Mit dem Essen und Trinken auf der Route 66 ist das so eine Sache. Ernährungstechnisch sind viele Speisen bedenklich. Das aber sollte Reisende nicht davon abhalten, Erfindungen wie den Cozy Dog zu verkosten.

Für Fans von Frittiertem ein Muss: das Cozy Dog in Springfield, Illinois
Okay, die Diners mit ihren stromlinienförmigen Möbeln, Neonreklamen und Bonbonfarben sind cool. Sie stehen für Fast Food, für amerikanische Servicekultur und vielleicht auch für eine Epoche, in der der Glaube an Fortschritt und eine bessere Zukunft dominierte. Aus kulinarischer Sicht allerdings ist die Tour auf der Route 66 recht speziell.
Zwar können Burger, French Fries, Hot Dogs, Reuben Sandwich, Milkshake und ähnliche Kreationen durchaus schmackhaft sein – vor allem, wenn sie modern interpretiert werden. Das Prädikat »gesund« allerdings geht mit dieser Kost nicht einher.

Schmusende Snacks: das Cozy Dog an der Route 66
Der Cozy Dog: Eine kulinarische Ikone an der Route 66
Mancherorts passt das Attribut »kurios« schon eher. So auch im Cozy Dog, dessen hauseigene Kreation im weithin sichtbaren Logo verewigt ist. Konkret handelt es sich um einen Hotdog, der in einem Teil aus Maismehl gewendet wird, um anschließend wie ein industriell gefertigtes Eis in einer Art Presse auf einen Stiel gespießt zu werden. In dieser Form wandert das Ergebnis in die Fritteuse, wonach es dem Gast meist paarweise ausgehändigt wird. Pickles und Saucen stehen nach Gusto bereit.

Junkfood-Ikone: der Cozy Dog wird stets mit Pickles serviert
Im Jahr 1946 war es ein gewisser Edwin »Ed« Waldmire, der auf der Illinois State Fair mit dem Verkauf des Cozy Dog begonnen hat. Einige Jahre zuvor war er bei einem Ausflug nach Oklahoma auf eine ähnliche Komposition gestoßen, die ihm gut gemundet hat. Das Herstellungsverfahren allerdings war ihm nach flüchtiger Prüfung zu aufwendig, um daheim sein Glück damit zu versuchen.
Eher beiläufig erzählte er einem Freund von seiner kulinarischen Entdeckung, der nach einiger Zeit zu Waldmires großer Überraschung wenig später ein effektiveres Verfahren zur Produktion von Corn Dogs entwickelt hatte. Bis dahin bestand das große Manko darin, dass die Kruste zwar knusprig war, die darin enthaltene Wurst – von den Amerikanern auch als »Wiener« bezeichnet – jedoch nicht warm werden wollte.
Drive-in in Springfield seit 1949
Dank der neuartigen Methode aber konnte die Produktion in Serie gehen. Es folgte zunächst die Eröffnung eines kleinen Schnellrestaurants, das die Bestreiber 1949 durch ein Drive-In direkt an der Route 66 ersetzt haben. Von nun an war der Aufstieg zu einer Fast-Food-Legende nicht mehr aufzuhalten. Im Unterschied zu vergleichbaren Restaurantketten hat der Firmengründer nie Statistiken darüber geführt, wie viele Cozy Dogs er über die Jahrzehnte hinweg verkauft hat.

Die Bibliothek im Restaurant Cozy Dog erinnert an Bob Waldmire, den Sohn des Restaurantgründers
Auch hat er der typisch amerikanischen Versuchung widerstanden, seine Idee über ein Franchising-System überregional zu verbreiten. So blieb der 1996 erfolgte Umzug in ein neues Lokal wenige Hundert Meter in den Süden die größte Veränderung der Firmengeschichte.
Ein Verdienst der Familie Waldmire
Auch nach über 70 Jahren befindet sich das Lokal in Familienbesitz, derzeit führt in vierter Generation Josh Waldmire die Geschäfte. Aufmerksamen Lesern dürfte der Name Waldmire noch im Gedächtnis sein. Tatsächlich war Firmengründer Ed der Vater von Bob, der die Route 66 als Künstler und Lebenskünstler zu seinem Territorium erkoren hat und der bis heute den Status einer Legende genießt.

Zwei tanzende Würstchen suggerieren, dass der Cozy Dog stets paarweise verzehrt wird
So wundert es denn auch nicht, dass sich in dem Lokal neben dem unvermeidlichen Gift Shop auch ein eher ungewöhnlicher Einrichtungsgegenstand befindet. Mitten im Raum steht wie Schrein ein Bücherregel, das allerlei illustre Werke aus der Bibliothek der illustren Familie beinhaltet. Grund genug, seinen Cosy Dog nicht im Drive-In zu bestellen.
Informationen zum Essen und Trinken auf der Route 66
Das Cozy Dog Drive-In befindet sich in der 2935 South Sixth Street in Springfield, IL 62703. Das Lokal ist montags bis samstags von 8 bis 20 Uhr geöffnet.
Gesündere Kost gibt es bei Custom Cup Coffee, einem modernen Café mit eigener Rösterei und zeitgemäß leichten Speisen. Es ist gut geeignet für einen fritteusefreien Start in den nächsten Tag. 319 East Monroe Street Springfield, IL, 62701.
Übernachtet habe ich in Springfield im Illinois State House Inn. Das funktionale Hotel in guter Lage verfügt über einige Zimmer mit schönem Blick auf das Kapitol. 101 E Adams Street, Springfield, IL 62701, statehouseinnspringfield.com.
Unterwegs auf der Route 66 in Illinois
Dies ist die zehnte von insgesamt 66 Geschichten über die Route 66 auf Boarding Completed. Von der neunten Station, der Abraham Lincoln Presidential Library, sind es rund fünf Kilometer bis zum Cozy Dog. Bis zu Henry’s Rabbit Ranch, dem elften Etappenort, sind es rund 90 Kilometer Richtung Süden.
Text und Bilder: Ralf Johnen, zuletzt aktualisiert im April 2025. Einige Tourismusbüros haben die Recherchereise über die Route 66 auch mit ihrem Fachwissen über die Mother Road unterstützt.
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