Eisminigolf ist eine seltene Sportart, die nur in Nordnorwegen ausgeübt wird. Wir haben uns der Endabrechnung im ewigen Eis gestellt.
Der zweithöchste Leuchtturm von Süd-Estland. Oder das drittälteste Weingut der West-Pyrenäen. So klingt die für den Tourismus typische Suche nach dem Superlativ. Es ist ein mühseliges Geschäft. Doch es gibt sie noch, die Alleinstellungsmerkmale. Auch wenn sie nicht gerade um die Ecke zu finden sind.
Minus 50 Grad Celsius
Kautokeino etwa hält den ewigen Kälterekord Norwegens: Minus 50,2 Grad soll es einst im Norden der Provinz Finnmark gewesen sein. Oder 50,4 Grad. Darüber streiten sich die Geister.
Aber das ist nicht alles. Der kleine Ort mit seinen rund 300 Einwohnern befindet sich mitten im Land der Sami. Und weil die Norweger bei der Respektierung des indigenen Volkes Skandinaviens inzwischen weit vorne liegen, haben die ursprünglichen Bewohners des kargen Landstrichs das Privileg bekommen, das führende Hotel des Ortes nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Keine Selbstverständlichkeit, denn die Thon Hotels sind ansonsten eher gleichförmig.
Die weltweit einzige Halle für Eisminigolf
Womit wir wieder bei den Alleinstellungsmerkmalen wären. Das Hotel in Kautokeino nämlich beherbergt die weltweit einzige Halle für Eisminigolf. Einen aus neun Bahnen bestehenden Parcours, den meine Begleiter und ich im Polaranzug absolvieren. Mit Ski-Handschuhen, aber ohne Spikes unter den Schuhen.
Eine Herausforderung, der ich mich aufgrund meiner von zahllosen Minigolf-Partien genährten Kindheit gewachsen fühle. Schon auf der zweiten Bahn gelingt mir ein »Hole in one«, was mich teuer zu stehen kommt: Die Mitspieler fordern eine Runde Wodka – obwohl es doch ungeschriebenes Gesetz ist, dass der erfolgreiche Sportler mit stattlichen Preisgeldern versorgt wird.
Endabrechnung im ewigen Eis
Ich lasse mich davon nicht in meiner Konzentration stören, verfolge unbeirrt meinen Weg. Allerdings bemerke ich, dass der unkonzentrierte Chronist der Runde mir zwei Mal eine 8 aufschreibt, obwohl ich nur drei Schläge benötigt habe. So belege ich in der Endabrechnung nur Platz 2. Zwei Schläge über dem Platzrekord. Ich schweige ob der Ungerechtigkeit – wohl wissend, dass es sonst noch teurer werden könnte.
Stattdessen freue ich mich auf einen weiteren Superlativ: Das Thon Hotel in Kautokeino in Nordnorwegen ist nicht nur DER Ort für Eisminigolf, sondern es beherbergt auch das einzige Eiskino, in das man direkt mit dem Motorschlitten fahren kann.
Rentierfelle in der Eis-Arena
Damit es auf den Eistribünen auszuhalten ist, liegen dort Rentierfelle aus. Außerdem verteilt das Personal einen kochend heißen Drink, den meine Geschmacksnerven als Mischung aus After Eight, Kakao und Wodka zu identifizieren glauben. Auf der vor Eiskristallen funkelnden Leinwand sehen wir samische Independent-Kurzfilme. Ein Horror-Stück. Eine anrührend aus Scherenschnitten komponierte Liebesgeschichte. Und ein Roadmovie mit schweigenden Männern. Ein Fest.
Beide Alleinstellungsmerkmale übrigens werden vom Hotel-Manager erst auf Nachfrage als solche preisgegeben. So macht das Entdecken noch Spaß.
Informationen zum Eisminigolf in Nordnorwegen
Kautokeino befindet sich ungefähr zwei Fahrstunden südlich der Provinzhauptstadt Alta, die von SAS und Norwegian ab Oslo angeflogen wird.
Eisminigolf und Eiskino werden im Thon Hotel Kautokeino je nach Witterung von Anfang Januar bis Mitte April angeboten.
Text und Bilder: Ralf Johnen, zuletzt aktualisiert im Januar 2023. Der Autor war auf Einladung von Visit Norway in der Finnmark.
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