Das Dorf Cuba in Missouri erinnert mit Murals und einem Motel-Klassiker an die Glanzzeit der Mother Road. Wer hierhin kommt, kann jedoch auch mit weniger sympathischenen Facetten Amerikas konfrontiert werden.

Ausgemustertes Windrad in einer Imbissbude in Cuba, Missouri
Als geschichtsträchtige Stadt im Wandel ist Saint Louis ein ungemein interessanter Zwischenstopp. Veränderungen bleiben auch im Rest von Missouri eine Konstante. Autofreaks sollten einen Umweg ins National Museum of Transportation am Westrand der Stadt ins Auge fassen. Eine Stunde danach wartet außerhalb von Saint Louis eine Attraktion, die mehr über Amerika aussagt, als es zunächst scheint: die Meramec Caverns.
On the road in Richtung Cuba in Missouri
Dabei handelt es sich um ein zweifelsohne imposantes Höhlensystem in den Ozarks, das sich zur Blütezeit der Route 66 im Besitz des sehr geschäftstüchtigen Lester Benton Dill befand. Um möglichst viele Passanten von ihrem direkten Kurs gen Westen abzubringen, hat der Mann vor langen Jahren nicht nur mit Billboards gearbeitet, die er als »Greatest Show under the Earth« anzupreisen pflegte. Nein, Dill gilt auch als Erfinder des sogenannten bumper sticker. Das sind die großformatigen Autoaufkleber, die heute bei jedem Präsidentschaftswahlkampf exzessive Verwendung finden.

Keine Grenzen scheint es bei den Souvenirs von der Route 66 zu geben.
Nicht zuletzt aber war Dill auch ein entschiedener Befürworter von Seemannsgarn. Er verkaufte seiner Kundschaft mit einigem Erfolg die Geschichte, dass sich der legendäre Ganove Jesse James gerne in den Höhlen aufgehalten habe. Beweise dafür legte es nicht vor. Ein Taschenspielertrick, der seitdem auf ziemlich jede Höhle und jeden Gangster ausgeweitet wurde, die nicht vom National Park Service verwaltet wird. Und auch in der Politik hat das Konzept viele Nachahmer gefunden.
Auf der historischen Route 66 nach Cuba
Unabhängig davon, dass der Wahrheitsgehalt solcher Behauptungen ihrem Unterhaltungswert wenig Abbruch tut, verläuft die historische Route 66 meist parallel zur Interstate weiter in südwestliche Richtung. Nach 45 Kilometern verkündet ein Schild: Willkommen in Cuba, Missouri. Die Siedlung ist mit seinen 3300 Einwohnern die größte »Stadt« der näheren Umgebung, ihre einzig erwähnenswerte Bedeutung ist ihre Lage an der Originaltrasse von America’s Highway.

Klassiker: Das Wagon Wheel Motel in Cuba, Missouri
Das legendäre Wagon Wheel Motel
Die wohl authentischste Sehenswürdigkeit ist das Wagon Wheel Motel, ein prächtiges Ensemble von Natursteinbauten, das für sich den Ehrentitel beansprucht, das älteste ununterbrochen geöffnete Motel entlang der gesamten Route 66 zu sein. Zum Komplex gehört auch eine sehenswerte Standard Oil-Tankstelle, die Passanten mit der Bestätigung einer von Neil Young formulierten Behauptung begrüßt: »Rust never sleeps«.

Foto: Ralf Johnen
Hier direkt betroffen: Die Zapfsäulen und ein Cadillac. Der Verfall aber ist hier eher dekorativer Art, denn das Wagon Wheel Motel selbst kommt sehr aufgeräumt und schick daher.
Cuba in Missouri: Ein Treppenwitz der Geschichte
Einen gewissen Stolz hegt Cuba, Missouri, auch für seine Murals. 14 großflächige Wandgemälde, mit deren Herstellung Künstler aus der Region hier schon 2001 begonnen haben. Also lange bevor diese Kunstform allgegenwärtig geworden ist. Sie alle thematisieren die Vergangenheit, als noch Millionen von Menschen durch Cuba gekommen sind. Lustigerweise geht die Verschönerungsaktion auf eine Initiative zurück, die den spanischsprachigen Ortsnamen aufgreift: Viva Cuba!

Foto: Ralf Johnen
Die handelnden Personen sind mit ziemlicher Sicherheit nicht identisch mit jener Gruppe, die gegenwärtig zuweilen an einem Stand auf dem Bürgersteig anzutreffen ist. Fanatiker, die Fahnen mit dem Logo der National Rifle Association oder mit Hetzsprüchen gegen Homosexuelle oder Abtreibung verkaufen. Absoluter Verkaufsschlager sind alle Gegenstände, auf denen das Konterfei des 45. und 47. Präsidenten der USA zu sehen ist. Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass der Schauplatz dieser Gruselschauspiels den Namen von Fidel Castros Land trägt.

Foto: Ralf Johnen
Informationen zu Cuba in Missouri und die Strecke dortin
Attraktionen
Meramec Caverns: 1135 Highway West, Sullivan, geöffnet täglich zu saisonal wechselnden Zeiten, Eintritt 29,50, Kinder 16,50 USD.
The National Museum of Transportation: Seit 1944 ein tonangebendes Museum mit über 200 klassischen Automobilen und einer nicht weniger bedeutenden Ausstellung über Eisenbahnen. 2933 Barrett Station Road, Saint Louis, täglich von 9 bis 16 Uhr geöffnet, der Eintritt kostet 16 USD (Kinder 8 USD).

Getränke mit dem Konterfei von Diktatoren an der Route 66. Foto: Ralf Johnen
Restaurant
Riviera Maya: »When in Cuba, eat mexican«. So könnte die Devise für die Mahlzeit an diesem Abend lauten. 604 East Main Street, Cuba, täglich von 11 bis 21, Freitag und Samstag bis 22 Uhr geöffnet.
Übernachtung
The Wagon Wheel: Das Motel mit 24 frisch restaurierten Zimmern ist seit 89 Jahren ohne Unterbrechung geöffnet. Moderne Einrichtung mit Flair der Vergangenheit. 901 East Washington Street, Cuba.
Allgemein
Cuba Momurals: Informationen unter anderem zu den 14 Wandgemälden mit einer Karte (cubamomurals.com).
Die Route 66 in Missouri
Die Geschichte über Cuba, Missouri, ist Story Nummer 20 von insgesamt 66 Geschichten über die Route 66 auf Boarding Completed. Von Ted Drewes Frozen Custard, wo die 19. Geschichte angesiedelt ist, sind es gut 130 Kilometer bis hierhin. Bis zum Munger Moss Motel in Lebanon (Geschichte 21) sind es ebenfalls an die 130 Kilometer. Wieder so ein Treppenwitz: Die Route 66 in Missouri führt von Cuba nach Lebanon.
Text und Bilder: Ralf Johnen, zuletzt aktualisiert im April 2025.
2 Comments
..wieder eine großartige Beschreibung und tolle Fotos, die wieder zum Verständnis des gegenwärtigen Verhaltens der Bewohner dises großartigen, weiten Landes mit seinen mannigfaltigen Gegensätzen beitragen – und für uns / mich irgendwann der beste Reisebegleier sein werden. Mit herzlichen Grüßen vom Rhein, Manni.
Danke für den Zuspruch!