Deutsche Einflüsse in Texas sind in einer gar nicht so globalisierten Gegenwart noch weit verbreitet. Allerdings scheint die Zeit stehengeblieben.
Deutsche Einwanderer haben die USA geprägt wie kaum eine andere Nation. Zwar waren sie nicht die ersten, die ihr Glück massenweise in der neuen Welt gesucht haben. Diese Rolle haben vor allem Briten und Niederländer eingenommen. Doch insbesondere im 19. Jahrhundert war der Anteil deutscher Einwanderer in die USA mit geschätzt acht Millionen Menschen sehr groß. Allein zwischen 1820 und 1870 sind 7,5 Millionen Menschen von Deutschland in die USA ausgewandert.
Migranten im German Belt
Die meisten von ihnen haben sich im sogenannten German Belt niedergelassen. Darunter verstehen Historiker jenen Teil der USA, der die Einwanderer aus Zentraleuropa bezüglich Topographie und Klima am ehesten an die alte Heimat erinnert hat.
Konkret handelt es sich um New England und Pennsylvania im Osten. Im Mittleren Westen haben sich besonders viele Deutsche in Minnesota und Wisconsin niedergelassen. An der Westküste schließlich hat es den Deutschen insbesondere in Oregon gut gefallen.
Doch deutsche Migranten haben sich nicht nur im German Belt heimisch gemacht. Größere Populationen gibt es auch in Texas, das in einigen Regionen des Hill Country Assoziationen an Franken oder an die Pfalz weckt.
Deutsche Einflüsse in Texas: Veraltet und romantisierend
Typisch für das Phänomen der Migration ist dabei, dass sich vor Ort in aller Regel ein romantisierendes und dabei veraltetes Bild von der ehemaligen Heimat behauptet. Die Auswanderer konservieren ihre Erinnerungen in einer Form, die den Fortschritt vor Ort naturgegebenermaßen nicht berücksichtigen kann. So entsteht ein oftmals schiefes Bild, über das wir im China-Restaurant oder beim Italiener schmunzeln.
Wie ein Besuch in Texas zeigt, ist auch die deutsche Kultur auf diese Weise konserviert worden. Wer sich dafür interessiert, sollte auf jeden Fall zwei Orte aufsuchen. Fredericksburg ist ein touristisches Städtchen nordwestlich von San Antonio mit etwa 10 000 Einwohnern. Es ist zugleich einer der wenigen Orte in den USA, wo man sich beim Stadtspaziergang wie daheim ein Wegbier mitnehmen darf.
Willkommen in New Braunsfeld
Ganz in der Nähe auf halber Strecke zwischen San Antonio und Austin liegt mit New Braunsfeld noch eine größere Stadt, wo die Bevölkerung die deutschen Wurzeln feiert.
In beiden Orten könnt ihr irritierenden, erstaunliche, manchmal verstörender aber vor allem lustige Begegnungen mit einer deutschen Kultur machen. Schnell werdet ihr erkennen, dass es sich um Phänomene handelt, wie es sie zwischen Hamburg und der Zugspitze kaum noch gibt.
Weitere Informationen über deutsche Einflüsse in Texas
Einige Destinationen in Texas machen sich die Mühe, ihre Wurzeln zu ergründen. Schau zum Beispiel auf die Seiten von Texas Hill Country.
Text und Bilder zur Geschichte über deutsche Einflüsse in Texas: Ralf Johnen, zuletzt überarbeitet im Februar 2022.
2 Comments
….eine sehr einfühlsame und schöne Bildreportage, die den Respekt des Autors vor und die Achtung von Schrulligkeiten der US-Amerikaner sehr differenziert zeigt ! Ein beachtenswertes Beispiel / Vorbild für einen Journalismus, der nicht trennt, sondern verbindet – heute wichtiger denn je ! Und : er bringt uns wieder unsere Vergangenheit und unsere enge Verbindung zu den USA nahe : ohne das Eingreifen der USA vor ca. 80 Jahren wäre Deutschland nicht das Land geworden, in dem wir alle leben können. Großartig, weiter so ! Manni
[…] boardingcompleted.me: Keine Zeit, viel zu schreiben, aber tolle Fotos gemacht? Ideal für ein Fotoes… […]