Powell’s City of Books ist laut eigener Darstellung die größte Buchhandlung der Welt. Am Rande der Innenstadt von Portland lockt die 1971 gegründete Institution mit einem gigantischen Angebot an gedruckten Waren. Kaum weniger beeindruckend ist das Fachwissen des Personals.

Bücher sind in jeder Lebenssituation eine Stütze
Man kann vieles über die USA denken. Nur nicht, dass es sich um ein homogenes Land handelt. Bestes Beispiel dafür ist Portland in Oregon, wo sich die größte Buchhandlung der Welt befindet. Die Stadt rangiert mit ihren knapp 650 000 Einwohnern lediglich auf Rang 27 in den USA. Doch sie polarisiert wie kaum eine andere, denn sie gilt als ultimative Hochburg des alternativen Amerika. Mehr noch als Seattle oder Boston. Progressiv, sagen die Fans, »woke« schimpfen die Gegner.

Überall Regenbogen: Portland ist die inoffizielle Hauptstadt des anderen Amerika
Ein ganzer Straßenblock voller Bücher
Fakt ist: Wer in Portland kein großformatiges Tattoos, grell gefärbte Haare oder wenigsten einen Nasenring zur Schau stellt, fällt schnell auf. Niemand aber kann der größten Stadt Oregons unterstellen, dass sie kulturlos wäre. Dafür sorgt allein schon Powell’s City of Books, die nach eigener Darstellung größte unabhängige Buchhandlung der Welt.

An Powell’s führt kein Weg vorbei
Das Ladenlokal verfügt über eine Grundfläche von 6300 Quadratmetern. Es befindet sich am Nordrand von Downtown Portland, wo es einen kompletten Straßenblock einnimmt. Wer es ernst meint mit seiner Bibliophilie, sollte gebührend Zeit für den Besuch einplanen. Powell’s City of Books hat nicht weniger als 3500 Spezialabteilungen eingerichtet, die alle erdenklichen Fachgebiete abdecken.

Sekundärliteratur lebt: Regalmeter mit Werken von und über Ernest Hemingway bei Powell’s City of Books
Die größte Buchhandlung der Welt: Lyrik und Pulp Fiction
Doch wie es sich für die größte Buchhandlung der Welt gehört, liegt der Schwerpunkt auf der Literatur. Allein dem Oeuvre von Hemingway sind inklusive Sekundärliteratur mehrere Dutzend Regalmeter vorbehalten. Doch es gibt auch ganze Displays für Reiseführer, zeitgenössische Lyrik und wenig elitäre Genres wie Groschenromane.

Schundromane als Kunstform: die größte Buchhandlung der Welt weiß es zu würdigen
Die sogenannte »Pulp Fiction« lohnt nicht zuletzt wegen der ausdrucksstarken Cover einer näheren Begutachtung. Wer sich auf Reisen gerne mit deutschsprachiger Literatur befasst, ist hier ebenfalls gut aufgehoben. Powell’s City of Books punktet verlässlich mit Werken aus verschiedenen Epochen.

City of Books ist nicht übertreiben: Powell’s nimmt einen ganzen Block in Portland ein
Gut kuratierte staff picks
Geht es schlicht um die Suche nach neuer Inspiration, orientiert man sich in Eingangsnähe an den »staff picks«, die eine farbenfrohe Tafel ausweist. Die belesene Belegschaft besteht aus gut 200 Frauen und Männern, die pro Tag bis zu 10 000 Kunden empfangen.

Vor allem Fans deutschsprachiger Krimis können sich bei Powell’s City of Books entspannt zurücklehnen
Diese können zwecks Erweiterung der heimischen Bibliothek aus einem Angebot von rund 200 000 Büchern schöpfen. Hervorragende Zahlen für einen Wirtschaftszweig, der sich einer schier übermächtigen Konkurrenz von Bewegtbild, Social Media, den Weiten des Internets und dem Online-Handel ausgesetzt sieht.

Die größte Buchhandlung der Welt verfügt standesgemäß über eine Schatzkammer
Besuch in der Schatzkammer
Auch für den Fall, dass der Bücherschrank keine weiteren Werke aufnehmen kann, ist vorgesorgt. Die größte Buchhandlung der Welt nämlich besitzt im Untergeschoss eine Abteilung für Ankäufe, die gleichfalls gut frequentiert wird. Leseratten bringen ganze Kartons und zuweilen sogar Schubkarren voller Literatur und Sachbücher hierhin. Im Schnitt, verrät ein Mitarbeiter, erhalten sie 20 Prozent des ausgewiesenen Ladenpreises für die Werke.

Literatur für die düstere Seite der Seele ist in der größten Buchhandlung der Welt absolut Salonfähig
Bei so viel sehenswerten Inhalten sollte es niemanden überraschen, dass Powell’s City of Books auch Lesungen ausrichtet. Fast täglich stellt eine Autorin oder ein Autor ein neues Werk vor. Gelegentlich gibt es auch Führungen, deren Höhepunkt der Besuch des »Rare Book Room« ist.

Gehören in Portland zum guten Ton: Tattoos und hochwertige Literatur
In der Schatzkammer sind im gediegenen Ambiente einer Bibliothek rund 9000 seltene Bücher aufgebahrt. Wer schon immer eine handsignierte Autobiographie von Keith Richards haben wollte, wird hier gegebenenfalls fündig. Kostenpunkt zuletzt: knapp unter 1000 Dollar.
Informationen zur größten Buchhandlung der Welt
Powell’s City of Books betreibt eine kleinere Filiale am Flughafen von Portland und eine mittelgroße Zweigstelle im Hipster-Viertel Hawthorne. Das Programm für Lesungen steht rechtzeitig online.
1005 West Burnside Street in Portland, geöffnet täglich von 10 bis 21 Uhr, GPS: 45.52313, -122.68126

PDX lautet das offizielle Kürzel für den Flughafen von Portland. Es hat sich als Synonym für die Stadt eingebürgert
Unterkunft in Portland: Eine hübsche Unterkunft in nur drei Blocks Entfernung ist das Sentinel Hotel (www.sentinelhotel.com), in dessen Lobby wuchtige Ledersessel zum Lesen einladen. Die Zimmer sind ebenfalls behaglich eingerichtet. Sentinel Hotel, 614 SW 11th Avenue, Portland.
Restaurant in Downtown: Acht Blocks weiter östlich befindet sich eine weitere Institution Portlands: Voodoo Doughnut ist bekannt für seine furchtlosen Geschmackskombinationen. Allein voran Maple Sirup mit Bacon. Voodoo Doughnut (www.voodoodoughnut.com), 22 SW 3rd Avenue, Portland, geöffnet montags 5 bis 23, dienstags und mittwochs 6 bis 23, donnerstags 6 bis 3, freitags, samstags und sonntags 5 bis 3 Uhr. Gut 20 Filialen in den gesamten USA.

Sein Motto hat Portland kurzerhand von Austin, Texas, geklaut. Das Wetter hingegen ist authentisch Oregon
Text und Bilder: Ralf Johnen, November 2024. Der Autor war auf Einladung von Travel Oregon zur Recherche vor Ort.
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