Die Route 66 ist auch eine Reise durch die amerikanische Geschichte. In Springfield, Illinois, hat mit Abraham Lincoln einer der wichtigsten US-Präsidenten seine Karriere begonnen. Eine Spurensuche.

So könnte es ausgesehen haben, als Lincoln und seine Leute getagt haben
Abraham Lincoln wurde 1809 in Kentucky geboren. Als er 1837 in die Hauptstadt des Bundesstaats Illinois kam, gründete der junge Mann dort eine Anwaltskanzlei. Im selben Jahr stellte er sich erstmals öffentlich gegen die Sklaverei auf, deren Abschaffung den Rest seines Lebens begleiten sollte. Zunächst als Mitglied des US-Repräsentantenhauses für die konservative Partei Whigs. Später als Mitbegründer der Republikaner für den Staat Illinois – und schließlich ab dem 6. November 1860 als deren erster amerikanischer Präsident.
Partei zur Abschaffung der Sklaverei
Die Republikaner hatten sich 1854 eigens zur Abschaffung der Sklaverei formiert. So war es wenig verwunderlich, dass sich die politische Lage nach Lincolns Sieg binnen kurzer Zeit zuspitzte. Dies führte bis Mai 1861 zur Abspaltung von elf Bundesstaaten und somit zum Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkriegs.

Bilder Szene mit historischen aus dem Abraham Lincoln Presidential Museum and Library
Der Konflikt mündete bekanntlich in einer Niederlage der Südstaaten und dem – zumindest formalen – Ende der Sklaverei. Doch Lincoln musste den höchsten Preis bezahlen: Kurz nach seiner Wiederwahl wurde er am 14. April 1865 Opfer eines Attentats, dem er einen Tag später erlag.

Bild mit Symbolkraft: Der geteilte amerikanische Adler am Eingang zum State Capitol in Springfield
Die Positionierung der Republikaner übrigens wird von manchen Historikern keineswegs nur als humanitärer Akt bewertet. Vielmehr sei es in einem kaum weniger wichtigen Plot darum gegangen, die inneramerikanische Dominanz der Nordstaaten zu zementieren und die Südstaaten zu schwächen. Nicht weniger interessant ist vor diesem Hintergrund, dass Teile der afroamerikanischen Community bis heute die Grand Old Party wählen, obwohl sich diese mittlerweile denkbar weit von ihren einstigen Idealen entfernt hat.

In Springfield, Illinois treffen sich Abraham Lincoln, die Eisenbahn und die Route 66
Geschichtsstunde an der Route 66
So oder so mögen Abraham Lincoln und die Route 66 wenig miteinander zu tun zu haben. Weil aber der Trip von Chicago nach Los Angeles immer auch eine Reise durch die amerikanische Historie ist, gehört eine Geschichtsstunde in Springfield zum Pflichtprogramm.

Das State Capitol in Springfield, Illinois, wo Abraham Lincoln gewirkt hat
Wichtigste Station ist ein Gebäudekomplex mit dem etwas sperrigen Namen Abraham Lincoln Presidential Library and Museum. Dort können Besucher sich auf vielseitige Weise mit dem Leben eines Politikers auseinandersetzen, der von Idealen angetrieben wurde. Eine Erfahrung, die im Spiegel der amerikanischen Gegenwart gleichzeitig lehrreich und schmerzhaft ist.
Trotz der schweren Thematik ist die Ausstellung durchaus unterhaltsam. Neben historischen Dokumenten über das Leben von Abraham Lincoln und den für die Amerikaner so traumatischen Bürgerkrieg, umfasst sie ganze Wände mit Karikaturen aus der Epoche, Multimediainszenierungen und den Nachbau von Originalgebäuden aud der Gründerzeit der USA. So kann es passieren, dass die Stunden vorbeifliegen.

Foto: Ralf Johnen
Dabei verdienen auch weitere historische Orte in Springfield Aufmerksamkeit. Das Abraham Lincoln Home bewohnten Abe, seine Frau Mary und ihre Kinder von 1844 bis 1861. Es ist Kernbestandteil einer »historic area«, die sich über vier Blocks erstreckt und dabei ein recht authentisches Bild von der Ära zeichnet.
Die letzte Ruhestätte von Abraham Lincoln an der Route 66
Lincolns Grab befindet sich etwas außerhalb der Stadt. Ein Obelisk auf einem wuchtigen Sockel und verschiedene Statuen verleihen der letzten Ruhestätte von Abraham Lincoln eine staatsmännische Aura, die sich in einer gepflegten Parkanlage fortsetzt. Ebenso sehenswert wie unübersehbar ist außerdem das State Capitol: Die Kuppel des Prunkbaus überragt mit einer Höhe von 110 Metern sogar das Kapitol in Washington.

Foto: Ralf Johnen
Abraham Lincoln und die Route 66
Abraham Lincoln Presidential Library and Museum: 212 North Sixth Street, Springfield, IL 62701, das Museum ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt kostet 15 USD.
Lincoln Home National Historic Site: Am Rande von Springfield existiert darüber hinaus ein vom National Park Service betreutes Viertel zum Gedanken an Abraham Lincoln. 413 S 8th St, Springfield, IL 62701, täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet (im Winter bis 17 Uhr), der Eintritt ist kostenlos, Parken 2 USD.
Lincoln Tomb: Imposantes Familiengrab. Oak Ridge Cemetery, 1500 Monument Ave, Springfield, IL 62702, täglich von 7 bis 20 Uhr geöffnet, von September bis April bis 17.30 Uhr.
Illinois State Capital: 401 South 2nd Street, Springfield IL 62701, Montag bis Freitag von 8 bis 16, Samstag und Sonntag von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

But coffee first: die Besitzerin von Custom Cup in Springfield mit ihrer Kaffeeröstmaschine
Weitere Attraktionen der Route 66 in Springfield, Illinois
Allgemeine Informationen auf der Webseite von Springfield (visitspringfieldillinois.com).
Tollen Kaffee gibt es bei Custom Cup (customcupcoffee.com) in der City. Außerdem zeigt das das multifunktionale Haus Route 66 Motorheads (66motorheads.com) fotogene Motive. Es dient als Kuriosum, Ausstellungshaus, Restaurant und Bar.
Unterwegs auf der Route 66 in Illinois
Dies ist die neunte von insgesamt 66 Geschichten über die Route 66 auf Boarding Completed. Von der achten Station, dem Route 66 Museum in Pontiac, sind es rund 170 Kilometer bis nach Springfiled. Die Fahrtzeit beträgt rund zwei Stunden. Bis in den Süden von Springfield, wo mit dem Cozy Dog die zehnte Attraktion und zugleich eine kulinarische Institution wartet, sind es nur fünf Kilometer Richtung Süden.
Text und Bilder: Ralf Johnen, zuletzt aktualisiert im April 2025.
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