Keine Lust auf Flughäfen, Staus auf der Autobahn nach Süden oder volle Museen? In diesem Fall bietet es sich an, die Highlights von Nordfrankreich zu erkunden. Vielseitig und geschichtsträchtig, breitet sich die Region Hauts-de-France zwischen der belgischen Grenze, Paris und der Nordsee aus.
1. Saint-Quentin: Hochburg des Art-déco
Ein prächtiger Speisesaal mit bleigefassten Fenstern, stromlinienförmigen Treppengeländern und einem Mosaik aus kleinen Fliesen ist unser erstes Highlight von Nordfrankreich. Genau so nämlich präsentiert sich der Seitenflügel des Bahnhofs von Saint-Quentin heute wieder. Ein paar Schritte weiter überspannt eine Brücke die Somme und einen benachbarten Kanal.
An ihren Köpfen ragen monumentale Säulen mit dynamischen Mustern in den Himmel, während auf Augenhöhe stilisierte Figuren das Auge erfreuen. Auch in der Stadt fallen palastartige Bauten mit eleganten Fassaden auf, darunter mit dem »Carillon« und dem »Casino« zwei ehemalige Kinos.
Mit anderen Worten: Saint-Quentin ist eine Hochburg des Art-déco, jener Kunstrichtung, die sich in weiten Teilen Frankreichs durchsetzte, als in Paris wilden 1920er ihren Lauf nahmen. Aus architektonischer Sicht sicher eines der Highlights von Nordfrankreich.
Kulturelles Herzland
All dies ist uns früher entgangen, als Nordfrankreich für uns nur Durchfahrtsland auf dem Weg in die Hauptstadt oder weiter in den Süden war. Es ist eine Region, die lange Zeit zum kulturellen Herzland Europas gehörte und die während des Ersten Weltkriegs heftig umkämpft war.
Saint-Quentin ist seinerzeit zu weiten Teilen zerstört worden, doch aus der Not hat die 53 000-Einwohnerstadt eine Tugend gemacht, die neuerdings in frischem Glanz erstrahlt. Neben den offensichtlichen Juwelen verbergen sich einige Schmuckstücke auch hinter den Fassaden.
So beherbergt das spätgotische Rathaus von 1509 einen Tagungssaal, der im Stile des Art-déco eingerichtet ist. Und unter dem Dach des Kaufhauses von Monoprix lockt ein prunkvoller Saal, der schon lange nicht mehr der Präsentation von Waren dient. Er wurde zu einem Auditorium umfunktioniert, in dem Marcel Cerdan geboxt hat. Heute befindet sich hier eine Ausstellungsfläche, die über das angrenzende Schmetterlingsmuseum zugänglich ist.
Informationen zu Saint-Quentin
Art-déco Route: Stadtplan und Broschüre erhältlich in der Direction du Patrimoine, Hôtel de Ville, saint-quentin.fr
Essen & Trinken: Villa d’Île, Freundliches Lokal mit junger Küche und Terrasse am Rande der City. Rue d’Isle 111-113, villadisle.com
2. Highlight von Nordfrankreich: Laon, die einstige Hauptstadt Frankreichs
Ganz anders präsentiert sich eine knappe Autostunde weiter im Südosten Laon. Die Stadt thront weithin sichtbar auf einem Tafelberg, als müsse ihr der Rest der Welt zu Füßen liegen.
Genau so war es in früheren Zeiten auch: Schon um das Jahr 500 hat der Bischof von Reims in Laon eine Diözese gegründet und damit eine der fortan bedeutendsten Städte Frankreichs ins Leben gerufen. Im 9. und 10. Jh. war Laon gar Hauptstadt der Grande Nation.
Sichtbarster Ausdruck des Machtanspruchs ist die Kathedrale mit ihren fünf Türmen und einer Kalksteinfassade, die im Abendlicht beständig die Farbe zu wechseln scheint, ehe das Innere der Türme bei Dunkelheit in blauem Licht erstrahlt. Zu ihren Füßen breitet sich die Oberstadt aus, die mit einer Fläche von knapp 100 Hektar deutlich größer ist, als man aus der Ferne vermuten würde.
Sie besteht aus einem verwirrenden Geflecht enger Gassen, wobei das intakte mittelalterliche Stadtbild für regen Zuspruch von Touristen sorgt. Die Kathedrale gehört zu den größten in ganz Frankreich, am Freitagmittag allerdings ist sie verwaist, was die angenehm melancholische Grundstimmung Laons noch weiter verstärkt.
Tipps für Laon
Informationen zu Führungen durch die Kathedrale und Turmbesteigungen unter tourisme-paysdelaon.com, aisne-tourisme-pro.com
Souterrains de Laon: Kinderfreundliche Führung durch die geschichtsträchtige Unterwelt der Stadt.
Restaurant Le Parvis: Regionale Spezialitäten wie Boudin Blanc, eine Art Weißwurst mit karamellisierten Äpfeln und Kartoffelstampf. 3 Place du Parvis, leparvislaon.fr
Estaminet Saint-Jean: Lokale Spezialitäten in ungezwungenem Rahmen, auch vegetarische Gerichte. 23 Rue Saint-Jean, estaminetsaintjean.com
Hotel: Logis de Parvis. Freundliche Unterkunft direkt an der Kathedrale, einige Zimmer blicken zudem auf einen reizenden Platz. 3 Place du Parvis, logisduparvis.com
3. Pierrefonds: Frankreichs Neuschwanstein
Ebenfalls schon von weitem sichtbar ist das Schloss von Pierrefonds. Ein beeindruckender Bau mit acht Rundtürmen, Zinnen und einem mächtigen Tor, dessen Gemäuer in überraschend gutem Zustand sind. Erst auf den zweiten Blick ist dies nicht weiter verwunderlich, denn ähnlich wie Schloss Neuschwanstein in Bayern oder Kasteel de Haar in den Niederlanden ist der Prunkbau weniger alt, als er vorgibt.
Zwar stand hier, gut 90 Kilometer nordöstlich von Paris, schon im 12. Jh. eine Burganlage. Diese jedoch war nur eine Ruine, als Napoleon III. 1850 zu Besuch kam. 1861 erteilte dieser den Auftrag zum Bau einer kaiserlichen Residenz – und als diese vollendet war, kam 1867 König Ludwig II. zu Besuch, um sich Inspiration für sein hoch über Füssen liegendes Domizil zu verschaffen. Entworfen wurde das Bauwerk von Eugène Viollet-le-Duc, der auch für Nôtre-Dame in Paris verantwortlich zeichnet.
Ein Meisterwerk von Eugène Viollet-le-Duc
Wer im Innenhof des Anwesens steht, sieht dass sich der Architekt aus dem Vokabular diverser historischer Baustile bedient. Dabei erfreuen die Gemäuer von Pierrefonds durch detailfreudige Ornamente wie eine Regenrinne, die in ein Reptil übergeht, aus dessen Mund das Wasser sprudelt.
In den Innenräumen befindet sich eine interessante Skulpturen-Sammlung mit unter anderem der kleinen Schwester der Freiheitsstatue aus dem Atelier von Bildhauer Frédéric-Auguste Bartholdi. Besonders effektvoll sind die »Gisants« aufgebahrt: die liegenden Statuen haben ihren Platz in den Kellergewölben gefunden. Kunstvoll illuminiert lassen sie so manchen Besucher erschaudern.
4. Compiègne: Highlight von Nordfrankreich und Stadt des Waffenstillstands
Nach so viel Geschichte ist es an der Zeit für eine andere Spezialität aus Frankreich. Wir verzichten aufs Frühstück, um uns am Samstagmittag den Vorzügen der Küche hinzugeben. Das »Les Ferlempins« liegt etwas unscheinbar am Südufer der Oise, wo das junge Team uns mit einem Virgin Cocktail begrüßt. Es folgt zunächst köstlich rustikales Brot mit zweierlei Amuses und danach eine stimmige Komposition aus jungen Erbsen, Faisselle (einem Frischkäse) und hausgemachtem Beef Jerky. Nicht weniger überzeugend ist das gegrillte Schweinefilet aus der Picardie sowie das Eis mit Gurke und Thymian.
Zugegeben: Schon während des Essens unterhalten wir uns wieder über Geschichte. War es nicht hier im lebendigen Compiègne, wo Frankreich und Deutschland in beiden Weltkriegen einen Waffenstillstand unterzeichnet haben? Ja, so war es. Schauplatz war in beiden Fällen ein Eisenbahnwagon – und nicht etwa das Schloss von Compiègne, das nach Versailles und Fontainebleau das drittgrößte auf französischem Grund und Boden ist.
Moderater Andrang in Compiègne
Wie wir kurz darauf sehen, besitzt das am Rande der City gelegene Schloss bis heute eine royale Aura. Auch wegen des Schlossparks und der großzügigen Ausfallstraße. Anders als die südlich von Paris gelegenen Paläste aber hält sich der Andrang hier in Grenzen, was auch daran liegen mag, dass nur ein Teil der Säle mit historischem Mobiliar ausstaffiert ist. Ein anderer Flügel ist dem Musée national de la Voiture vorbehalten, in dem historische Kutschen und Tramwagen ausgestellt sind. Ein schöner Ort, um in der Vergangenheit zu schwelgen.
Weitere Information zu Compiègne
Chateau de Compiègne chateaudecompiegne.fr
t’Aim Hotel Compiègne: Prima Stadthotel direkt an der Oise. Rue Pont Neuf 70, taimhotel.com
Restaurant Les Ferlimpins: 13 Cours Guynemer, lesferlempins.fr
5. Rousseau und Rosengarten in der Domaine de Chaalis
Wir fahren noch ein Stückchen weiter in Richtung Paris. Anlass ist das ehemalige Kloster Chaalis, von dessen Kirche nur eine Ruine übriggeblieben ist, die sich malerisch in einer Waldlichtung aufbaut. Nachdem wir die aus dem frühen 12. Jh. stammenden Gemäuer gewürdigt haben, ziehen wir uns in eine weitere Attraktion der weitläufigen Domaine zurück: das Rosarium.
Es handelt sich um eine zeitgenössische Interpretation des Rosengartens, die den Vorläufer aus dem 19. Jh. ersetzt hat. Die Blumenstöcke sind entlang von Sichtachsen gepflanzt und von ehrwürdigen Mauern umgeben. Bogenförmig ranken sie sich über einen Weg, um hier und da eine Art Dach bilden.
Ein schöner Anblick, den wir im fortgeschrittenen Frühjahr nahezu allein genießen.
Das gilt auch für das Musée Jacquemart-André de Chaalis, das sich in einem ehemaligen Konvent befindet, der später zu einem zweigeschossigen Schloss umgebaut wurde. Zur Sammlung gehört ein Werk aus dem Atelier von Albrecht Dürer, aber auch der Espace Jean-Jacques Rousseau, der sich mit Leben und Werk des naturalistischen Philosophen beschäftigt. Die Sammlung gilt als zweitgrößte ihrer Art.
6. Chantilly: Pferdesport vor den Toren von Paris
Den Abend verbringen wir in Chantilly, einer Stadt, die fast an Paris grenzt. Auch sie beherbergt ein Schloss, doch das steht nicht im Mittelpunkt unseres Besuchs. Viel mehr schlendern wir über die Rue de Connétable, die von zweistöckigen, typisch französischen Häusern flankiert wird.
Am Ende der langen Geraden stoßen wir auf ein weiteres Phänomen, für das Chantilly berühmt ist: Das 35 000-Einwohnerstädtchen gilt als wichtigstes Zentrum für Pferdesport in Frankreich. Das zeigt sich ganz in der Nähe des Schlosses im örtlichen Pferdemuseum. Der Bau wurde 1719 im Auftrag von Louis IV. Henri de Bourbon errichtet, um seinen Vierbeinern eine würdevolle Bleibe zu bieten.
Das Ergebnis sind 186 Meter lange Stallungen, die selbst wie ein Schloss erscheinen. Der Bau öffnet sich hin zur Pferderennbahn und bildet gemeinsam mit ihr vor allem im Abendlicht ein erhabenes Gesamtensemble. Wieder so ein architektonisches Highlight von Nordfrankreich.
Dahinter stoßen wir auf eine Straße, deren Pflastersteine an die Strecke des Radrennens Paris-Roubaix erinnern. Anstelle von Fahrrädern aber sind hier einige Oldtimer unterwegs, deren Insassen auf der Suche nach Romantik sind: Nur durch einen Wassergraben getrennt, kommen sie an Schloss Chantilly vorbei.
Zusätzliche Informationen zu Chantilly
Schloss und Musée de Cheval: Rue du Connétable, chateaudechantilly.fr
Hotel Le Chantilly: Charmante Unterkunft mitten in der Stadt mit tollem Frühstück. 9 Petite Place Omer Vallon, hotel-lechantilly.com
Restaurant Le Vertugadin: Rustikales Lokal mit amüsantem Patron und guter Küche. 44 Rue du Connétable
Einkaufen: L’Instant Miels et saveurs, Leckereien aus der Region und ganz Frankreich. 101 Rue du Connétable
7. Arras: Gotik, Grand Place und Geschäfte
Zeit für einen Szenenwechsel. Schließlich besteht der Norden Frankreichs nicht nur aus den Residenzen am Rande der Hauptstadt. Binnen anderthalb Stunden sind wir in Arras – und das kommt einem ziemlichen Tapetenwechsel gleich. Das Städtchen gehörte über Jahrhunderte hinweg erst zur Grafschaft Flandern und danach zu den Spanischen Niederlanden.
Beide Epochen haben das Stadtbild nachhaltig geprägt, denn Arras besitzt mit der Grand Place einen prächtigen Platz, der von Patrizierpalästen mit repräsentativen Giebeln eingerahmt ist. Noch beeindruckender ist die Place des Héros, an deren Nordwestflanke sich der örtliche Belfried aufbaut.
Der gotische Bau ist 75 Meter hoch, die wir überwiegend per Aufzug zurücklegen, um auf die Stadt und ihr Umland zu schauen. Von oben beobachten wir, wie sich immer mehr Menschen für einen gepflegten Kaffee auf dem Platz einfinden. Wieder unten lassen wir uns von der Braderie verzaubern, die an diesem Sonntagmorgen stattfindet. Die Geschäfte sind geöffnet. Ihre Sonderangebote preisen sie im Freien an.
Weitere Infos zu Arras
Belfried: 4 Place des Héros
Festival: Main Square Festival (Ende Juni, Anfang Juli), mainsquarefestival.fr
Braderie: an einem Sonntag Ende Juni
arraspaysdartois.com
8. Highlight von Nordfrakreich: Bergbau und Hochkultur in Lens
Im nahen Lens suchen wir einen flachen Bau von enormen Ausmaßen auf. Er ist in einen Landschaftsgarten eingebettet und besitzt eine streng geometrische Fassade aus Glas und Aluminium. Ein echter Zen-Ort, der die örtliche Dependance des Louvre beherbergt. Seit 2012 zeigt das wohl wichtigste Museum der Welt in der Bergarbeiterstadt einen Teil seiner Sammlung.
Herzstück ist die »Galerie du Temps«, die mithilfe einer Zeitleiste (»Timeline«) einen Überblick über die Entwicklungsgeschichte der Hochkulturen vergangener Jahrtausende bietet. Griechenland, Ägypten und Mesopotamien werden so erstaunlich lebendig. Ganz nebenbei wird deutlich, wie diese Kulturen den Grundstein für spätere Entwicklungen legen – zum Beispiel für das Italien Boticellis und Tintorettos.
Dies alles steht in schrillem Kontrast zu einer Umgebung, die mit Hochkultur bislang wenig am Hut hatte. Viel mehr gruppieren sich spitze Halden um Lens, stille Zeugen einer Vergangenheit als Bergbauzentrum. Als der Kohleabbau nicht mehr rentabel war, kam dem örtlichen Fußballverein die volle Aufmerksamkeit zu.
Der Racing Club de Lens ist eine feste Größe in Frankreich – und ein guter Teil der örtlichen Bevölkerung trägt in der Freizeit das rotgelbe Trikot des Teams. Zu Beginn der Nuller Jahre aber setzte sich die Erkenntnis durch, dass für die Zukunft der Sport allein nicht reichen würde. Also hat sich die Stadt darum beworben, als kulturelles Aushängeschild zu firmieren. Bilbao hat diese Art von Strukturwandel mit Erfolg vorgemacht.
Informationen zu Lens
Louvre Lens: 99 Rue Paul Bert, louvrelens.fr
Brasserie Saint-Théodore: Moderne Brasserie mit preisgekröntem Bier aus eigenem Haus und Biergarten. 238 Rue Paul Bert, saint-theodore.fr
Parade des Géants: Großer Umzug Ende Juni mit stilisierten Riesen, tourisme-lenslievin.fr
9. Chateau de Beaulieu: eine Adresse für Genießer
Höchste Zeit für noch ein Schloss. Doch keine Sorge: Das Chateau de Beaulieu steht nicht im Zeichen der glorreichen Vergangenheit Frankreichs und seiner Herrscher. Vielmehr handelt es sich um einen Landsitz, den Christophe Dufossé zu einer der vornehmsten Unterkünfte der Region gemacht hat.
Das Anwesen gehört zum erlesenen Kreis der Relais & Châteaux und besitzt ein mit einem Michelin-Stern dekoriertes Restaurant. Der ehrgeizige Gastronom stammt aus Calais und möchte die Region nachdrücklich in seine Arbeit mit einbinden. Von den köstlichen Erdbeeren bis zu den Tomaten baut er Obst und Gemüse auf dem Areal des Schlösschens selbst an.
Das Personal stammt aus der Umgebung – und die Bewohner der hauseigenen Farm hat er in Heimen für misshandelte Tiere aufgelesen. Auch beim Interieur macht er vieles richtig: So hat Dufossé den ehrwürdigen Bau leichtfüßig mit modernem Mobiliar ausstaffiert. Eine echte Genießeradresse, dessen Hauptattraktion der Weinkeller ist. Dieser umfasst einige Tausend Positionen mit einer Preisspanne von etwas über 20 bis zu 20 000 Euro pro Flasche.
Chateau de Beaulieu: 1098 Rue de Lillers, Busnes, lechateaudebeaulieu.fr
10. Saint-Omer: Am Rande des Sumpfes
Gegen Ende des Trips ist uns nach Natur zumute. Also suchen wir mit Saint-Omer ein Städtchen auf, das an drei Seiten von einem Sumpfgebiet eingerahmt wird und das gerne mit dem niederländischen Ort Giethoorn verglichen wird.
Schon im 12. Jh. haben die Bewohner der Region mit der Kanalisierung des mehr als 12000 Hektar großen Marais audomarois begonnen, um später mithilfe von Windmühlen fruchtbare Polder anzulegen. Vor allem im 19. Jh. wurden hier mit Erfolg Blumenkohl, Chicorée und 50 weitere Gemüsesorten angebaut, was für beträchtlichen Wohlstand sorgte.
Nach heutigen Maßstäben aber ist der Anbau zwischen den Kanälen zu mühselig, nur noch wenige Bauern halten die Tradition aufrecht. An Bord eines Ausflussschiffes lernen wir, was es damit auf sich hat. Später mieten wir uns ein Kanu, um uns das Ganze noch einmal in bedächtigem Tempo anzusehen. Während wir auf dem Wasser schaukeln, lassen wir uns Baguette mit Käse und Madelaines schmecken.
Informationen zu Saint-Omer
Schau auf die Webseite des Städtchens. tourisme-saintomer.com
Bootstour & Restaurant: La Baguarnette, 3 Rue du Marais, Clairmarais, labaguernette.fr. Ebenfalls sehenswert: die Kathedrale.
11. Highlight von Nordfrankreich: Dunkerque, Seebad der Belle Époque
Fehlt noch das Meer, wo wir uns zum Abschluss des Trips ein wenig Wind um die Nase blasen lassen. Hierzu machen wir uns zum Strand von Dunkerque auf. In Malo-les-Bains zeigt sich die geschäftige Hafenstadt von ihrer besten Seite: Auf dem breiten Boulevard weht eine steife Brise und die bunt angestrichenen Strandhäuschen, sogenannte Kioske, verbreiten träge Urlaubsstimmung.
Wissend, dass unser Trip fast vorbei ist, schauen wir uns etwas wehmütig in den Straßen rund um die Rue Belle Rade um, die unweit des Meeres das Flair eines Seebades verbreiten. Hier stoßen wir auf schöne Beispiele für eine architektonische Ausdrucksform, die als Pittoresker Stil in die Baugeschichte eingegangen ist.
Farbenfrohe Villen, die hier ein Erker und dort einen ornamentierten Balkon aufweisen. Hübsch verzierte Fensterbögen und Dachgiebel gehören sowieso dazu. Doch auch Art-déco und Belle Époque sind in Malo-les-Bains mehr als nur eine Erinnerung.
In der Avenue Gustave Lemaire zum Beispiel wartet eine Villa auf Bewunderer, deren Baumeister sich ganz offensichtlich auf dem Vokabular Antoni Gaudís bedient hat. So schließt sich der Kreis zum Auftakt der großen Tour durch Frankreichs Norden in Saint-Quentin.
dunkerque-tourisme.fr
Weitere Informationen zu den Highlights von Nordfrankreich
Schau auf die Webseite der Region Hauts de France.
Text und Bilder: Ralf Johnen, April 2023. Der Autor war auf Einladung der Region Hauts de France im Norden Frankreichs.
Leave A Reply