Schnelle Autos, große Villen und eine dralle Blondine im Bett (nach Vorliebe ist dieser Punkt variabel). So sieht das Leben eines Promis aus. Aber dies kann schmerzvoll, geschmacklos und ganz sicher tragisch enden. Ort dieses Endes sind oft Hotelbetten. Egal ob nobel oder schrammelig. Dem Tod ist das egal.
Der leise Tod
Heroin, Alkohol, Schlaftabletten. Kurzum: die Sucht. Ein bekannter Begleiter für Menschen im Rampenlicht. Ganz nach dem Motto, wer hoch fliegt, der fällt tief. Diejenigen, die noch vor Stunden als umjubelter Musiker auf der Bühne standen, hängen später abwesend in der Ecke, pinkeln sich in die Hose (weil sie den Weg zum Klo nicht finden), begatten alles und jeden (gerne auch mal ohne Gummi) und wundern sich am nächsten Morgen, dass die Welt gar nicht so rosarot aussieht wie am gestrigen Abend. Was resultiert daraus? Noch eine Partynacht. Mehr Kokain. Noch mehr Whisky. Mehr geht immer, bis dann nichts mehr geht.
Jimi Hendrix war, bevor er im Londoner Samarkand Hotel starb, in einer desaströsen Verfassung. Der jahrelange Drogenkonsum war daran schuld, hinzu kamen Depressionen. Die Umstände seines Todes haben zahlreiche Verschwörungstheorien heraufbeschworen. Sicher ist, dass er an seinem Erbrochenem starb. Angeblich hatte er neun Schlaftabletten geschluckt, wobei die empfohlene Dosis des Herstellers höchstens eine am Tag war. Nach Rotwein soll er gestunken haben, so wurde berichtet.
Seine damalige deutsche Freundin Monika Dannemann verständigte nicht sofort den Krankenwagen, sondern stattdessen einen guten Freund. 26 Jahre nach Jimmys Tod wurde sie deswegen von einer anderen Freundin des Rockstars verklagt und verurteilt. Das wiederum hatte zur Folge, dass Dannemann zahlreiche Todesdrohungen erhielt. Zwei Tage nach dem Urteil wurde sie tot in ihrem Auto aufgefunden. Sie hatte sich vergast. Hendrix befand sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Was wäre aus dem Gitarristen geworden, wenn er nicht im Alter von 27 Jahren erstickt wäre?
Popstars, die es in Hotelzimmern erwischt hat: Der fremdverschuldete Tod
… oder der Mann, der keiner Frau gut tut. Schon klar, dass es davon einige Exemplare auf dem Planeten gibt. Aber glücklicherweise hat nicht jeder gleich die Aura, dass die menschliche Pumpe bei den Frauen stehen bleibt. In diesem Fall schon. Der Mann heißt Bertrant Cantat und es sei gleich gesagt er lebt noch und starb nicht in einem Hotelzimmer.
Kennen muss man den Sänger der französischen Rockgruppe Noir Desir nicht, aber in Frankreich war er ein Superstar. Heute ist er eher eine tragische Gestalt. Schade, denn der Mann hatte die Poesie von Jim Morrison, gepaart mit einem sozialen Engagement wie Herbert Grönemeyer. Seine Musik war rockig und düster, aber sein Leben ganz normal bis spießig. Zumindest war dies noch 2001 so, als die Band Noir Desir einen kometenhaften Erfolg hatte.
2002 kam alles ganz anders. Trotz schwangerer Ehefrau daheim (plus bereits fünfjährigen Sohn) traf Bertrant auf eine Frau die sein Leben veränderte (und er ihres). Natürlich klingt das nicht fein, wenn ein Mann seine Frau verlässt, für eine andere. Und das kurz nach der Geburt. Dennoch ist doch keiner davon frei, dass er einem Menschen begegnet (ungewollt und zufällig) der die bisherige Ist-Situation komplett aus den Angeln hebt. Das könnte selbst der treusten Seele passieren. So geschehen bei Bertrant, als er auf Marie Trintigant traf – eine bekannte französische Schauspielerin. Übrigens auch kein Kind von Traurigkeit, bei vier Kindern von vier Männern.
Wahrscheinlich wußte das auch Bertrant in der Nacht, als er in einem Eifersuchtsstreit Marie außer sich vor Wut ins hübsch geschminkte Gesicht schlug. Marie fiel auf das Bett des Hotelzimmers in Vilnius, wo sie gerade für einen Film verweilte. Bertrants Reaktion auf den Schlag war immens engagiert: Blind vor Wut kümmerte er sich nicht weiter um seine Geliebte, sondern legte sich neben sie schlafen. Erst am nächsten Morgen wurde er stutzig, als die Freundin noch immer genauso da lag, wie am Abend zuvor. Kein Wunder. Er hatte Marie in ein tödliches Koma geprügelt.
Das hatte eine Verurteilung zur Folge, wobei er nur vier Jahre davon absitzen musste. Immer zur Seite stand ihm dabei seine Exfrau und Mutter seiner zwei Kinder. Vor Gericht sagte sie für ihn aus, ins Gefängnis schrieb sie ihm Briefe, besuchte ihn und nahm ihn angeblich wieder zu sich auf, nachdem er entlassen wurde. Zwei Jahre später erhängte sich eben diese Exfrau: Kristin Rady in ihrem Haus. Angeblich soll Bertrant ein Stockwerk drüber wieder einmal geschlafen haben.
Der legendäre Tod
Das Chelsea Hotel in New York City ist noch heute legendär. Andy Warhol hat seine Rechnungen dort mit Bildern bezahlt, Leonard Cohen hat es besungen, Dylan Thomas hat sich dort zu Tode gesoffen und Luc Besson hat hier den Film „Leon – der Profi“ gedreht. Heute bietet das Hotel neben den Zimmern Touristentouren an. Highlight ist Zimmer 100, dessen Schlüsselanhänger man als Souvenir erstehen kann. Ein makaberes Souvenir.
Ein dunkler, verwahrloster Raum. Übelster Gestank. Leere Flaschen, ausgedrückte Kippen. Ein Haufen Dreck. Inmitten dieser verrottenden Welt liegt Nancy Spungen im Bett – in ihrem eigenen Blut. Sie wurde erstochen. Sid Vicious, ihr Freund, lag neben ihr im Bett, als man sie fand. Er schlief.
Nancy war Groupie. Das war bekannt. Sie vögelte mit Aerosmith oder spreizte gekonnt die Beine für die Gebrüder Ramone. Ihr Leben war unkonventionell. Selbstmordversuche gehörten zur Tagesordnung, die Heroinabhängigkeit war ihre Flucht in eine andere Welt. Alles in allem ein Weg der Selbstzerstörung – oder besser – sie lebte „Sex, Drugs and Rock ’n‘ Roll“ vom Feinsten. Eine Weltansicht, die sie mit der damaligen Punkbewegung teilte. Als sich die Sex Pistols trennten – in der Sid Vicious Bassist (untalentierter ging es kaum noch) war, wurde Nancy seine Managerin. Ein Paar, das sich gegenseitig zerstörte. Nancy führte Sid an die harten Drogen heran, und Sid, alias John Simon Ritchie, wurde genau in diesen Momenten zu dem fiesen Typen, den er in seinem Künstlernamen trug. Eben vicious, auf Deutsch teuflisch, ein Wesenzug, den man ihm im nüchternen Zustand niemals zugetraut hätte.Dann galt er als sensibel, humorvoll und eher kindlich als männlich.
Doch in der Nacht zum 12. Oktober 1978 geschah das, woran er sich nicht erinnerte. Als man ihn aus seinem komatösen Schlaf holte, wusste er nicht, dass Nancy tot neben ihm lag. Totaler Blackout. Dennoch wurde er festgenommen wegen Mordes an Nancy Spungen. Im Februar 1979 zahlte seine damalige Plattenfirma 50.000 US-Dollar, um Sid aus dem Knast zu holen. Für die Plattenbosse eine absolute Fehlinvestition. Hatte man doch insgeheim gehofft, aus dem Liebesdrama Profit zu schlagen, indem man ihn musizieren ließ und den Mythos um die Todesnacht weiter aufblies. Doch Sid selbst hat sich unvergesslich gemacht. Am Abend seiner Freiheitsparty starb Sid Vicious an einer Überdosis Heroin. Verabreicht im Chelsea Hotel, eben diesem, wo er Nancy mutmaßlich erstochen haben soll.
Lange Zeit ging man von einem Selbstmord aus. In gewisser Weise hatte er mit genau diesem Akt zusätzlich seiner Plattenfirma gepflegt den Mittelfinger gezeigt. Sid sei nie über den Tod seiner geliebten Nancy hinweggekommen, angeblich sei auch ein Brief an sie an seinem Fundort aufgetaucht. Doch seine Mutter Ann Beverly setzte der Tragödie Jahre später die Krone auf (die Frau ist nicht wirklich glaubhaft, weil sie selbst jahrzehntelang heroinabhängig war und ebenfalls an der Drogensucht starb), als sie behauptete, sie persönlich hätte Sid den tödlichen Schuss gesetzt. Angeblich weil dieser vorher den Konsum von hochkonzentriertem Heroin überlebt hatte und sie ihn vor dem sicheren Gefängnis bewahren wollte. Sie, die Mutter, dachte nämlich, dass Sid den Knast und die dortigen harten Jungs niemals überlebt hätte. Ein Traum von einer Mutter, oder?
Ironischerweise hat Dee Dee Ramone, der auch schon Nancys Lippen gekostet hat, sich später im Hotel Chelsea eingemietet, um das Buch „Chelsea Horror Hotel“ zu schreiben. Dafür wird er seine Gründe gehabt haben. Vielleicht war einer der, dass Sid und Nancy sozusagen im halbtoten Zustand abends noch immer durch das Hotel an der 23rd Street spuken.
Popstars, die es in Hotelzimmern erwischt hat: Der komplexe Tod
Michael Hutchence, Frontmann der australischen Band INXS, war ein Sexsymbol. Unglaublich bei diesen Aknenarben und den Schweinelöckchen. Aber – der Mann hatte Charme. Ihm erlegen waren Frauen wie Kylie Minougue oder Helena Christensen. Sein Herz erobert hatte jedoch Paula Yates – eine Schreckschraube par excellence mit einem Faible für Sänger. Die englische Moderatorin war bis dahin Ehefrau von Sir Bob Geldof (und Mutter der heutigen Peinlich-It-Girls Pixie und Peaches, plus der eher unbekannten Fifi Trixibelle). Ein weltbekannter Hit und ein weltumgreifendes Hilfsprojekt machten Bob Geldof zu dem Unantastbare, aber im Fall Paula Yates war er der Verlierer. Michael hatte ihm die Frau ausgespannt. Doch die schräge Liebe sollte nicht lange halten.
Michael Hutchence starb 1997 im Ritz-Carlton Hotel in Sydney. Das Zimmermädchen fand ihn kniend mit seinem schwarzen Ledergürtel um den Hals. Erhängt an einer Tür. Zudem war er nackt. Wie er starb? Tausend Theorien, keine Sicherheiten. Der Pathologe sagt, er hätte Alkohol im Blut gehabt, Kokain und Prozac (ein Antidepressivum) – und es sei garantiert Selbstmord gewesen (eine These, die auch enge Freunde unterstützen). Paula Yates behauptete, es könnte ein autoerotisch motivierter Tod gewesen sein und schloss Selbstmord kategorisch aus. Es gibt Autoren, die sprechen von Mafia-Mord. Wie auch immer, Michael Hutchences Tod war ein Verlust. Insbesondere für seine kleine Tochter Heavenly Hiraani Tiger Lily (welcher Name des Töchter-Quartetts ist eigentlich der schlimmste?).
Paula Yates hat das Hemd des Leichnams während der Trauerfeier mit Heroin bestückt (ein romantisches Souvenir an die gemeinsame Zeit?), drei Jahre später nahm eine ungewollte Überdosis dieser Droge ihr das Leben. Die damals dreijährige Tiger Lily befand sich mit ihr in der Wohnung, als sie starb. Noch bevor die australischen Behörden informiert werden konnten, klagte Bob Geldof das Sorgerecht für die Kleine ein, das ihm prompt zugesprochen wurde. Ein Tod, um den sich zahlreiche Verschwörungen ranken. Man könnte meinen – alles dummes Zeug. Er war ein Sänger, der Drogen nahm, depressiv wurde und in einem Moment der geistigen Umnachtung auf die schräge Idee kam, sich das Leben zu nehmen, weil eben dieses ihm momentan gar nicht gefiel. Die Frage ist nur: Wieso ist sein Vermögen von 20 Millionen US-Dollar bis heute verschwunden?
2 Comments
Coole Schreibe 🙂 Gefällt, wenn auch die beschriebenen Schicksale tragisch sind. Da weiss man wieder mal, was man vom einfachen Leben hat 🙂
Nancy Spungen wurde nicht im Bett neben Sid Vicious gefunden, sondern unter dem Badezimmerwaschbecken liegend. Und die Mitglieder der Ramones waren auch keine „Gebrüder“. Aber nicht nur die Recherche lässt sehr zu Wünschen übrig. Der Artikel ist so unnötig reißerisch wie anmaßend. Traurig, wie hier über das Ableben von Musikern geschrieben wird. Und eine Webseite zu bewerben „für diejenigen, die Spaß an den Todesursachen von Promins haben“, ist der Gipfel der Geschmacklosigkeit.