel.

Oft menschenleer: Der Eifelsteig beim Nationalpark Eifel
Unten angekommen, durchqueren wir Gemünd und seine Fußgängerzone. Der ebenfalls von der Flut schwer verwüstete Kurort macht heute wieder den leicht verschlafenen Eindruck, den er auch früher gemacht hat. Ich rechne jeden Moment damit, dass Konrad Adenauer in seinem schwarzen Mercedes 600 vorbei paradiert.

Als käme Adenauer gleich vorbei: Gemünd
Am Westende von Gemünd befindet sich das Kurhaus mit dem Nationalparktor Gemünd. Das dazugehörige Café ist die vorerst letzte Option für eine Stärkung. Wer bereits dampfende Füße hat, kann in den Kneipp-Anlagen ein erfrischendes Wechselbad nahmen.

Eifellandschaft bei Gemünd: Mit Fug und Recht ein Nationalpark
Die schönste Runde um den Rursee: Wanderung durchs Urfttal
Mittlerweile haben wir rund neun Kilometer zurückgelegt. Ab jetzt folgen wir dem Verlauf der Urft auf einem prächtig ausgebauten Weg, der nur von Radfahrern und Wanderern benutzt werden darf.

Verlockend: Schwimmbad in Gemünd
Zivilisationsgeräusche dringen es in den kommenden zwei Stunden nicht zu uns durch. Der völlig flache Weg bietet immer wieder malerische Ausblicke auf den Fluss, der kurz oberhalb des Rursees aufgestaut ist und entsprechend immer breiter wird.

Hilfe auf dem Weg zur Burg Vogelsang: die Victor-Neels-Brücke
Burg Vogelsang bricht das Idyll
Die Idylle wird auf der schönsten Runde um den Rursee nur einmal kurz gebrochen, wenn die futuristische Victor-Neels-Brücke ins Blickfeld rückt. Das Bauwerk ermöglicht die Überquerung des Urftstausees. Am anderen Ufer führt ein steiler Weg hinauf zur Burg Vogelsang.

Thront hoch über der Urft: Burg Vogelsang
Als ehemaliges Schulungszentrum der Nationalsozialisten und spätere Kaserne der belgischen Streitkräfte lohnt das Monument eine eigenständige Besichtigung. Für eine eintägige Wanderung aber wäre der Zeitaufwand zu groß.

Trockenheit an der Urft
Trubel an der Urftstaumauer
Stattdessen streben wir vorbei an den unberührten Ufern des Urftstausees der Staumauer entgegen. Nach gut 18 Kilometern erreichen wir diese. Hier ist der Trubel mit einem Schlag größer, denn das 58 Meter hohe Bauwerk aus dem Jahr 1905 ist auch mit dem Auto erreichbar. Auf der Mauer befindet sich das Ausflugslokal Urftstaumauer.

Wärmequelle: Schiefergestein an den Ufern der Urft
Das Restaurant ist ein wenig angestaubt, aber für ein alkoholfreies Bier oder einen kleinen Snack reicht es. So können wir mit frisch gefüllten Energiereservoir die verbleibenden 4,5 Kilometer nach Rursee in Angriff nehmen. Die Strecke führt überwiegend bergab – eine willkommene Erleichterung.
Einmal am Rursee angelangt, scheint eine andere Welt erreicht. Ein Badestrand, Segelbötchen und eher bequem veranlagte Touristen bestimmen das Geschehen. Wir streben nun dem Anleger der Rurseeschifffahrt entgegen. Wie das bei anspruchsvollen Wanderungen so ist, ziehen sich die letzten Meter.

Segelboote auf dem Rursee im Nationalpark Eifel
Mit dem Boot von Rurberg nach Schwammenauel
Wir lösen Tickets für die Überfahrt auf die andere Seite des Sees nach Schwammenauel bei Heimbach. Seit der Rursee in der New York Times als Reiseziel empfohlen wurde, befinden sich an Bord nicht mehr nur Personen aus den Niederlanden, Belgien und Deutschland.

Der Eifel-Amazonas ist schwer im Kommen, seit ihn die New York Times entdeckt hat
Nein, Touristen aus den USA und Asien lassen sich den Eifel-Amazonas gefallen, wie die Crew an Bord das Gewässer augenzwinkernd bezeichnet. Nach getaner Arbeit gönnen wir uns auf dem Sonnendeck ein Bierchen und lassen die grünen Hügel der Eifel an uns vorbeiziehen. Was für ein Tag!

Burg Heimbach mit Gewächshaus
Die schönste Runde um den Rursee endet in Heimbach
Der ist allerdings noch nicht komplett vorbei. Als wir nach einer knappen Stunde kontemplativer Bootstour in Schwammenauel ankommen, stellt sich eine Frage: wandern wir nach Heimbach? Das sind immerhin nochmals über drei Kilometer. Oder nehmen wir das Bimmelbähnchen, das eigentlich eher für Senioren, Kinder und Amerikaner betrieben wird?

Ein Muss zu gegebener Zeit: Tretboottour auf dem Rursee
Wir entscheiden uns diesmal für das Bähnchen, das einen Hauch von Kirmes an den Rursee bringt. Dafür laufen wir vom Heimbacher Bahnhof ruraufwärts eine Schleife bis zum Bootsverleih. Hier nämlich befindet sich einer der schönsten Biergärten der Eifel, der zugleich Minipreise kultiviert: Ein halber Liter Bier kostet um die zwei Euro – und das bei einem wunderbaren Blick aufs Wasser.

Der Ansteig ist dem Autor anzusehen
Abend: Von Heimbach nach Köln
Als wir zurück im Ort sind, besuchen wir den Eifeler Hof. Hier kommt leckere Regionalküche auf den Teller, besonders gut ist die hausgemachte Kaninchenpastete. Müde und satt besteigen wir danach die Rurtalbahn, die uns nach Düren bringt.
Der Zug hat riesige Panoramafenster, weshalb auch dieser Streckenabschnitt erfreulich schön ist. Ab Düren fährt der Regionalexpress in einer knappen halben Stunde zurück nach Köln. Hier lassen wir uns ungehemmt aufs Bett fallen. Erschöpft – aber sehr zufrieden.

Wie gemalt: die Urft
Informationen zur schönsten Runde um den Rursee
Die Wanderung ist insgesamt rund 28 Kilometer lang, also nur etwas für Leute, die Spaß an Bewegung haben.
Mit dem Schöner-Tag-Ticket NRW der deutschen Bahn könnt ihr die kompletten Strecken mit bis zu fünf Personen für 46 € abfahren. Das ist mit etwas gutem Willen nicht viel mehr als der Preis für das heiß geliebte Neun-Euro-Ticket.
Die Tickets mit der Rurschifffahrt von Rurberg nach Schwammenauel kosten 8 € pro Person und Strecke.

Lohn nach 28 Kilometern: Eifeler Landbier
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