Ein kleiner Schiffsanleger auf Lower Matecumbe Key hat es zu überregionaler Berühmtheit gebracht. Auslöser war ein ungewöhnlicher medizinischer Eingriff bei einem Wasserbewohner. Heute ist Robbie’s Marina eine Mischung aus Hippie-Enklave und Spielplatz für Jung und Alt. Ein Muss für einen Reiseblog über Florida.
Kleine Abenteuer? Die gibt es noch auf den Florida Keys. Der Inbegriff hierfür ist Robbie’s Marina. Anders als der Name andeutet, handelt es sich dabei nicht um einen Yachthafen oder etwas vergleichbar Schickes. Nein, wer sich von den Werbetafeln anlocken lässt, findet in unmittelbarer Nähe zum Overseas Highway auf Lower Matecumbe Key eine Villa Kunterbunt vor, die sich allen bekannten Kategorien entzieht.
Kosename Scarface
Angefangen hat 1976 alles damit, dass Robbie und seine Frau Mona einen verletzten Tarpun im Wasser gesichtet haben. Der stattliche Knochenfisch hatte eine aufgerissene Wange, die mit Hilfe eines Arztes und einem bis dahin einmaligen Eingriff genäht werden konnte. Dies hat dem Patienten den Kosenamen »Scarface« beschert.
Wieder in Freiheit ausgesetzt, ließ sich der Rekonvaleszent gerne bei der Nahrungsaufnahme behilflich sein. Mit anderen Worten: Robbie und Mona haben ihn auf den Stegen gefüttert und wieder aufgepäppelt.
Das ist den Artgenossen des Narbengesichtes natürlich nicht verborgen geblieben. Seitdem kommen täglich mehrere Dutzend bis zu zweieinhalb Meter lange Tarpune zu dem Anwesen, die auch etwas von der leichten Beute abhaben möchten. Die Fütterung haben inzwischen Touristen übernommen, die einen kleinen Obolus dafür entrichten, die imposanten Geschöpfe mit Sardinen und anderen Schwarmfischen zu versorgen.
Robbie’s Marina: Hippieenklave mit vielen Optionen
Die künstliche Versorgung freilich entspricht nicht den natürlichen Abläufen der Nahrungskette. Darauf abzielende Nachfragen kontert das Personal mit dem Hinweis, dass die Tarpune sich keineswegs ausschließlich auf diese Form der Nahrungsaufnahme verlassen, sondern auch weiterhin individuell auf Jagd gehen. Außerdem müssten sie sich vor Ort in Florida gegen die gierigen Schlünde von Pelikanen durchsetzen, was einen gewissen Trainingseffekt habe.
Unabhängig von solcherlei Fragen hat sich rund um den kleinen Schiffsanleger eine Hippieenklave gebildet, deren Besucher allerlei Optionen haben. Zum Angebot etwa gehört eine geführte Kajaktour zur unberührten Nachbarinsel Lignumvitae Key. Nicht weniger spannend ist die selbstständige Erkundung der direkten Umgebung per Boot.
Von Robbie’s Marina auf den Florida Keys zum Salzwasserkrokodil
Der Parcours beginnt auf einer kleinen Wasserstraße, an der einige mehr oder weniger repräsentative Hausboote festgemacht haben. Bald aber geht es in die Mangrovenwälder, die den gesamten Inselnorden prägen. Die dichte Vegetation bildet hier zunächst ein tunnelartiges Labyrinth, der nach einer Weile in einen azurblauen Fluss übergeht, um schließlich in einer ebenso weiten wie einsamen Lagune zu enden.
Erst auf dem Rückweg kommen wieder einige Häuser in Sicht, die mitten in die Natur gebaut scheinen. Das hat seinen Preis, denn es kann schon mal vorkommen, dass es sich auf der Terrasse eines solchen Anwesens ein Salzwasserkrokodil von mehr als vier Metern Länge bequem macht.
Einige Hundert dieser archaischen Tiere leben noch im Brackwasser der Florida Keys. Ein beeindruckender Anblick, der aus gebührender Entfernung deutlich entspannter zu genießen ist. Auf engem Raum prallen hier nicht nur verschiedene Ökosysteme aufeinander, sondern auch Wildnis und Zivilisation. Darauf einen Drink in der Tiki-Bar.
Reiseblog über Florida
Informationen über Robbie’s Marina: das Anwesen gehört technisch gesehen zum Ort Islamorada, befindet sich aber auf Lower Matecumbe Key. Mile Marker 77.5, 77522 Overseas Highway, Islamorada.
Lage 150 km südwestlich von South Beach Miami, 120 km östlich von Key West. Anfahrt über den Overseas Highway. Öffnungszeiten: täglich 7–20 Uhr. Eintritt: Tarpun-Fütterung 2,25 USD, mit einem Eimer Fische 4 USD.
Aktivitäten: Von Schnorcheln bis Paragliding gibt es eine breite Palette. Kajaks kannst du stunden- oder tageweise ausleihen. Die hier beschriebene Tour dauert etwa zwei Stunden, Angeltrips sind ab 45 USD zu haben.
Essen und Trinken: Zum Anwesen gehört das Hungry Tarpon Restaurant, täglich von 6.30 bis 21 Uhr.
Unterkünfte: Schnäppchen sind auf den Keys nicht zu machen. Hübsch aber teuer ist das Topsider Resort, 75500 Overseas Highway (Milemarker 75.5), Islamorada.
Text und Fotos: Ralf Johnen, November 2021.
Comment
…krasser, eindrucksvoll fotografierter Gegensatz zu z.B. dem weit entfernten Oklahoma…Frida agiert ganz schön gefährlich……😉 , Manni.