Das Eishotel Sorrisniva in Nordnorwegen ist Jahr für Jahr eine Festung des Winters, ehe es im Frühling zum Fanal der Vergänglichkeit wird.
Meine erste Übernachtung in einem Iglu-Hotel hat nur bedingt nach Wiederholung geschrien. Deshalb war meine Erwartungshaltung an die Besichtigung noch eines dieser Etablissements eher gedämpft. Wie man sich täuschen kann, zeigt das Eishotel Sorrisniva in der Finnmark in Norwegen.
Grauadler kreisen über einem zugefrorenen Fluss
Schon bei der Anreise zum Sorrisniva ein kleiner Moment der Verzückung: Auf dem zugefrorenen Fluss mit dem entzückenden Namen Gammelbollo thront ein Grauadler.
Wenig später sehe ich das Gebäude. Mit umgerechnet 290 000 Euro Baukosten ein Schnäppchen für Norwegen. Und zugleich ein Fanal der Vergänglichkeit: Das Eishotel ist von Mitte Januar bis zur zweiten Aprilwoche geöffnet. Dann schmilzt es langsam dahin und schon bald wird die Mittsommernacht den entlegenen Zipfel Land am 69. Breitengrad in monatelanges Dauerlicht hüllen.
Skulpturen aus Eisblöcken
Der große Unterschied zum Pendant in den Alpen: Das Sorrisniva ist keine Skulptur aus gepresstem Schnee, sondern ein Konstrukt aus mehr oder weniger klaren Eisblöcken von klarer Kontur.
Bizarr ist die Hochzeitskapelle, die kein Potemkinsches Dorf ist, sondern von den hier lebenden Sami tatsächlich genutzt wird. Vor allem während des heiligen Osterfests, wenn hier ein Paar nach dem anderen durchgeschleust wird – mit Entouragen, die bis zu 800 Personen umfassen. Die Menschen in Norwegen feiern gerne. Und sie feiern sehr traditionell. Mit Rosen in der Hochzeitskapelle.
Formidable Hausbar im Eishotel Sorrisniva
Auch die Drinks in der Hausbar sind formidabel: Wodka Curacao macht sich gut im Eisglas. Und am Gaumen. Die Skulpturen im Foyer zeichnen die Geschichte Norwegens nach. Manch martialisch anmutender König zeigt hier seine Fratze. An den Wänden sehe ich tiefgefrorene Fotografien vom Polarlicht, das mir bei diesem Trip nach Nordnorwegen ein klein bisschen weniger verborgen bleibt, als bei anderen Gelegenheiten zuvor.
Auch die Zimmer haben ihren Charme: Bei konstant minus sechs Grad kann ein Feuerchen nicht schaden – auch wenn es sich nur um eine Illusion handelt. Nach 90 Minuten konstatiere ich: In gefrorenem Aggregatszustand ist die Welt poetisch.
Informationen zum Eishotel Sorrisniva
Das Hotel Sorrisniva befindet sich ungefähr 20 Kilometer südlich von Alta, der größten Stadt der Finnmark. SAS und Norwegian fliegen den Ort täglich an. Das Hotel bezieht einen guten Teil seiner Gäste aus Kreuzfahrtschiffen. Eine Übernachtung im Doppelzimmer kostet um die 200 Euro. Die Besichtigung des Eispalastes kommt auf rund 20 Euro.
Text und Fotos: Ralf Johnen, zuletzt aktualisiert im Februar 2023. Der Autor war auf Einladung von Visit Norway im Eishotel Sorrisniva in der Finnmark.
Der Song zum Hotel stammt vom Peter Grummich: Frozen World
2 Comments
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Es ist zugegebenermaßen nicht ganz die Saison dafür, Tabitha, aber hoffentlich können wir uns die Bilder in wenigen Wochen ansehen und dabei ein ganz klein wenig Abkühlung erfahren.