Leiden ist nicht nur die älteste Universitätsstadt der Niederlande, sondern auch die Geburtsstadt von Rembrandt. Zu den Top-Attraktionen in Leiden gehört neben dem einmaligen Stadtbild auch eine Grachtenrundfahrt.
Noch einmal an einer Gracht sitzen, ohne dass eine Kakophonie aus Kofferrollen den friedlichen Abend durchbricht. Über eine Holzbrücke schlendern, ohne eine Karambolage mit den angetrunkenen Teilnehmern eines Junggesellenabschieds zu riskieren. Oder in einem altholländischen Hofje stehen, ohne sich wie in einem Fotostudio vorzukommen.
Bei Gedanken dieser Art habe ich mich zuletzt immer wieder ertappt, als ich im 40 Kilometer entfernten Amsterdam gewesen bin. Immer noch die vielleicht schönste Stadt der Welt, das ja. Aber eben mittlerweile auch fest in der Hand von Touristen – so wie Berlin und Barcelona auch.
Letzte Woche ist meine nostalgische Vision plötzlich Realität geworden: Vor den Toren Amsterdams in Leiden, wo ich zum ersten Mal seit langer Zeit hingefahren bin.
Nach einem bis dahin weithin trostlosen Frühsommer ist es warm an diesem Tag, die ganze Stadt drängt nach draußen. Studentinnen, die freihändig auf ihren Fahrrädern flöten. Anzugträger, die sich mit blau umrahmten Plastiksonnenbrillen in Korbstühlen fläzen. Und natürlich alle Besitzer von Booten, die ihre Kühltaschen gepackt und ihre Kumpels einbestellt haben, um ein Ründchen übers Wasser zu drehen. »Gezellig«, denn eine Grachtenrundfahrt gehört zu den Top-Attraktionen in Leiden.
Stadturlaub in Leiden: Herrlicher Hortus Botanicus
Die Lebensfreude ist überall sichtbar. Geradezu unverschämt scheint sie auf den Wiesen des Hortus Botanicus, wo die glücklichen Besucher der altehrwürdigen Universität im Halbschatten unter Trauerweiden sitzen. Seit 425 Jahren existiert der Botanische Garten, seit Abenteurer erstmals Pflanzen aus fernen Ländern importieren konnten.
Die Tour über das Geflecht aus Wasserstraßen gestattet die besten Ausblicke auf die überwiegend windschiefen Häuser. Viele stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, als der Handel in Holland florierte und das Städtedreieck aus Amsterdam, Haarlem und Leiden zu den fortschrittlichsten Regionen der Welt zählte.
Der Begriff des Handels übrigens umfasst in diesem Fall auch die Ausbeutung der Kolonien – ein heute immer mehr in düsterem Licht erscheinendes Kapitel der Geschichte, das im Völkerkundemuseum ausgiebig beleuchtet wird.
Die Geburtsstadt von Rembrandt
Im Jahr 1606, als das wirtschaftlich und intellektuell prosperierende Leiden schon eine Universität hatte, wurde in der Stadt ein Mann geboren, der später einige Berühmtheit erlangen sollte: Rembrandt van Rijn. Der Schöpfer der »Nachtwache« wird in aller Regel mit Amsterdam in Verbindung gebracht, doch bis 1631 hat er überwiegend in Leiden gelebt. Mit einiger Verspätung, da oberflächliche Touristen auf solche Ansagen anspringen wie nie, versucht Leiden aus dieser Tatsache Kapital zu schlagen. Seitdem soll der Rest der Welt wissen, dass dies die Geburtsstadt von Rembrandt ist und einige Monumente zu den Top-Attraktionen in Leiden gehören. Mir persönlich aber sagen Floskeln wie »Rembrandt-Stadt Leiden« nicht so viel.
Ich gehe bei meinem Stadturlaub in Leiden lieber der Frage nach, wo dieser Rembrandt denn eigentlich seinen Nachnamen her hat – ist es doch in Holland üblich, dass dieser sich auf eine Ortsangabe bezieht.
Noch während der Bootstour erfolgt Aufklärung: Tatsächlich fließt durch Leiden ein Seitenarm des Rheins, der sich südlich von Utrecht zunächst als „Leidsche Rijn“ und später zweigeteilt als „Oude Rijn“ und „Nieuwe Rijn“ seinen Weg zur Nordsee bahnt.
Der Fluss, der viel besungen durch meine Heimatstädte Bonn und Köln fließt, weitet sich in Holland zu einem Delta aus. Ich vergesse das manchmal. Doch ich konstatiere zufrieden, dass ich bei meinen Lebensplan, immer weiter rheinabwärts zu ziehen, nicht zwangsweise in Rotterdam enden werde.
Über den Nieuwe Rijn führt mit der Koornbrug auch eines der auffälligsten Brückenbauwerke der Stadt. Auf ihr wurde einst mit Getreide gehandelt, nebenan befindet sich mit dem Fischmarkt eine weitere historische Stätte.
Meine Gedanken schweifen stets ein wenig ab, wenn ich mit so viel Geschichte konfrontiert werde. Wie einfach das Leben doch heute geworden ist – und wie seelenlos, wenn die Leute im Lidl einkaufen, statt auf den vielen Spezialmärkten, die es in Holland immerhin zum Teil noch gibt.
Industriekultur außerhalb der Stadt
Tatsächlich aber bin ich gar nicht nach Leiden gekommen, um mich von der Wucht der Vergangenheit einnehmen zu lassen. Viel mehr will ich mir eine Ausstellung ansehen – und die hat mit dem Bild einer verträumt-pittoresken Stadt so gar nichts zu tun.
Der Ausstellungsort ist von geradezu brachialer Natur: Die alte Mehlfabrik, die bis in die 1980er Jahre einer der wichtigsten Arbeitgeber der Stadt war. Das komplette Land hat einst seine Brotingredienzen hierher bezogen. Im Zuge der fortschreitenden Rationalisierung aber wurde Mehl aus Holland zu teuer. Die Fabrik musste schließen und wurde ihrem Schicksal als monumentaler Industriebau mit Ruinenpotenzial überlassen.
Ein auch heute noch irritierender Anblick, der jedoch in dieser Form bald der Vergangenheit angehören wird. Ehe der wuchtige Betonklotz jedoch zu einem multifunktionalen Komplex aus Loftwohnungen, Hotel und Künstlerateliers umgestaltet wird, ist hier eine Ausstellung zu sehen, die das Zeug zu einem Sommerhit hat.
Kunst beim Stadturlaub in Leiden
In den beiden Hauptgebäuden setzen sich 20 Künstler aus aller Welt mit der Frage auseinander, in welche Richtung sich der Planet entwickelt, sobald er zu Ende globalisiert ist. Mal plastisch, meist aber abstrakt, oft originell und nicht selten humorvoll, bespielen die Kreativen die sieben Stockwerke mit Installationen, Skulpturen, Videos und Gemälden.
Ein unterhaltsamer Parcours durch verschiedene Zivilisationen und Gedankenwelten. Und eine aufwühlende Zwischenstation für den verträumt-nostalgischen Aufenthalt in einer altholländischen Stadt ohne Touristenmassen. Eine Kombination, die fast zu schön ist, um wahr zu sein.
Informationen über die Top-Attraktionen in Leiden
Zu den Top-Attraktionen in Leiden gehört der Besuch des Museum Lakenhal. Auch eine Grachtenrundfahrt in Leiden ist toll, am besten mit der Rederei Rembrandt. Nicht zuletzt gibt es einen ausgeschilderten Fußgängerrundweg, in dessen Mittelpunkt Leiden als Geburtsstadt von Rembrandt steht. Hier geht es zur Rembrandt-Route.
Leiden ist mit der Bahn (ICE bis Utrecht) leicht zu erreichen. Ausführliche Informationen über die Stadt und eine Grachtenrundfahrt in Leiden unter Leiden Marketing
Text und Bilder zum Stadturlaub in Leiden: Ralf Johnen, zuletzt aktualisiert im Juni 2021. Der Autor war auf Einladung von Leiden Marketing, dem Museum Lakenhal und des Niederländischen Büros für Tourismus & Convention in Leiden.
2 Comments
Ein gelungener Artikel, der Lust macht, lieber einmal Leiden zu besuchen anstatt immer nur Amsterdam. Für Reisende, die wirklich Land und Leute kennen lernen möchten, sicher eine Empfehlung.
Auf jeden Fall, wenn man es etwas betulicher mag!