Als die Stadt in den 1960er Jahren wegen des Niedergangs der Route 66 einen steilen Abstieg hinlegte, sollte der Gateway Arch in Saint Louis eine symbolische Brücke über den Mississippi schlagen und den Aufbruch in bessere Zeiten einläuten. Das Bauwerk von Ero Saarinen ist eine einzigartige Ikone des Midcentury Modern.
In den 1940er Jahren wurde »Meet me in St. Louis« zu einem unbeschwerten Filmerfolg »Made in Hollywood«. Damals galt auch die Vorstellung von einem romantischen Treffen in der Stadt noch als durchaus verlockend. Grund und Boden von Saint Louis waren zwar erst 1803 durch den Louisiana Purchase Teil der USA geworden. Doch binnen weniger Dekaden war die Stadt danach zur viertgrößten des Landes herangewachsen.
Saint Louis schien nicht mehr aufzuhalten
Lediglich New York, das damals noch selbständige Brooklyn und Philadelphia zählten 1870 mehr Einwohner als die »Gateway City«. So nannten die Amerikaner Saint Louis aufgrund seiner Lage mitten im Lande bald. Als die Stadt 1904 Gastgeber der dritten Olympischen Spiele war und zudem die Weltausstellung ausrichtete, schien sie nicht mehr aufzuhalten. Da passte es nur zu gut, dass seit 1929 mit der Route 66 auch Amerikas erste bedeutende Autostraße hier den Mississippi querte.
Doch es sollte anders kommen: Die Industrie hatte die Luft in Saint Louis so stark wie sonst nirgendwo verschmutzt. Zudem machte der Siegeszug des Flugzeugs die Stadt als Verkehrsknotenpunkt für Eisenbahn, Automobile und Mississippi-Dampfer immer entbehrlicher. Beides zusammen sorgte in Kombination mit der kollektiven Flucht in die Suburbs für einen beispiellosen Niedergang, wie ihn noch schlimmer nur Detroit erlebt hat.
Spätestens seitdem die Lebensqualität eine wachsende Rolle in der Gesellschaft spielte, rächte es sich zudem, dass die Planer der Frühzeit die Stadt weitflächig vom Fluss abgekapselt hatten. Fast das komplette Ufer des Mississippi wird von Hafen- und Industrieanlagen in Beschlag genommen.
Der Gateway Arch in Saint Louist ist ein Monument für Thomas Jefferson
Gut also, dass es Pläne für ein Monument zum Gedenken an den von Präsident Thomas Jefferson gab. Dieser hatte mit Napoleon den Louisiana Purchase ausgehandelt. Der Kontrakt sah einen Kaufpreis von 15 Millionen Dollar vor. Eine lächerliche Summe, die aber die Ausbreitung der USA bis an die Pazifikküste möglich machte.
Weil Saint Louis nach dem Zweiten Weltkrieg immer noch die bedeutendste Siedlung auf dem neuen Land war, sollte die Gedenkstätte hier errichtet werden. Als 1946 ein Wettbewerb für ausschließlich amerikanische Architekten ausgeschrieben wurde, sollte das Ergebnis zugleich ein willkommener Impuls für eine Stadt werden, die düstere Wolken bereits aufziehen sah.
Aus dem Wettstreit der Ideen ist Eero Saarinen (1910–1961) siegreich hervorgegangen. Der finnisch-amerikanische Baumeister und Designer hatte die Errichtung eines 192 Meter hohen Bogen ins Rennen geschickt, der einen Brückenschlag über den Old Man River vom Osten in den Westen des Landes symbolisiert.
Zwar mussten für den Bau ganz in der Nähe des Kapitols Eisenbahnschienen verlegt werden, dies aber schien angesichts des futuristischen Impulses für die kränkelnde Stadt machbar.
Eine Ikone des Midcentury Modern
Aus verschiedenen Gründen verzögerte sich der Baubeginn bis 1961. Im selben Jahr war Saarinen einem Hirntumor erlegen. Erst 1967 konnten der von Mitarbeitern des Baumeisters vollendete Bogen und das Besucherzentrum eröffnet werden. Bis heute gilt: das Warten hat sich gelohnt. Der Gateway Arch in Saint Louis ist nicht nur ein ebenso markantes wie symbolträchtiges Konstrukt.
Nein, es ist zugleich eine Ikone des Midcentury Modern, jenes typisch amerikanischen Stils, der sich auch durch die Fernsehserie »Mad Men« zieht (Hauptdarsteller Jon Hamm übrigens stammt aus Saint Louis). Unwahrscheinliches Highlight ist eine Tour in einer Art Trambahn zur Spitze des Bogens. Ein Erlebnis, das für sich noch memorabler ist, als der Blick auf den Mississippi und die Skyline von St. Louis.
Informationen zum Gateway Arch in Saint Louis
Gateway Arch National Park 2018 wurde das gesamte Gelände in Saint Louis zum Nationalpark geadelt. Zum Areal gehört neben dem Bogen und dem umliegenden Park auch das Old Courthouse aus der Mitte des 19. Jh. Saint Louis, MO 63102, Tel. (314) 655 1600, tgl. 8–22, im Winter 9–18 Uhr, Besucherzentrum mit Tram Ride zur Spitze des Bogens ab 12/8 $, Komplettprogramm inklusive Bootstour auf dem Mississippi 33/18 $, es gibt keinen speziellen Parkplatz für die Besucher des Nationalpark, allerdings befinden sich diverse Parkhäuser in fußläufiger Distanz.
Sehenswürdigkeiten in St. Louis
City Museum Museen sind langweilig? Keineswegs! Dieses in einem ehemaligen Warenhaus untergebrachte Stadtmuseum überrascht auf zehn Etagen – und nicht zuletzt mit weithin sichtbaren Exponaten auf dem Dach. 750 North 16th Street, Saint Louis, MO. 63103, Tel. (314) 231 24 89, Eintritt 16 &, So–Do 9–18, Fr, Sa 9–23 Uhr.
Restaurant Eat Rite Diner. Mini-Diner wenige Blocks außerhalb der City an der Route 66. 622 Chouteau Ave 1028, Saint Louis, MO 6310, Tel. (314) 621-9621, Di–Sa 7–15 Uhr
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