Die mächtigen Deltawerke und der dazugehörige Wasserpark Neeltje Jans in Zeeland illustrieren die besondere Beziehung der Niederlande zum Meer.

Ein Ingenieur erklärt, was es mit den Deltawerken an der Oosterschelde auf sich hat
Bei der verheerenden Sturmflut in der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar 1953 haben in den Niederlanden 1835 Menschen ihr Leben verloren. Das sollte kein zweites Mal passieren. Daher hat die niederländische Politik nach der Jahrhundertflut den Bau der sogenannten Deltawerke beschlossen. Später kam der Themenpark Neeltje Jans hinzu, der erläutert, was es damit auf sich hat.

Normalerweise fließt das Wasser durch die offenen Tore der Deltawerke. Bei Bedarf aber schützen sie die Niederlande vor dem Wasser. Foto: Ralf Johnen
Die Deltawerke in den Niederlanden
Das Sturmflutwehr in der Oosterschelde ist weltweit einzigartig. Das zeigt sich bereits, wenn man auf der Brücke über einem der mächtigen Stahltore der Deltawerke in den Niederlanden steht und auf das tosende Wasser blickt. Von Menschenhand wurden die Deltawerke mitten in die tobende See gebaut. Dazu gehören Tore, mit deren Hilfe man im Falle von Gefahr die Oosterschelde komplett vom Meer abriegeln kann. Im Normalfall aber lassen so viel Meereswasser wie möglich durch, um die Zufuhr von Frischwasser in den Meeresarm zu gewähren. Auch hierdurch gehört das Gewässer zu den saubersten Europas.

Die Deltawerke in den Niederlanden: Das Wasser kommt rein und raus – aber nur, wenn keine Gefahr droht
Doch der Schutz vor tödlichen Fluten ist nicht die einzige Funktion der Deltawerke. Auf dem Wehr nämlich verbindet eine Straße die Inseln Schouwen-Duiveland und Noord-Beveland. So kann man doppelt staunen über eines der größten Bauprojekte der Welt. Es wurde am 4. Oktober 1986 nach acht Jahren Bauzeit und Gesamtkosten von umgerechnet 2,5 Milliarden Euro durch die damalige Königin Beatrix eröffnet.
Die Deltawerke als Pilgerort für Ingenieure
Bis in die Gegenwart kommen Fachleute aus aller Welt nach Zeeland, um sich das technische Wunderwerk anzusehen. Eine Besonderheit dabei ist, dass Touristen die Deltawerke von Innen und Außen besichtigen können. Eine anschaulich gestaltete Ausstellung führt die Beweggründe für den Bau nach der Sturmflut von 1953 vor Augen.

Die Deltawerke auf Schouwen-Duiveland
Auch bildet sie die Phase der Planung und die Umsetzung des geradezu wahnwitzig anmutenden Projektes auf informative Weise ab. Diverse Dokumentationsfilme erweitern den Blickwinkel auf interessante Weise. Fachkundige Guides, oftmals pensionierte Ingenieure, runden das Erlebnis mit Einblicken in ihren Erfahrungsschatz ab – einige von ihnen auch in deutscher Sprache.
Der Deltapark Neeltje Jans
So führt die bloße Existenz der Deltawerke den Kampf der Niederländer gegen das Wasser eindrucksvoll vor Augen. Zeitgleich zeigt der Wasserpark Neeltje Jans, dass Wasser auch Spaß machen kann. Auf einem Areal, das an die Deltawerke angrenzt, befindet sich der Vergnügungspark. Er verfügt unter anderem über einen Wasserspielplatz für junge Besucher.

Normalerweise fließt das Wasser durch die offenen Tore der Deltawerke. Bei Bedarf aber schützen sie die Niederlande vor dem Wasser. Foto: Ralf Johnen
Diese können vor Ort ihren eigenen Wasserfall kreieren oder den Lauf eines Bachs verlegen. Auch haben sie die Möglichkeit Schleusen zu bedienen, Wasser mit einer Tretmühle wegzupumpen oder einfach nur eine lange Wasserrutsche hinunterzugleiten.
Eigene Miesmuschelzucht
Zusätzliche zu dem Wasserspielplatz lockt bei Neeltje Jans ein Aquarium. Auch gibt es artengerechte Vorführungen mit Robben, Seelöwen und Raubvögeln. Darüber hinaus starten von Neeltje Jans aus Bootstouren auf der Oosterschelde, bei denen die Passagiere zuweilen sogar Schweinswale und Robben zu Gesicht bekommen.

Die Nordsee immer im Blick. Foto: Ralf Johnen
Nicht zuletzt weist eine Muschelausstellung auf die Bedeutung der Meeresfrüchte für Zeeland hin. Dass Miesmuscheln, Austern und Hummer in der Küche zum Einsatz kommen, ist weithin bekannt. Doch einige Bestandteile finden auch in der Medizin und sogar in der Kosmetikindustrie Gebrauch. So wundert es nicht, dass sich in direkter Nachbarschaft zum Wasserpark Neelte Jans ein gleichnamiges Unternehmen befindet, das sich auf die Muschelzucht spezialisert hat. Neeltje Jans bewirtschaftet Muschelparzellen in der Oosterschelde und dem Wattenmeer und ist damit der größte Zuchtbetrieb für Hangmuschelkulturen in den Niederlanden.
Ab in die Orkanmaschine!
Zum Abschluss noch etwas für abenteuerlustige Besucher des Wasserparks Neeltje Jans. Diese nämlich haben Gelegenheit, die Kraft des Windes in einem Orkansimulator am eigenen Leibe zu erfahren. Sobald man das eigenartige, kokon-förmige Gebäude betreten hat, muss man sich eine Schutzbrille anziehen.

Unverzichtbar in Zeeland: Muschelwaage bei Neeltje Jans
Dann geht es ganz langsam los: erst weht noch ein laues Lüftchen, das sich aber innerhalb von Sekunden zu einem tosenden Sturm steigert. Schließlich pfeift der Wind den Probanden mit 133 Stundenkilometern um die Ohren. Ein beeindruckendes Erlebnis, das Jung und Alt die Notwendigkeit für ein Sturmwehr mit Windgeschwindigkeit veranschaulicht.
Lohnt sich der Deltapark Neelje Jans?
Der Besuch der Deltawerke ist ein Erlebnis von bleibendem Wert. Er führt auf positive Weise vor Augen, zu welchen Ingenieursleistungen der Mensch imstande ist. Weite Teile des reinen Bauwerks jedoch kann man auch besichtigen, ohne dafür Eintritt zu zahlen, indem sich auf einen Parkplatz sucht und ein Stück läuft.

Spezialität aus Zeeland: Miesmuscheln bei Neeltje Jans
So muss die Frage eigentlich lauten, ob sich der Besuch des Deltaparks Neeltje Jans lohnt. 26 Euro sind ein stolzer Eintrittspreis, aber ich bin der Meinung, dass sich die Investition lohnt, da man dafür in den Genuss eines ziemlich vielseitigen Erlebnisses kommt. Unter anderem ist die Bootstour auf der Oosterschelde im Preis inbegriffen. Die Mischung aus Museum, Dokumentationszentrum, Themenpark und Abenteuerspielplatz sorgt dafür, dass auch Kinder auf jeden Fall ihren Spaß haben.
Preis-Leistungsverhältnis: 7/10
Erlebniswert: 8/10
Standort und Infrastruktur (Anfahrt, Parken, Essen & Trinken): 8/10

Der Fotograf als Fotobjekt
Informationen zu den Deltawerken und Neeltje Jans
Die Deltawerke reichen vom Veerse Gat beim Städtchen Veere in Zeeland bis kurz vor Rotterdam. Dabei bilden sie einen Schutzwall, der vor allem die Inseln Schouwen-Duiveland und Goeree-Overflakkee sowie die dahinterliegenden Küstengebiete in den Provinzen Zuid-Holland und Brabant schützt. Durch den Bau der Deiche hat sich die Küstenlinie der Niederlande erheblich verändert.
Adresse: Faelweg 5, 4354 RB Vrouwenpolder. Der Deltapark Neeltje Jans ist von Ende März bis Anfang November täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet, in der Hochsaison bis 18 Uhr. Tickets kosten für Erwachsene 26 Euro und für Kinder von 3 bis 11 Jahren 19 Euro. Weitere Informationen findest duf der Webseite.
Text und Bilder: Ralf Johnen und Frida van Dongen, zuletzt aktualisiert im April 2025.
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