in Das in der Provinz Nordholland gelegene Dorf Bergen ist ein bevorzugtes Ziel für Künstler. Strand, Meer, Dünen, Wald und salzige Luft bilden mit experimenteller Architektur ein herrliches Gesamtensemble.

Die Dünen bei Schoorl gestatten ausgelassenen Herumtoben. Foto: Ralf Johnen
Das Dorf Bergen in Nordholland genießt den Ruf eines mondänen Badeortes. Das stimmt, wobei nicht die am Meer gelegene Dependance des Ortes (Bergen aan Zee) den Glamour verbreitet, sondern der landeinwärts gelegene Hauptort (»Bergen binnen«). Beide werden auf schönst mögliche Weise vom Nordholländischen Dünenreservat getrennt. Es ist die vielleicht schönste Küstenlandschaft der Niederlande.
Ein Hang wie in den Alpen
Das Bild, das sich uns in Schoorl bietet, erinnert ein wenig an die Skiorte in den Alpen. Hier, nur wenige Kilometer nördlich von Bergen, endet ein steiler Hang mitten im Dorf. Zu seinen Füßen sitzen Urlauber und Ausflügler in Cafés. Nur ist es hier natürlich kein Skihang, der die Menschen anzieht, sondern eine der höchsten Dünen des Landes. Bis zu 54 Meter hoch türmen sie sich auf zwischen Wijk aan Zee im Süden und Camperduin im Norden.

Bergen begeistert mit seinem Licht, dem Strand, den Dünen und dazu der salzigen Luft. Foto: Ralf Johnen
Lediglich drei Stichstraßen (bei Castricum, Egmont und Bergen) verbinden das Hinterland in dem mehr als 20 km langen Landstrich mit der Küste. Ansonsten ist das Naturschutzgebiet weitgehend so wie in früheren Jahrhunderten. Und das bedeutet: In den Dünenlandschaften können wir ungestört wandern und Rad fahren, auch wenn letzteres kräftezehrend sein kann: Die Steigungen reihen sich in dichter Folge aneinander – und der Wind kommt in Holland bekanntlich immer von vorne.

Maler und Staffelei sind kein ungewöhnlicher Anblick im Künstlerdorf Bergen in Nordholland. Foto: Ralf Johnen
Ganz davon abgesehen ist das Dünenreservat groß genug, um auch in der Hauptsaison Erholung zu gewährleisten. Wer das Velo für die Ausflüge zum Strand verwendet, findet an den abseits der Autostraßen gelegenen Abschnitte immer einen schönen Flecken. Das aber bedeutet nicht, dass Urlauber in Bergen auf die möglicherweise wichtigste Komponente für dessen Gelingen verzichten müssen: Strandpavillons, in denen wir uns mit Blick auf den Sonnenuntergang an Bieren aus Belgien und Bitterballen laben.
Das magische Licht von Bergen in Nordholland

Die Architekten der Amsterdamer Schule konnten sich in Bergen voll ausleben. Foto: Ralf Johnen
Doch zurück nach »Bergen binnen«, wie die Niederländer sagen. Jenem Ort also, der sich schon früh als Künstlerdorf feiern lassen konnte, weil sich immer wieder Kreative hier niedergelassen oder wenigstens haben blicken lassen. Dabei war es weniger die bevorzugte Lage in einem wenig besiedelten Küstenlandstrich, von der sich die Maler haben inspirieren lassen, sondern vor allem das unverwechselbare Licht, das schon die Meister des Goldenen Jahrhunderts zu schätzen wussten.

Perfekt für Radfahrer: die niederländische Nordseeküste. Foto: Ralf Johnen
Heute erinnern die Einheimsichen gerne daran, dass sich 1905 sogar Pablo Picasso in Bergen aufgehalten hat, genauer gesagt in der damals noch eigenständigen Gemeinde Schoorl. In den 1920er Jahren hat sich dann rundum den Niederländer Leo Gestel (1881-1941) die sogenannte Bergener Schule formiert, die eine regionale Spielart des Expressionismus etabliert hat. Ihre Werke sind in wechselnden Ausstellungen in Huis Kranenburgh zu sehen, dem örtlichen Kunstmuseum.
Spielwiese der Amsterdamer Schule
Ein paar Galerien versuchen noch heute den Schein aufrecht zu erhalten, Bergen sei noch immer eine bevorzugte Adresse für Kreative. Doch es gehört einiges an Gutgläubigkeit dazu, in den hier gezeigten Bildern Werke von dauerhaftem Wert zu erkennen.

Die Villen in Bergen sind für ihren skulpturalen Charakter bekannt. Foto: Ralf Johnen
Sehr beeindruckend aber die Hinterlassenschaften einer architektonischen Bewegung, die sich ab 1917 in dem Viertel Park Meerwijk ausleben durfte. Fünf Mitglieder der Amsterdamer Schule haben hier ein einzigartiges Villenviertel geschaffen. Auch anderweitig lebte die Anziehungskraft auf Künstler fort: So ist am 30. Mai 1964 der belgische Chansonier Jacques Brel im »Huis met de Pilaren« aufgetreten.
Eine wildromantische Ruine
Das Café-Restaurant mit dem neoklassizistischen Säulenportal ist heute ein eher glanzloser Ort. Allerdings beobachten wir mit Freude die vorbeiparadierenden Urlauber. Direkt dahinter erheben sich die Relikte einer Kirche aus dem 15. Jh., die seit 1574 als Ruine mitten im Ort steht und diesem vor allem bei Mondschein eine wildromantische Note verleiht. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass die umliegenden gastronomischen Betriebe eine deutlich erhabenere Aura als andernorts besitzen.

Mitten im Ort: Die Ruine einer Kirche aus dem 16. Jahrhundert. Foto: Ralf Johnen
So charmant und sehenswert Bergen selbst sein mag, so sehr lohnt es auch, ein Fahrrad zu mieten. Einen Tag auf holländische Weise an der frischen Luft zu verbringen gehört zum Pflichtprogramm. Der Weg nach Bergen aan Zee ist bereits eine hübsche Kostprobe für das Terrain, denn ehe die Küste erreicht ist, gilt es einen stattlichen Anstieg zu überwinden. Wer sich stärken möchte, kann am Meer aus einer Handvoll Strandpavillons auswählen. »Bossa Nova« ist unser Favorit.

Das nordholländische Dünenreservat bei Bergen mit der Leiche eines Baumes. Foto: Ralf Johnen
Weiter nördlich am Verspijckweg führt ein schmaler Weg in die Dünen – nun stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, sich seinen Weg nach Camperduin zu bahnen. Hier, am Nordende des Reservats, wird die Dünenlandschaft seit einigen Jahren künstlich erweitert. Ein sehr niederländisches Kräftemessen mit der Natur, das an einem anfälligen Küstenstreifen im Zuge des steigenden Meeresspiegels zur zusätzlichen Befestigung erforderlich ist.
Die Düne von Schoorl
Durch heideartige Flächen, dichten Nadelwald (der von Menschenhand angelegt wurde) und über abermals mehr als 50 Meter hohe Erhebungen führen zwei Wege zurück bis nach Schoorl. Einer über die Dünen, der andere an ihnen vorbei. Egal, für welchen man sich entscheidet: Es ist nicht nur für Kinder ein großer Spaß, sich übermütig einen Weg von der schmalen Kuppe der Riesendüne bis ins Dorf zu bahnen.
Eine ernsthaftere Auseinandersetzung mit der Materie ermöglicht das Besucherzentrum der staatlichen Forsthörde, dem Staatsbosbeheer. Hier werden die Besonderheiten des Lebensaums plastisch dargestellt, von der bunten Vogelwelt bis zu den 800 verschiedenen Pilzarten, die im Herbst aus dem Boden sprießen.

Ideal für Familien: der Strand von Bergen aan Zee in Nordholland. Foto: Ralf Johnen
Nach einem letzten Abstecher in die Dünenlandschaft scheint sich auf der Fahrt ins Tal eine Fata Morgana aufzutun: Während der Sandhang im Zentrum von Schoorl nur den Anschein erweckt, nach einem Skihang modelliert zu sein, ist am Zwarte Weg tatsächlich der älteste Ski-Club der Niederlande beheimatet. Acht Monate im Jahr werden bei »Il Primo« nordische und alpine Kurse angeboten – auf Matten, die auf dem Sand der Dünen liegen. Bis zu 2000 Menschen machen pro Woche von dem Angebot gebrauch.
Attraktionen in Bergen Nordholland
Skulpturale Prachtbauten: 1917 hat der Amsterdamer Ziegelfabrikant Arnold Heystee fünf Architekten ein großes Areal in Bergen zur Verfügung gestellt, um hier eine Villensiedlung zu errichten. Entstanden sind 17 fantastische Gebäude, die im Nachhinein zum Manifest der Amsterdamer Schule erhoben wurden. Halb Wohnhäuser, halb Bauskulpturen, stehen viele der Bauten entlang der schönsten Straße des Ortes, dem Meerwijklaan. Diese mag den Anschein einer Privatstraße wecken, ist aber öffentlich zugänglich.

Villa »De Ark« in Bergen im Stil der Amsterdamer Schule. Foto: Ralf Johnen
Das vielleicht schönste Haus stammt von Jan Frederik Staal (1879–1940), weist erkennbar nautische Formen auf und trägt den passenden Namen »De Bark«. Wie alle anderen Villen auch, hat Staal den Sockel aus Backstein errichtet, das erste Stockwerk mit Holz verkleidet und das Dach mit fotogenem Riet ausgelegt. Einzige Bedingung des Geldgebers war die großzügige Verwendung von Heystee-Ziegeln im Innern. Der VVV hat eine kleine Broschüre aufgelegt, in der die Bauten kommentiert sind.

Hobbit-Wohnung auf dem Campingplatz Geversduin bei Bergen in Nordholland. Foto: Ralf Johnen
Schlafen wie der kleine Hobbit
Wer Ferien wie der kleine Hobbit machen möchte, sollte weit im voraus buchen: Auf dem Campingplatz Geversduin gibt es eine höhlenartige Behausung, die im Stile der Tolkien-Verfilmungen gehalten ist. Die in einen Hügel implantierte Unterkunft ist so populär, dass die Wartezeiten lang sind.

Nah an der Natur: Gartenhaus mit Blumen auf dem Campingplatz Gerversduin bei Bergen. Foto: Ralf Johnen
Dafür können Besucher mitten im Dünenreservat auch aus einer Reihe anderer attraktiver Behausungen auswählen: Gemüsehäuser etwa, die durch Bepflanzung sowohl im Innern als auch an der Außenseite als eine Art Mini-Farm durchgehen. Aber natürlich können Urlauber auch ganz konventionell zelten in der riesigen, aber naturorientierten Anlage. Einziger Wermutstropfen: Je nach Windrichtung sind die Geräuschemissionen des Flughafens Schiphol hörbar.
Camping Geversduin Beverwijkerstraatweg 205, Castricum, Telefon +31 251/66 10 95
Nordholländisches Dünenreservat
Für das nordholländische Dünenreservat benötigen Besucher eine gültige Eintrittskarte. Diese ist bei Hotels und Zeltplätzen normalerweise im Preis für Übernachtungen inbegriffen, um vor Ort ausgehändigt zu werden.

Ein Schilderweg steht da, wo alle nur ans Meer wollen. Foto: Ralf Johnen
Tagesbesucher können die Tickets vorab über die Webseite (www.pwn.nl), beim VVV, im Besucherzentrum in Castricum sowie in vielen Geschäften erwerben. Die Tageskarte kommt auf 2 Euro, die Wochenkarte 6 Euro und die Jahreskarte kostet 13,50 Euro. Wer kein Ticket hat, muss im Falle von Kontrollen mit einem Bußgeld rechnen.
Buitencentrum Schoorlse Duinen
Recht aufwendig gemachtes Dokumentationszentrum über die Dünenlandschaften Nordhollands. Täglich 10 bis 17 Uhr, Oorsprongweg 1, Schoorl, 072/509 33 52. www.staatsbosheer.nl.
Essen und Trinken
Restaurant Merlet: Sehr ambitionierte Küche mit Michelin-Stern und viel Sinn für Kreationen, die auch optisch reizvoll sind. Dienstag bis Sonntag ab 18 Uhr, Freitag und Sonntag auch 12 bis 14 Uhr, Duinweg 15, Schoorl, 072/509 36 44.

Hier stand einst Jaques Brel auf der Bühne: Cafe Restaurant »Het Huis met de Pilaren« in Bergen. Foto: Ralf Johnen
Strandpaviljoen Evi Beach: Gemütlicher Pavillon auch für längere Aufenthalte. Van der Wijckplein 14 B, Bergen aan Zee.
Übernachten in Bergen Nordholland
Boschlust. Familiengeführtes Hotel am Ortsrand. Behagliches Ambiente, zweckmäßige Zimmer. Kruisweg 60, 072/581#20#60, boschlustbergen.nl.

Lieblingsunterkunft: Das Hotel Boschlust in Bergen. Foto: Ralf Johnen
Hotel Restaurant Marijke: Markisen in Königsblau und Weiß künden schon von weitem von gutem Geschmack. Die Einrichtung der auf fünf Gebäude verteilten Zimmer variiert. Dorpsstraat 23-25, Bergen, Telefon +31 72/581 23 81, hotelmarijke.nl
Aktivitäten
Fahrradverleih: Busker Fietsen. Gute Räder, nicht immer freundliches Personal. Täglich 8 bis 12 Uhr und 13 bis 18 Uhr, Sonntags nur 9 bis 13 und 17 bis 18 Uhr. Adresse: Kerkstraat 1, Bergen Nordholland, Telefon: +31 72/589 51 96, buskerfietsen.nl.

Immer den Durchblick behalten: Touristin in Bergen. Foto: Ralf Johnen
Weitere Informationen zu Bergen Nordholland
Das Tourismusmarketing von Bergen Noordholland läuft über die Nachbarstadt Alkmaar.
Text und Fotos: Ralf Johnen, zuletzt aktualisiert im Februar 2025.
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