Das National Corvette Museum in Bowling Green ist ein Muss für Auto-Freaks. Doch seinen Ruhm verdankt das Ausstellungshaus nicht nur schnittigen Sportwagen, sondern auch einer topographischen Besonderheit des US-Bundesstaats Kentucky.

Elegante Farbe: Sportwagen im Museum. Foto: Ralf Johnen
Am 2. Februar 2014 machte das National Corvette Museum in Bowling Green weltweit Schlagzeilen. Grund war ein bis dahin beispielloses Ereignis: Um viertel vor Sechs in der Früh hat der Boden des Skydome nachgegeben, dem schönsten Saal, den das in Kentucky stehende Ausstellungshaus zu bieten hat.

Diese einst edlen Sportwagen wurden 2014 in ein Erdloch gerissen und anschließend geborgen. Foto: Ralf Johnen
Das Erdloch hat acht einzigartige Corvettes im Wert von mehr als einer Million Dollar mit sich gerissen, darunter das millionste Auto des Typen.

Trauriger Anblick. Foto: Ralf Johnen
Keine Verletzten beim Einsturz National Corvette Museum
Verletzt wurde niemand, weil sich um diese Uhrzeit niemand im Museum aufhielt. Doch der Schreck saß tief in Bowling Green und Fans der Edelmarke aus dem Hause Chevrolet waren bestürzt. Doch die Kleinstadt im Süden von Kentucky war mit einem Schlag bekannt.

6997 Kubikzentimeter stopp: Die Corvette Astro. Foto: Ralf Johnen
Während der Rest der Welt über den Vorfall staunte, waren Kenner der Region nicht so überrascht. So ist Kentucky bei Geologen für seine Karstböden bekannt. Durch unterirdische Erosion begünstigen diese die Bildung von Höhlen. So ist es denn auch kein Zufall, dass Kentucky mit der Mammoth Cave das größte bekannte Höhlensystem der Welt beherbergt.

Elegante Farbe: Sportwagen im Museum. Foto: Ralf Johnen
Erfolgreiche Bergungsarbeiten in Kentucky
Wohl auch, weil keine Personen verletzt wurden, stand die Ermittlung von Schuldigen nie im Vordergrund. Viel mehr konzentrierten sich die Verantwortlichen darauf, die weiteren 20 im Skydome ausgestellten Corvettes zu retten. Ein Eingriff, der von Erfolg beschieden war.

0,12 PS: Autor im National Corvette Museum. Foto: Ralf Johnen
Im darauffolgenden Monat hat ein Team fünf Wracks aus dem mehr als zehn Meter breiten Erdloch geborgen. Die anderen drei Corvettes hingegen waren unerreichbar und wurden bei der Auffüllung des Lochs für immer dem Erdreich übergeben.
Pilgerstätte für Corvette-Fans
Die Narben der Wunden sind bis heute im National Corvette Museum zu sehen. Zu diesem Zwecke wurden die Umrisse des Lochs auf neuem Boden weiß markiert. Darauf thronen als bizarre Mahnmale die Wracks der einst ruhmreichen Fahrzeuge. Auch hat das Haus der Dokumentation des Vorfalls eine Sonderfläche eingeräumt.

Krone der Schöpfung: Chevrolet Corvette Manta Ray. Foto: Ralf Johnen
Davon abgesehen jedoch herrscht in Bowling Green schon lange wieder »business as usual«. Für Anhänger der formschönen Sportwagen ist das Automuseum ohnehin eine Pilgerstätte. Doch auch wer sich der amerikanischen Autoindustrie eher am Rande verbunden fühlt, kommt im National Corvette Museum auf seine Kosten.
Die Corvette: Amerikanische Popkultur im Reinformat
Das liegt am eleganten Design der Sportwagen und an der zeitlosen Werbung, mit der die Marke auf Kundenfang gegangen ist. Doch auch die Einbettung der Corvette in die amerikanische Popkultur entbehrt nicht einer gewissen allgemeingültigen Faszination.

Dynamisch: Das Logo der Corvette Manta Ray. Foto: Ralf Johnen
Hier die Reproduktion einer Vintage-Tankstelle, dort die Pappaufsteller von Roy Orbison oder Elvis – und eine stilisierte Karte der Route 66 darf auch nicht fehlen.

Schwarzweiße Corvette Cutaway von Designer Harley Earl. Foto: Ralf Johnen
Ein Roadtrip im Cinemascope-Format
Dies alles beflügelt die Fantasie und weckt die Sehnsucht nach einem Roadtrip mit Americana-Bildern im Cinemascope-Format. Auch vor Ort aber mangelt es nicht an Blickfängen.
Die Corvette Astro I von 1967 mit ihrer langgezogenen Motorhaube, ihrer monochromen Lackierung und ihrem winzigen Cabrio-Fahrerhaus zum Beispiel sieht sowohl aerodynamisch und futuristisch wie auch beängstigend fragil aus.

Corvette Stingray mit Vintage-Werbung. Foto: Ralf Johnen
Die Corvette Manta Ray: Krönung der Schöpfung
Und wer schmilzt nicht dahin beim Anblick der schwarzen Chevrolet Corvette Manta Ray aus dem Jahre 1965? Ein Wagen von kühner, fast übermütiger Gestalt, der tatsächlich an die Form eines Mantarochen erinnert.
Mit seinen 431 Pferdestärken und einem Hubraum von 6997 Kubikzentimetern mag dem Wagen jedoch aus heutiger Sicht eine gewisse Übermotorisierung attestieren. Aber so waren die Zeiten nun einmal: unbekümmert und voller Glauben an Fortschritt.

Foto: Ralf Johnen
Informationen zum National Corvette Museum in Bowling Green
National Corvette Museum 350 Corvette Drive, Bowling Green, Kentucky 42101, Tel. 270 781 7973. Das Museum ist während der Saison täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet, Tickets kosten 18 Dollar. Zur Homepage geht es hier.
Anfahrt nach Bowling Green
Von Louisville, der mit Abstand größten Stadt Kentuckys, sind es gut 175 Kilometer nach Bowling Green. Von Nashville im Bundesstaat Tennessee sind es nur etwas mehr als 100 Kilometer. Anfahrt über Ausfahrt 28 des Interstate 65.

Dort hinunter: Eingang zu Mammoth Cave National Park in Kentucky. Foto: Ralf Johnen
Ausflug zum Mammoth Caves National Park in Kentucky
Wer in Bowling Green ist, darf sich auf keinen Fall den Mammoth Cave National Park entgehen lassen. Dabei handelt es sich um das größte bekannte Höhlensystem auf Erden. Mammoth Cave befindet sich gut 45 Kilometer oder eine halbe Autostunde nordöstlich von Bowling Green.
Text und Bilder: Ralf Johnen, Juli 2022. Die Reise wurde zum Teil vom Tourismusbüro Kentuckys unterstützt.

Karte von Mammoth Cave, dem größten bekannten Höhlensystem der Welt. Foto: Ralf Johnen
Comment
wieder ein sehr guter, eindrucksvoller Bildbericht aus dem Land, in dem (immer noch) gilt : voller Glauben an Fortschritt, und nicht eine Katstrophe in den Mittelpunkt stellen, sondern positive Schlüsse daraus ziehen. Weiter so, Manni.